Bäume sind besonders im Gebirge und Hügelland hohen Belastungen ausgesetzt. Infolge grosser Schneemengen und windexponierter Lagen auf Kreten und Kuppen wirken regelmässig starke Kräfte auf Stamm und Äste. Wird die mechanische Beanspruchung zu gross, brechen die Stämme unter der Last, wie dies die starken Stürme der letzten Jahrzehnte eindrücklich gezeigt haben.
Nicht selten hält zwar der Stamm den Belastungen äusserlich stand, doch bilden sich im Innern Faserstauchungen und Faserrisse. Dies geschieht dann, wenn die Zugfestigkeit des Holzes auf der windzugewandten Seite ausreicht, um den Stamm intakt zu halten, gleichzeitig aber die Druckfestigkeit auf der anderen Seite überschritten wird. Die Zugfestigkeit des Holzes ist ungefähr doppelt so gross wie die Druckfestigkeit.
In diesen Fällen werden die Holzfasern auf der windabgewandten Stammseite quer zur Faserrichtung zusammengedrückt. Eine solche Überbeanspruchung kommt häufig bei sich wiederholender Druck- und Biegebelastung vor, was während Stürmen mit starken Windböen der Fall ist. Auch grosse Nassschneemengen oder Eisanhang können zu Faserstauchungen führen, insbesondere bei einseitiger Kronenform.
Wulstholz als Reaktion auf die Verletzung
Der Baum reagiert auf Faserstauchungen und Stauchbrüche mit sogenanntem Wulstholz, um die verminderte Stabilität des Stammes auszugleichen. Mit diesem speziell kurzfaserigen, ligninreichen Wundholz werden die Druckstauchungen im Verlauf des weiteren Stammwachstums überwallt, wobei sich nach einigen Jahren oft auffallend wulstige Verdickungen an der Stammoberfläche bilden. In der Regel gehen die Faserstauchungen von den Astansätzen aus, weil diese die natürliche Schwachstelle im Faserverlauf sind. Von den Ästen erstrecken sich die Schädigungen aufgrund von Schubspannungen oft diagonal versetzt zur Stammachse, was nach der Überwallung zu typisch kreuzförmigen Wulsten führt (Abb. 1). Diese sind nach dem Ablösen der Rinde besonders gut sichtbar.
Wulstholz: dieses charakteristische Wundgewebe unterscheidet sich deutlich von normalem Holz und führt hin und wieder zu gut sichtbaren Wuchsanomalien.
Bäume mit Faserstauchungen lassen sich allerdings nicht immer so gut erkennen, weil schwache Verletzungen nur eine geringe Reaktion hervorrufen und weil durch das Dickenwachstum des Stammes die Überwallungswulste mit der Zeit verschwinden können. Die Stauchungen sind in diesen Fällen vielfach nur mikroskopisch festzustellen (Abb. 2). Dies ist bei der Verarbeitung von Hölzern aus ehemals durch Wind oder Schneebruch geschädigten Beständen zu beachten, da die Bäume durch das Wulstholz auch nach langjähriger Überwallung ihre normale Festigkeit nicht wieder erlangen und meist nicht mehr als Konstruktionsholz verwendet werden können. Nadelholz, vor allem Fichten aus exponierten Lagen, gilt als besonders vom Stauchbruch gefährdet.
Wulstholz bildet sich nicht nur nach Faserstauchungen, sondern auch nach anderen Stammverletzungen wie Frostleisten oder Blitzrinnen.
Quellen
- Knuchel, H. (1947): Holzfehler. Werner Classen Verlag Zürich. 3. Auflage.
- Richter, Ch. (2010): Holzmerkmale. DRW-Verlag. 3. überarbeitete und erweiterte Auflage. 224 S.
- Schmidt-Vogt, H. (1986): Die Fichte. Ein Handbuch in zwei Bänden. Band 2/1: Wachstum, Züchtung, Boden, Umwelt. Verlag Paul Pary Hamburg.
(TR)