Die in Mitteleuropa bislang nur wenig angebaute Libanonzeder zeichnet sich u. a. durch ihr leicht zu bearbeitendes und wetterbeständiges Holz aus. Der anspruchslose Baum besitzt vermutlich kein invasives Potenzial und bietet sich als Alternative für Fichtenstandorte an.

1 Allgemeines

Name  
(wiss): Cedrus libani [A.RICH], Syn: C. libanotica
(deutsch): Libanonzeder, Libanon-Zeder
Familie: Pinaceae

Natürliches Verbreitungsgebiet: Die heutigen Vorkommen der Libanonzeder sind nur noch Reliktstandorte, da viele Wälder durch jahrhundertlangen Raubbau zerstört wurden.

Im Libanon beträgt die Fläche des natürlichen Verbreitungsgebietes etwa 2.000 ha und erstreckt sich entlang des Libanongebirges vom Norden des Landes bis in den Süden, parallel zur Mittelmeerküste. Es gibt auch Populationen im Anti-Libanon; dieses Gebirge bildet die Grenze zwischen dem Libanon und Syrien.

Die Areale in Syrien sind insgesamt etwa 1.000 ha groß und liegen im Westen (Anti-Libanon), im Norden und im Süden des Landes in Höhenlagen zwischen 1.100 m und 1.300 m ü. NN.

Das größte Vorkommen befindet sich in der Türkei in Anatolien und erstreckt sich von Fethiye im Westen bis Maraş im Osten und schließt Teile des westlichen und mittleren Taurus mit ein. Dieses Vorkommen ist etwa 100.000 ha groß und liegt in Höhenlagen von 700 m bis 1.400 m ü. NN. Zusammen mit vielen kleinen Vorkommen, die über das Land verteilt sind, beläuft sich die Gesamtfläche auf etwa 600.000 ha in der Türkei. Dort wächst die Libanonzeder unter anderem in Mischbeständen mit der Kilikischen Tanne (Abies cilcica), dem Syrischen Wacholder (Juniperus drupacea) und der Schwarzkiefer (Pinus nigra subsp. pallasiana), bildet aber auch Reinbestände.

Vorkommen und Anbaugebiete in Deutschland: Die Libanonzeder ist weit verbreitet als Park- und Gartenbaum.

Praxisbeispiel
  • Im Park des Weinheimer Schlosses steht ein Exemplar, dessen Pflanzjahr auf 1720 geschätzt wird.
  • In Deutschland gibt es kleinere Flächen, auf denen sie angepflanzt wurde, so zum Beispiel auch im Botanischen Garten in Bayreuth. Hier stehen 66 Individuen von Cedrus libani subsp. stenocoma.

2 Ökologie

2.1 Standortansprüche
  • Nährstoff- und Wasserhaushalt: Die Libanonzeder verlangt einen sonnigen Standort und kalkhaltige Böden. In ihren Herkunftsgebieten besiedelt sie häufig die Bodentypen Terra fusca, Terra rossa, Übergangsformen zu Rendzinen und Parabraunerden. Diese Bodentypen sind überwiegend gekennzeichnet durch stickstoffreiche, lehmige oder feinsandige Substrate von hoher Durchlässigkeit, die eine günstige Durchlüftung garantieren. Die pH-Werte sollten zwischen 6,5 bis 7,8 liegen. Die Niederschläge in ihren Herkunftsgebieten erreichen im Winter (November bis Februar) ein Maximum, während der Sommermonate (Juli bis September) gibt es Dürreperioden, die die Libanonzeder verträgt. Während der Vegetationsperiode liegt ihr Optimum bei 425 mm, wobei es für ihr Wachstum besser ist, wenn die Niederschläge über das Jahr gleichmäßig verteilt sind. Insgesamt liegen die Jahresniederschläge zwischen 600 mm bis 1.400 mm im Jahr.
    Während Dürreperioden stagniert das Wachstum der Libanonzeder, wird aber im darauffolgenden Jahr wieder uneingeschränkt fortgesetzt.
  • Wärmebedarf: Die Libanonzeder hält sowohl kalte Winter als auch trockene Sommer aus, im Herkunftsgebiet treten Temperaturen mit Extremen von -35°C und +30°C auf. Über die Anfälligkeit bei Spätfrösten ist nichts bekannt.
  • Ausschlussgründe: Verdichtete oder anmoorige Böden (Hallimaschbefall).
2.2 Wachstum

