Die Geschichte der Waldarbeit läuft parallel zur Geschichte der Menschheit. Der Wald war Jahrtausende lang mit der Entwicklung des Menschen, seinen Lebensproblemen und seiner Entfaltung verbunden. Mit der Zeit wurde aus dem bedrohlichen, dunklen Dickicht der Forst, ein nützlicher Holzlieferant. Der Wald wurde gezähmt, so dass er heute nicht nur ein Wirtschaftsfaktor ist, sondern auch ein Erbringer verschiedenster Funktionen wie zum Beispiel Schutz oder Erholung.

Dabei war während Jahrhunderten der Beruf des Waldarbeiters einer der geringsten, die Holzhacker standen auf der sozialen Leiter weit unten. Dies hat sich erst mit der Einführung der modernen Motorsäge geändert. Diese hat nämlich das Sozialprestige und das Selbstwertgefühl der Waldarbeiter aufgewertet. Aus dem verachteten Tagelöhner wurde ein geachteter Maschinenführer und Spezialist.

Von der Axt zur Säge

Das menschliche Werkzeug, das in der Holzhauerei die älteste Tradition aufweist, ist die Axt. Ihre Anwendung reicht so weit in die Geschichte der Menschheit zurück, dass sie mit ihrer Gestaltung als Stein-, Kupfer-, Bronze- und Eisenaxt die verschiedenen Kulturformen widerspiegelt. Sie blieb bis in das 19. Jahrhundert hinein das wichtigste und meist verwendete Werkzeug zum Fällen von Bäumen.

Um etwa 5000 v. Chr. erfanden die Germanen die ersten Sägen. Dazu kerbten sie in halbmondförmige Feuersteine kleine Zähne ein. Ob diese Sägen schon zur Bearbeitung von Holz benutzt wurden, ist nicht bekannt. Nach der Entdeckung des Kupfers wurde dieses Metall in Form von Bronze zur Herstellung von Äxten und Sägen benutzt (mit den Äxten liessen sich nicht nur Bäume, sondern auch Gegner fällen). Um etwa 750 v.Chr. löste das Eisen die Bronze als Werkmaterial ab. Die Sägen blieben jedoch noch während mehreren Jahrhunderten aus Bronze. Sie wurden jedoch weniger im Wald benutzt, sondern mehr von Handwerkern, Ärzten und Chirurgen.

Was die weitere Verwendung der Säge bis ins 8. Jahrhundert n. Chr. anbelangt, sind keine Informationen bekannt. Ab dann wurde sie wieder von Handwerkern verwendet, nicht aber von den Waldarbeitern. Es gibt bis ins 16. Jahrhundert keinen Beweis, dass die Handsäge zur Waldarbeit diente. Hingegen gab es im Wald schon längere Zeit Sägewerke, die die Stämme in Bretter zerschnitten. Um etwa 1500 herum befasste sich auch Leonardo da Vinci mit den Sägen. Er skizzierte - soweit bekannt - als erster Sägezähne, die sowohl ziehend und stossend arbeiten. Bisher arbeiteten die Werkzeuge entweder stossend (Europa) oder ziehend (im asiatischen Raum).

Um 1800 wurde in England die erste Kreissäge und die erste Bandsäge hergestellt. Zu dieser Zeit gab es im Wald immer noch eine Arbeitsteilung zwischen Axt und Säge: das Fällen und Entasten wird mit der Axt durchgeführt, das Ablängen erfolgt mit der Säge. Diese untergeordnete Rolle der Säge blieb noch lange Zeit bestehen, sie war teilweise gar nicht bekannt und andernorts wurde das Fällen eines Baumes mit der Säge sogar verboten. Auf der anderen Seite jedoch ordnete zum Beispiel Kaiserin Maria Theresia 1752 an, dass die Bäume "nicht mehr nach alten, verderblichen Gewohnheiten mit der Hacken, sondern mit der Sag nahe der Wurzen" gefällt werden sollen, um so einerseits weniger Holzabfall zu bekommen und andererseits eine bessere Düngung zu erreichen (Sägemehl ist schneller abbaubar als Holzspäne). Dieser Anordnung wurde jedoch wie vielen anderen auch nicht Folge geleistet.

Zum einen widerspricht das Niederknien der Körpermotorik, die die Waldarbeiter bei der Arbeit mit der Axt verinnerlicht hatten. Dazu kam, dass die Sägen etwa sechsmal teurer waren als Äxte. Dies konnten sich die Waldarbeiter nicht leisten. So wurden die Sägen dann vom Arbeitgeber gestellt, was aber dazu führte, dass der Waldarbeiter vom bisher selbständigen Handwerker zum Lohnarbeiter sank. Holzdiebe verwendeten hingegen mit Vorliebe die Säge, weil sie im Vergleich zur Axt eine wesentlich leisere Arbeitsleistung brachte. Dies führte dazu, dass Holzfrevel mit der Säge härter bestraft wurde als Diebstahl mit der Axt.

Obwohl die Säge also schon in der Antike (Ägypten, Rom) bekannt war, wurde sie in Mitteleuropa für den Gebrauch im Wald erst Mitte des 18. Jahrhunderts grossflächig eingeführt. Die Säge brachte dann neben einer besseren Holzausbeute besonders für die Waldbesitzer Vorteile, aber fast nur Nachteile für den Waldarbeiter. Mitte des 19. Jahrhunderts gab es aber auch fortschrittliche Köpfe, die mechanische Sägen konstruierten, die man in den Wald mitnehmen konnte (z.B. die Reitsäge). Die meisten dieser Erfindungen waren jedoch sehr schwer, unhandlich und kamen deshalb nicht über den Prototypenstatus hinaus. Ähnlich erging es den Maschinen, die mit einer Dampfmaschine gekoppelt waren und direkt mit dem im Wald anfallenden Abfallholz angetrieben wurden.

