Sowohl in der Grundausbildung zum Forstwart als auch an der Lehrabschlussprüfung bildete das stammglatte Entasten den Standard. Dass dieser von den Vollerntern und Prozessoren nicht erfüllt werden konnte, hat man als systembedingt toleriert. Die grosse Leistung dieser Maschinen entschuldigte diesen "Schönheitsfehler". Ist aber vor diesem Hintergrund der grosse Aufwand beim motormanuellen Entasten noch gerechtfertigt?
Sich an den Bedürfnissen des Holzabnehmers orientieren
Ältere Forstleute wissen es: Zur Zeit der Handentrindung und des Reistens war stammglattes Entasten unabdingbar. Auch heute kann dies für bestimmte Regionen oder Kleinstsortimente durchaus noch angezeigt sein. In den letzten Jahren ist jedoch die Erkenntnis gewachsen, dass sich der Standard des Entastens an den Bedürfnissen des Holzabnehmers zu orientieren hat.
Umfragen und Schätzungen ergaben, dass für ca. 80% aller verkauften Sortimente in der Schweiz die so genannte rindenglatte Entastung vollauf genügt. Bei der Bereitstellung von Energieholz darf je nach Bringungsart dieser Standard sogar noch unterschritten werden, beziehungsweise sind ganze Kronen oder Kronenteile sogar erwünscht. Dies ist in verschiedener Hinsicht interessant. Sowohl ökonomisch (Zeitaufwand), ökologisch (Kraftstoffverbrauch) wie auch ergonomisch (Belastung des Motorsägenführers durch Vibrationen, Lärm, Abgase) würde sich für den Forstwart und den Betrieb ein Gewinn ergeben. Die Autoren schätzen, dass der Arbeitsaufwand über alles (fällen, aufrüsten, rücken) bei rindenglattem Entasten 10 bis 15% tiefer ist.
Für den Wechsel von "stammglatt" zu "rindenglatt" braucht es keine neue Arbeitstechnik und keine neuen Entastungsmethoden. Die bekannten und bis heute instruierten Arbeitsweisen "Nordische Methode", "Scheitelmethode", "Unterbrochene nordische Methode", "Pendelmethode" und "Laubholzmethode" sind weiterhin gültig. Dasselbe gilt für alle Grundsätze zum Vorgehen: die diversen Aspekte von Arbeitssicherheit, Arbeitsrhythmus, Körperhaltung, Arbeitsstellung und Sägeführung sind zu instruieren, kontrollieren und korrigieren. Welches sind denn nun genau die Änderungen? Kurz gesagt: Das Sägeschwert soll auf dem kürzesten Weg durchs Holz geführt werden, wie das z. B. beim Sortiment Imprägnierstangen schon immer verlangt war.
Abb. 2 - "klassische Spiegeleier" Foto: Thomas Reich (WSL)
Abb. 3 - Nach der Holzernte mit dem Harvester bietet sich ein anderes Bild. Foto: WVS
Abb. 4 - So wirds gemacht: Nadelholz rindenglatt Foto: WVS
Abb. 5 - Und auch beim Laubholz gilt: Die Säge wird auf dem kürzesten Weg durch den Ast geführt. Die Anzahl der Schnitte lässt sich dadurch reduzieren. Foto: WVS
Abb. 6 - So bitte nicht: Auch wenn das Entasten nun etwas grosszügiger gehandhabt wird, sind Aststummel beim Nutzholz inakzeptabel. Bei schräg abgeschnittenen Ästen besteht zudem ein Verletzungsrisiko.
Foto: WVS
Sauberes Arbeiten weiterhin Pflicht
"Waldwirtschaft Schweiz" ist der Ansicht, dass es der Glaubwürdigkeit der Ausbildungsarbeit dient, wenn sich die Grundausbildung an der Praxis orientiert. Bei der Sauberkeit werden weiterhin keinerlei Abstriche gemacht. Seit der Saison 2008/2009 ist das rindenglatte Entasten Programmbestandteil der Holzereiausbildung.
(TR)