Die Libanonzeder kann ein Alter von bis zu 800 Jahren, Höhen bis zu 40 m, und einen Kronendurchmesser von 30 m erreichen.

  • Wuchsverhalten: Die Libanonzeder ist ein relativ langsam wachsender Baum, der nach den ersten zehn Jahren Höhen bis 3,0 m erreicht.
Praxisbeispiel
  • Im Arnsberger Wald gibt es einen Anbauversuch mit 48 Individuen der Subspezies ‚stenocoma‘; diese erreichen nach der 7. Vegetationsperiode (sie wurden als zweijährige Sämlinge gepflanzt) einen Durchmesser in Brusthöhe von 2,0 cm bis 4,5 cm und Höhen zwischen 2,4 und 2,9 m. Die Jahrestriebe 2017 der höchsten Exemplare erreichten 60-70 cm, im Mittel 55 cm.

Danach setzt ein stärkeres Höhenwachstum ein, was zwischen 20 und 50 Jahren kulminiert. Auf guten Standorten können Libanonzedern Höhen von 32 m im Alter von 100 Jahren erreichen.

Das Volumenwachstum ist bei jungen Bäumen sehr hoch. Es kulminiert zusammen mit dem Höhenwachstum.

Durch ein langanhaltendes Dickenwachstum entwickeln alte Bäume oft starke und vollholzige Stämme.

Junge Bäume erscheinen durch lange Äste, die steil nach oben gerichtet sind, pyramidenförmig. Später sind die Äste eher horizontal, die Bäume haben dadurch eine schirmartige Krone, die sehr dicht ist.

  • Schattentoleranz: Libanonzedern sind nicht schattentolerant. Ihre Lichtbedürfnisse sind der Schwarzkiefer ähnlich.
  • Wurzelsystem: Die Libanonzeder bildet eine Pfahlwurzel aus.
2.3 Verjüngungspotenzial
  • Ausbreitungsbiologie: Die Vermehrung erfolgt ausschließlich generativ.
  • Fruktifikation: Ab dem 30. Lebensjahr beginnt die Zapfenbildung, die Zapfen brauchen zwei bis drei Jahre um zu reifen. Die Libanonzeder ist einhäusig, die Blüten sind getrennt geschlechtlich auf dem Baum verteilt und blühen von Juni bis September. Der Pollenflug kulminiert Ende September bzw. Anfang August.
2.4 Waldschutz (Risiken)
  • Abiotische Risiken: Libanonzedern können Sommerdürren ertragen. Spätfröste im Frühjahr stellen eine Gefahr dar.
  • Biotische Risiken: Die Libanonzeder ist kahlfraßgefährdet durch Acleris undulana (engl. "Cedar leaf moth"), Parasyndemis cedricola(engl. "Lebanese cedar shoot moth"), Traumatocampa ispartaensis (Zedern-Prozessionsspinner) und Thaumetopoea pitocampa (engl. "pine processionary moth"). Borken-, Bock- und Prachtkäfer treten als Sekundärschädlinge auf. Eine nicht standortgerechte Anpflanzung auf feuchten oder verdichteten Böden bringt eine erhebliche Gefahr des Hallimaschbefalls mit sich. Der Grauschimmelpilz Botrytis cinerea lässt die Nadeln der Libanonzeder gelb werden und absterben. An Zapfen und Samen entstehen oft Fraßschäden durch Eichhörnchen.

