Im Zuge der Österreichischen Waldinventur wurden großräumig Bohrkerne gewonnen: Es zeigte sich eine Zuwachssteigerung im Jugendstadium im Laufe des letzten Jahrhunderts. An einzelnen Weiserjahren konnte die unterschiedliche Reaktion der Fichte auf Witterungseinflüsse abgelesen werden. Oft - aber nicht immer - können Zuwachseinbrüche durch Niederschlagsmangel erklärt werden.

Die nachfolgenden Analysen beschränken sich großteils auf Fichte, da nur für sie genügend Material für Stratifizierungen zur Verfügung steht. Die Messung der Bohrkerne erfolgte mit einem Eklund-Messgerät sowie auf dem Digitalpositiometer.

Zuwachsverläufe der Baumarten

Eine Zusammenfassung der mittleren Jahrringbreiten aller Samples nach Baumarten zeigt einerseits deutliche Kurzzeitschwankungen; Minima finden sich in den Jahren 1948 bei Fichte, Tanne und Lärche, in den Jahren 1976 und 2003 hingegen bei allen vier untersuchten Baumarten, folglich auch bei Kiefer. Andererseits fällt bei Fichte ein kontinuierliches Ansteigen der Jahrringbreiten, gefolgt von einem deutlichen Abfall auf (Abbildung 1).

Die absolute Höhe der Jahrringbreiten ist so nicht beurteilbar und Langzeittendenzen können nicht abgeleitet werden, da in dieser Abbildung Jahrringe aus allen Wuchsstadien der Einzelbäume über den Kalenderjahren zusammengefasst sind, wobei sich altersbedingt unterschiedliche Zuwachsniveaus überlagern.

Eine Aufgliederung nach Altersklassen bringt diese unterschiedlichen Niveaus sehr deutlich zum Ausdruck: Während alte Fichten im Mittel einen kontinuierlich, schwach abfallenden Zuwachstrend aufweisen, heben sich jüngere durch einen Anstieg und nachfolgenden steilen Abfall von jenen deutlich ab (Abbildung 2).

Eine Zusammenfassung von unterschiedlichen Altersklassen ist daher nicht aussagekräftig. Die Minima in den Weiserjahren bleiben auch nach dieser Stratifizierung erhalten und zeichnen sich sogar teils deutlicher ab. "Weiserjahre" nennt man Jahre, in denen die Jahrringserien von vielen Bäumen eine gleichläufige Zu- oder Abnahme der Jahrringbreiten aufweisen. Jahrringmuster von positiven oder negativen "Weiserjahren" entstehen, wenn der Holzzuwachs weniger von den individuellen Lebensumständen eines Baumes als mehr von der regional wirkenden Witterung geprägt wird.

Jahrringmuster in Weiserjahren

Diese drei, durch Minima in der Jahrringbreite auffallenden Weiserjahre sollen nun näher betrachtet werden, dazu wurde der Zuwachs der Fichten im jeweiligen Jahr durch den Vorjahreszuwachs dividiert und dadurch ein "Jahrringindex" erhalten. Dieser lässt sich besser untereinander vergleichen. Auch in Weiserjahren ist die Reaktion jedoch nicht vollkommen einheitlich, stets kommen sowohl Zuwachsminderungen als auch relative Mehrzuwächse vor (Abbildung 3).

Eine regionale Darstellung zeigt, dass das Jahr 1948 vor allem im Westen Österreichs minimalen Zuwachs aufwies, während 1976 und 2003 umgekehrt im Osten (also in tieferen Lagen) als negatives Zuwachsjahr auffallen. Dies wird auch deutlich, wenn der Jahrringindex über der Seehöhe aufgetragen wird: 1948 ist der Zusammenhang klar negativ, das heißt je höher die Seehöhe, in der die Proben geworben wurden, desto deutlicher war die Zuwachsreduktion. Die Jahre 1976 und 2003 zeigen hingegen einen positiven Zusammenhang zwischen Seehöhe und Zuwachs.


Der ÖWI-Datenpool ermöglicht auch eine Analyse der regionalen Verteilung: Nicht überraschend traten 1948 negative Wachstumsreaktionen vor allem in den höheren Lagen der Alpen auf, während 1976 und 2003 sich diese in den tieferen Lagen des Alpenvorlands und im Osten von Niederösterreich und der Steiermark häuften.
Wie kann nun dieser Befund mit Klimadaten in Übereinstimmung gebracht werden? Das Jahr 2003 ist noch in guter Erinnerung: Es war allgemein überdurchschnittlich warm und in großen Teilen Österreichs waren unterdurchschnittliche Niederschlagsmengen zu verzeichnen, nur im Südwesten und Süden Österreichs erreichten sie den langjährigen Durchschnitt.

Viel entscheidender als die Gesamtjahressumme waren jedoch die langen niederschlagsarmen Perioden von Februar bis Juni. Bei der BFW-Klimastation in Klausen-Leopoldsdorf erreichten die Niederschläge von Februar bis Juni nie die Durchschnittswerte; im Zeitraum von Oktober 2002 bis September 2003 wurden in Summe nur 91% des durchschnittlichen Niederschlages erreicht (Abbildung 4).

Diese Trockenperiode fiel in den für den Radialzuwachs entscheidenden Zeitraum im Frühjahr und verursachte in Kombination mit hohen Temperaturen von Mai bis Mitte August Zuwachsrückgänge von mehr als 10% im Vergleich zum Vorjahr 2002. Nur auf knapp 30% der Flächen in höheren Lagen der Alpen und im Südwesten konnte die dort günstigere Witterung für einen um mehr als 10% höheren Zuwachs genutzt werden.