Entwicklung der Motorsäge

Es dauerte noch bis in die 1920er Jahre, bis jemand eine richtige Kettensäge erfand. Drei Namen sind dabei zu nennen: Wolf (USA), Westfelt (Schweden) und Stihl (Deutschland). Letzterer ist der grösste und älteste Motorsägenhersteller der Welt (gegründet 1926, Jahresumsatz 2004 1,6 Mia. Euro). Am Anfang stand der Gedanke, mit Hilfe einer Maschine die schwere Waldarbeit leichter zu machen. Darüber hinaus sollte zu einer Steigerung der Leistung und somit des Verdienstes kommen. Die wichtigsten Schritte in der Motorsäge-Entwicklung waren:

  • 1926 Stihl entwickelt die erste Elektro-Kettensäge
  • 1927 Dolmar entwickelt die erste Benzinmotorsäge (Quelle: Dolmar)
  • 1950 erste Einmann-Motorsäge
  • 1964 Antivibrationssystem
  • 1972 Kettenbremse
  • 1982 Quickstop (automatische Kettenbremse)
  • 1989 Katalysator
  • 1991 Startautomatik

Ende der 1920er Jahre entstanden die ersten Benzinsägen. Am Anfang gab es nur Zweimann-Motorsägen, dies aufgrund technischer Aspekte und der Ähnlichkeit mit herkömmlichen Sägen. Obwohl die Kettensägen eine grosse Erleichterung bei der Waldarbeit waren, dauerte es noch Jahrzehnte, bis sie sich allgemein durchsetzen konnten. Gründe dafür waren das grosse Gewicht der Geräte, die Unhandlichkeit und Störungsanfälligkeit sowie die grosse Kraftanstrengung, die von zwei Personen geleistet werden musste. Das erste Zweimannmotorsägen-Modell wog noch über 60 Kilo, aber der Fortschritt war nicht mehr aufzuhalten. Ziel war nämlich eine leichte, leistungsfähige Säge zu entwickeln, für die eine Person zur Bedienung genügt.

Die erste Einmann-Motorsäge wurde 1950 hergestellt, war jedoch noch ziemlich schwer. 1959 lag das Gewicht bei 12 kg (heute haben die kleinen Motorsägen etwa 4-5 kg, Starkholzsägen zwischen 7 und 9 kg) und so konnte bald geschwärmt werden: "Unaufhaltsam dringen die Einmann-Motorkettensägen in den Wald und auf die Holzlagerplätze vor, wird das Singen der Sägen durch das Knattern der Motoren verdrängt". (Niggli). Ende der 50er Jahre herrschte ein Mangel an Waldarbeitern, und so erhoffte man sich von der Motorsäge, dass sie die Waldarbeit für die jungen Leute attraktiver machen würde.

Wie schon beim Übergang von der Axt zur Säge gab es auch bei der Einführung der Motorsäge Stimmen, die gegen die Maschine waren oder zumindest Einschränkungen machen wollten. So hiess es z.B. 1957, dass sich der Einsatz von Motorsägen für das Asten im Nadelholz nicht lohne und eine saubere und einwandfreie Entastung nur mit der Axt ausgeführt werden könne. Ein anderes Beispiel sind die sinkenden Akkordlöhne, die durch die gesteigerte Arbeitsleistung der Einmannmotorsäge zustande kamen und dazu führten, dass die Waldarbeiter wieder auf die nicht-motorisierten Sägen zurückgriffen.

Fotos: Manfred Pfeifer, www.motorsaegensammler.de

Arbeiten mit der Motorsäge

Es leuchtet ein, dass die Arbeit mit der Motorsäge gefährlich ist. Auf ungefähr 1100m3 aufgearbeitetes Holz geschieht ein Unfall. Dabei sind das linke Bein und der linke Arm die gefährdetsten Körperteile. Als häufigste Unfallursachen gelten der Kickback (plötzliches Hochschlagen der Säge, wenn Schwertspitze und Kette in einem kritischen Winkel auf das Holz treffen) und das Stolpern. Durch die Vibration der Maschine kann es zur sogenannten Weissfingerkrankheit kommen, das sind Durchblutungsstörungen an den Händen. Eine Umfrage ergab 1981, dass irreversible Gehörschädigungen eher Seltenheitswert haben. Aufgrund der Technik ist es aber schwierig, den Lärmpegel zu reduzieren. Was das Problem der Abgase anbetirfft, sind keine akuten Gesundheitsschädigungen bekannt, jedoch weiss man noch wenig über die Langzeitfolgen.

Literatur

  • Feldhaus, F.: Die Säge. Berlin 1921
  • Kilian, H.: Vom Schinderblech zum Diebeswerkzeug. Ein Rückblick auf die 400jährige Geschichte unserer Waldsäge. Cbl. ges. Forstwesen 97 (1980): 65-101
  • Mantel, K.: Wald und Forst in der Geschichte. Allfeld-Hannover: Verlag M+H Schaper 1990
  • Niggli, P.: Einmann-Motorkettensägen. Bündner Wald 12 (1958-1959), 4: 83-86
  • Radkau, J.: Holz. Ein Naturstoff in der Technikgeschichte. Reinbeck: Rowohlt 1987
  • Steinlin, H.: Einsatz von Einmannmotorsägen in der schweizerischen Forstwirtschaft. Schweizerische Anstalt für das forstl. Versuchswesen. Mitteilungen, Band 32, 1956-57, S.147-201
  • Winkelmann, H.G.: Die Verwendung der Motorsäge in der Holzhauerei. Forstwirtsch. Zentralstelle der Schweiz. Solothurn 1957

 

(TR)