Das Jahr 2003 riefen die großen Kirchen zum Jahr der Bibel aus. Immer wieder wurde auch die Bibel forstlich-ökologisch untersucht. Sperber veröffentlichte 1994 einen umfangreichen Aufsatz über die Bäume der Bibel und den ökologischen Niedergang im alttestamentlichen Israel. Nun hat der Göttinger Forstbotanikprofessor Hüttermann ein Buch herausgegeben, das sich mit der ökologischen und nachhaltigen Wirtschaftsweise und dem Naturumgang im alten Israel beschäftigt.

Das Alte Testament erzählt von den jüdischen Nomadenstämmen, die um 1400 v. Chr. das Land besiedelten, das sich heute Israel, Palästina und zum Teil Jordanien teilen. In den biblischen Büchern, die von der Zeit dieser Wanderschaft berichten, ist häufig von Akazien und Akazienholz die Rede. Diese Leguminosen wachsen in den Wadis der Wüste und können Stickstoff binden. Das Wanderheiligtum der Juden, die Bundeslade, die Stiftshütte und der Brandopferaltar waren aus diesem Holz gefertigt. In den Büchern Exodus und Deuteronomium finden sich detaillierte Bauanweisungen. Auch als Brennholz wurde die Akazie verwendet, wofür es zahlreiche biblische Belege gibt.

Als die Generation nach Moses das heilige Land besiedelt hatte, muss es dort auch noch zahlreiche Eichenwälder gegeben haben. In Israel treten vor allem zwei Eichenarten auf, die immergrüne Kermeseiche (Quercus calliprinos) und die Tabor-Eiche (Q. ithaburensis).

Bauboom unter David und Salomo

Um 1000 v. Chr. entstand unter König David ein Großstaat im syrisch-palästinensischen Raum. Das Land wurde ausgebaut, die Städte befestigt. Besonders viel wurde in der neuen Hauptstadt Jerusalem gebaut. Dazu brauchten die Israeliten viel Holz, mehr als das eigene Land liefern konnte. Dieses Holz schafften die Phönizier gegen gute Bezahlung heran. Es waren Zedern aus dem Libanon. In der Glanzzeit Israels, unter König Salomo, erreichte dieser Bauboom seinen Höhepunkt. Ein prächtiger Tempel wurde gebaut und das ganze, florierende Land brauchte dingend Holz als Rohstoff. Die Bibel berichtet uns, dass die Phönizier Zedern im Libanongebirge einschlugen und zum Meer schafften. Dort banden sie die Stämme zu Flößen zusammen und schleppten sie mit ihren Schiffen nach Israel (Abb. 1). Etwa auf der Höhe des heutigen Jaffa wurden sie angelandet. Die Nutzung dauerte jahrhundertelang an. Auch die Assyrer, die das Volk Israel in der babylonischen Gefangenschaft hielten, plünderten die Bestände der Libanonzedern.

Nachhaltigkeit

In ihrer Nomadenzeit mussten die Stämme Israels im Einklang mit der sie umgebenden kargen Natur leben. So entwickelten sie eine beachtenswerte Bioethik und Sensibilität für Nachhaltigkeit, die in vielen Passagen des Alten Testaments zum Ausdruck kommt.

Bei kriegerischen Auseinandersetzungen war es den Juden verboten, den Baumbestand des Gegners zu fällen (Deut. 2, 19). Denn Bäume brauchen Jahre bis Jahrzehnte, bis sie wieder Frucht bringen. Weniger ressourcenschonend verfuhren die Griechen. Die Spartaner fällten im Peloponnesischen Krieg alle Ölbäume ihres Kriegsgegners Athen, um diesem die Nahrung und die wirtschaftliche Grundlage zu entziehen.

Ein anderes Beispiel für das Vorhandensein des Nachhaltigkeitsgedankens findet sich in Deut 2,6-7. Dort wird vorgeschrieben, wer ein Vogelnest findet mit der Mutter und den Eiern, darf nur die Eier oder die Jungen nehmen, die Mutter aber soll er fliegen lassen. Weil der geschilderte Sachverhalt nach Hüttermann aber ornithologisch irreal ist, meint er, dass dieses Gesetz interpretiert werden muss und im übertragenen Sinne gilt: Du darfst nur den Zuwachs abschöpfen, die Ressource musst du schonen.

 GesamtATNT
Holz1681608
Wald/Wälder51501
Hain330
Baum, Bäume24622026
Zeder70700
Feigenbaum382315
Akazie28280
Eiche27270
Granatapfel/-baum25250
Ölbaum24213
Zypresse/n17170
Palme/-baum16160
Tab. 1: Die in der Bibel am häufigsten genannten forstlichen Begriffe.

Vermutlich war auch den Juden die Stockausschlagfähigkeit bestimmter Baumarten bekannt, wie aus einigen Textpassagen hervorgeht (Jes. 6, 13: "doch wie bei einer Eiche und Linde, von denen beim Fällen noch ein Stumpf bleibt. Ein heiliger Same wird solcher Stumpf sein." Hosea 14, 6: "Ich will für Israel wie ein Tau sein, dass es blühen soll wie eine Lilie, und seine Wurzeln sollen ausschlagen wie eine Linde"). Wir wissen aber nicht, ob sie Stockausschläge auch bewusst im Sinne einer Niederwaldwirtschaft nutzten.

Jedes siebente Jahr begingen die Juden als Sabbatjahr, in dem nicht gesät und geerntet werden durfte. Dies galt sowohl für die Feldfrüchte als auch für die Früchte der Bäume. Damit erhielten die Böden eine Regenerationsphase, die ein Auslaugen verhinderte.

Asaf der erste Förster

Der Bibel verdanken wir auch den ersten schriftlichen Hinweis auf einen Förster (Neh 2,8). Asaf hieß der oberste Verwalter über die Wälder des persischen Königs. Luther bezeichnet ihn in seiner Übersetzung von 1534 als "Holzfürst". Er hatte Balken für den Bau des Tempels und für die Befestigung von Stadtmauern bereitzustellen.