3 Bedeutung für die Artenvielfalt/ Biodiversität

- Invasivität: Aufgrund der geringen Vorkommen in Mitteleuropa ist zur Invasivität bislang noch nichts bekannt, allerdings wird vermutet, dass die Libanonzeder durch ihre geringe Konkurrenzkraft kein invasives Potential hat.

4 Wuchsleistung

4.1 Zuwachs

(Siehe 2.2 "Wachstum")

Das Höhenwachstum von Libanonzedern ist vergleichbar mit der Gemeinen Fichte (Picea abies), der Waldkiefer (Pinus sylvestris) und der Europäischen Lärche (Larix decidua), während das Dickenwachstum höher ist (1 cm im Jahr).

4.2 Gesamtwuchsleistung

Die Libanonzeder erreicht in nicht durchforsteten Beständen der I. Ertragsklasse Baumhöhen von 22,3 m im Alter von 100 Jahren und 475 Vorratsfestmeter pro Hektar (Ertragstafel nach ECIMEN). Mit 150 Jahren erreicht sie Höhen von 26,4 m und 566 Vfm/ha.

5 Qualität

5.1 Formigkeit

Die Libanonzeder ist besonders in höheren Altersklassen vollholzig.

5.2 Herkunftsabhängigkeit

Verschiedene Herkünfte unterscheiden sich in der Frostresistenz; so wird angenommen, dass sich die Frostempfindlichkeit auf Herkünfte aus dem Libanon beschränkt. Eine Unterart der Libanonzeder ist die Cedrus libani ssp. stenocoma. Sie stammt aus Anatolien und hat einen säulenförmigen Wuchs, bei dem sich die Krone nicht schirmartig ausbreitet. Diese Unterart wird auch als fichtenartig beschrieben. Weitere Unterarten bzw. Varietäten, die oft der Libanonzeder zugeordnet werden, sind die Cedrus libani ssp. atlantica und die Cedrus libani var. brevifolia; allerdings sind diese aufgrund morphologischer und anatomischer Untersuchungen als eigenständige Arten zu sehen.

6 Waldbauliche Behandlung

6.1 Bestandesbegründung

Pflanzung von 2-jährigen (ca. 20 cm hoch) oder 3-jährigen (ca. 40 cm hoch) Sämlingen im Frühjahr oder Herbst. Aufgrund ihrer hohen Lichtbedürfnisse sollte die Libanonzeder auf Freiflächen gepflanzt werden.

Praxisbeispiel
  • Im Arnsberger Wald wurden die Pflanzen in einem Dreiecksverband mit 5 m Kantenlänge gepflanzt. Zur Pflanzvorbereitung wurde der Rohhumus auf einer Fläche von 35x35 cm abgezogen. Anschließend wurden die Pflanzen, welche in 2-Liter-Töpfen geliefert wurden, gepflanzt. Zum Schutz eignen sich Drahthosen mit weiten Maschen, damit sich die Äste der Libanonzedern nicht verhängen und sie gerade wachsen können.
6.2 Pflege- und Nutzungskonzepte

Durch das früh kulminierende Jugendwachstum sollten Zuwachseinbußen in der Jugend möglichst gering gehalten werden. Dies bedeutet unter anderem, den Pflanzschock zu minimieren. Weiterhin sind regelmäßige Durchforstungseingriffe moderater bis starker Intensität notwendig, um den Zuwachs weiterhin zu begünstigen und einen homogenen Jahrringaufbau zu erzielen. Diese Freistellung der einzelnen Bäume bringt eine dementsprechend höhere Astigkeit mit sich, gegen die eine Wertastung wirken kann.

7 Holzverwendung

7.1 Holzeigenschaften

Durch sein leicht zu bearbeitendes und wetterbeständiges Holz gehört die Libanonzeder schon seit 5.000 Jahren zu den begehrtesten Baumarten. Die Beständigkeit des Holzes von Libanonzedern ist vergleichbar mit Teakholz (Tectona sp.) und Robinie (Robinia pseudoacacia). Das Holz lässt sich außerdem gut polieren, gut lackieren und beim Trocknen entsteht kein Verzug. Außerdem hat es breite Jahrringe und weist eine hohe Festigkeit auf. Es besitzt einen großen Kernholzanteil. Dieses ist gelblich- bis rötlichbraun. Das Splintholz ist blass gelblich bis blass rötlich. Zudem riecht das Holz sehr aromatisch.

Praxisbeispiel
  • 2017 wurde im Park von Schloss Windsor (England) eine ca. 260-jährige Libanonzeder gefällt und von einer Furnierfirma in Süddeutschland aufgearbeitet. Der 8-m-Stamm, auf zwei Längen à 4 m aufgeteilt, kam auf ein Volumen von 16,4 m³ und wies einen Mittendurchmesser von 1,68 m auf. Der Stamm erbrachte insgesamt 12.015 m² an Furnierfläche. Der etwas schwächere Teil mit kleinen Spiegeln und wenig kleinen Ästen kam auf 3.800 m² und wurde mit rund 6 €/m² taxiert, der stärkere erbrachte 8.215 m² tadelloser Libanonzeder-Furniere und wurde auf 20 €/m² taxiert (Furnier-Magazin 2017, Holzzentralblatt vom 08.12.2017).
7.2 Wertholztauglichkeit

Das wenige Holz, was in Mitteleuropa auf dem Markt vorhanden ist, wird oft in der Furnierindustrie verarbeitet.

7.3 Verwendungsbereiche in der Holzindustrie
  • Chemisch: Zellstoffgewinnung, ätherische Öle. - Mechanisch: Bau-, Möbel- und Tischlerholz; Masten- und Schwellenbau.
  • Mechanisch: Bau-, Möbel- und Tischlerholz; Masten- und Schwellenbau.

8 Nebennutzung

Die Libanonzeder ist oft als Parkbaum zu finden. Das Holz wurde bis 1935 zur Kienölgewinnung genutzt. Heute extrahiert man ätherische Öle, die u.a. in der Parfümherstellung und in der Mikroskopie (Immersionsöl) verwendet werden.

9 Literatur

  • Krüssmann, G. (1993). Handbuch der Nadelgehölze. Berlin, Hamburg.
  • Messinger, J.; Güney, A.; Zimmermann, R.; Ganser, B.; Bachmann, M.; Remmele, S.; Aas, G. (2015): Cedrus libani: A promising tree species for Central European forestry facing climate change? European Journal of Forest Research 134: 1005-1017.
  • Mitchell, A. F. (1972): Conifers in the British Isles. A Descriptive Handbook. London.
  • Schenck, C. A. (1939): Fremdländische Wald- und Parkbäume. Bd. 2: Die Nadelhölzer. Berlin
  • Senitza, E. (1989): Waldbauliche Grundlagen der Libanonzeder (Cedrus libani A. RICH) im Westtaurus, Türkei. Diss. Univ. für Bodenkultur, Wien.
  • Schütt, P.; Schuck, H. J.; Stimm, B. (Hrsg., 1992): Lexikon der Baum- und Straucharten. Hamburg.
  • Schütt, P.; Schuck, H. J.; Aas, G. und U. M. Lang. (Hrsg., 2016): Enzyklopädie der Holzgewächse – Handbuch und Atlas der Dendrologie (Bd. 1). Weinheim.
  • Schütt, P.; Weisgerber, H.; Schuck, H. J.; Lang, U. M.; Stimm, B. und Roloff, A. (2004): Lexikon der Nadelbäume. Hamburg.
  • Vidaković, M. (1991): CONIFERS - morphology and variation. Zagreb.

Zusammenfassende Beurteilung der Anbauwürdigkeit