Wuchshüllen haben sich im letzten Jahrzehnt als Schutzmethode für Forstkulturen etabliert. Im Rahmen einer Umfrage unter Baden-Württembergs Förstern wurden die Erfahrungen zum Einsatz von Wuchshüllen gesammelt. Zusätzlich war die Baumart Douglasie Gegenstand einer vertiefenden Untersuchung.
Die Umfrage
Im April 2009 wurde der Forsttechnische Stützpunkt Heimerdingen mit der Federführung des Auftrags "Wuchshüllen in der forstlichen Praxis" betraut. Als Grundlage für diesen Auftrag wurde eine Umfrage erstellt. Diese sollte den aktuellen Stand des Einsatzes von Wuchshüllen in Baden Württemberg aufzeigen.
Die verschiedenen Themenbereiche, die bearbeitet wurden, orientierten sich an aktuellen Diskussionen rund um Wuchshüllen:
- Quantifizierung des Einsatzes von Wuchshüllen in Nadelholz und Naturverjüngung
- Vorteile und offene Fragen beim Einsatz von Wuchshüllen
Die Umfrage wurde an alle Revierleiter der Unteren Forstbehörden in Baden-Württemberg versandt. Die Beteiligung war erfreulich hoch. Insgesamt gingen 203 Rückmeldungen aus 42 Unteren Forstbehörden ein.
Ergebnisse der Umfrage
Abb. 1: Verbrauch von Wuchshüllen je Revier in den unterschiedlichen Landkreisen (Bei den Werten ist zu beachten, dass es aus einzelnen Landkreisen nur eine Rückmeldung gab).
Bedarf an Wuchshüllen
Wuchshüllen werden im Durchschnitt in den an der Umfrage teilnehmenden Landkreisen seit 4,6 Jahren eingesetzt. In einigen Revieren bestehen schon seit mehr als 6 Jahren Erfahrungen mit Wuchshüllen. Der durchschnittliche Bedarf der teilnehmenden Revierleiter liegt bei 437 Wuchshüllen pro Jahr und Revier (Abb. 1). In weniger stark verunkrauteten Revieren ist der durchschnittliche Jahresverbrauch um 20 % geringer. Da die Umfrage mit großer Wahrscheinlichkeit von Personen beantwortet wurde, die sich vermehrt mit Wuchshüllen und deren Einsatz beschäftigen, ist davon auszugehen, dass der tatsächliche Jahresverbrauch pro Revier in Baden-Württemberg geringer als 473 Wuchshüllen ist. Hauptsächlich werden Wuchshüllen im Laubholz eingesetzt. Als Vorteil von Wuchshüllen wird von den Teilnehmern angeführt, dass sie sich für Kleinflächen besonders gut eignen.
Abb. 2: Antwortverteilung zur Aussage "Wuchshüllen lassen sich zum Schutz von Nadelholz, insbesondere der Douglasie einsetzen!"
Brauchbar in Nadelholz?
Mit dem Einsatz von Wuchshüllen im Bereich des Nadelholzes haben nur wenige der Befragten Erfahrungen (Abb. 2). Diese Erfahrungen sind zudem auch unterschiedlich. So stimmen 13 % der Umfrageteilnehmer der Aussage „Wuchshüllen lassen sich zum Schutz von Nadelholz, insbesondere der Douglasie einsetzen“ nicht zu. Dem gegenüber stehen 18 % der Befragten, die durchaus Wuchshüllen als geeignet zum Schutz von Nadelholz betrachten. 9 % der Befragten knüpfen den Erfolg von Nadelholz in Wuchshüllen an bestimmte Voraussetzungen, wie z. B. einen großen Wuchshüllendurchmesser, eine reduzierte Höhe der Wuchshülle und eine optimale Wasserversorgung der Pflanze.
Erleichterung der Kultursicherung
Durch den Einsatz von Wuchshüllen wird der Aufwand in der Kultursicherung reduziert, so die eindeutige Aussage der Umfrage: Die Reduktion des Aufwandes schätzen die Befragten auf 50 %. Nur zehn der Befragten konnten ihre Aufwendungen um 100 % reduzieren. Im Gegensatz zu den Umfrageteilnehmern geht die Firma Tubex von einer Aufwandsreduktion in Eichenkulturen von zwei Dritteln aus.
Im Vergleich zu röhrenförmigen Schutzhüllen sind zurzeit Gitterhüllen nicht weit verbreitet, nur 15 % der Befragten haben hier Erfahrungen. Die Vorteile der Gitterhülle liegen in den Nachteilen der Wuchshüllen und umgekehrt, so die Aussagen der Befragten. So zeichnen sich Gitterhüllen durch eine bessere Durchlüftung und eine bessere Entwicklung des HD-Wertes der Pflanzen aus, es muss jedoch auf den Gewächshauseffekt verzichtet werden.
Die Befragten konnten sich in einem separaten Teil der Umfrage zu ihren eigenen Erfahrungen mit Wuchshüllen äußern. Die Meisten berichteten positiv über den Einsatz von Wuchshüllen, auch wenn einzelne Nachteile genannt wurden. Zwei Hauptkritikpunkte waren die bislang fehlende Zersetzung der Wuchshüllen, sowie die fragliche Stabilitätsentwicklung der Pflanzen in den Wuchshüllen.
Die Umfrage zeigt, dass Wuchshüllen ein wichtiger Bestandteil für viele Revierleiter in der Kulturbegründung sind und diese auch zahlreich eingesetzt werden. Dem gegenüber stehen auch kritische Bemerkungen, wie die fehlende Zersetzung und das notwendige Abbauen der Wuchshüllen.
Douglasien in Wuchshüllen
Mit der Erhebung des Zustandes von Douglasien in Wuchshüllen wurde der Themenbereich Nadelholz der Umfrage in einer zusätzlichen Untersuchung aufgegriffen. Diese sollte eine Einschätzung der Eignung von Wuchshüllen im Hinblick auf Vitalität, Schäden und Wuchsleitung speziell für diese Baumart ermöglichen. Die Aufnahme umfasste 500 Douglasien auf 10 Flächen und zugleich Landkreisen in verschiedenen Revieren in Baden-Württemberg. Die eingesetzten Wuchshüllentypen waren hauptsächlich Microvent und Tubex-Ventex Wuchshüllen (Abb. 3). Die Untersuchung umfasste die Vermessung des Höhenzuwachses der letzten drei Jahre, die Vermessung des Wurzelhalsdurchmessers, die Einschätzung der Vitalität nach vier Vitalitätsstufen, die Aufnahme der Schäden der Douglasien sowie eine gutachtliche Einschätzung der Gründe des Ausfalls der abgestorbenen Pflanzen.
Abb. 3: Verteilung der eingesetzten Wuchshüllentypen auf den Untersuchungsflächen.
Abb. 4: Vitalitätszustand der Dgl-Kulturpflanzen auf den Untersuchungsflächen ("vital 1": überdurchschnittlich entwickelte Pflanzen; "vital 2": durchschnittlich entwickelt; "vital 3": unterdurchschnittlich entwickelt; "tot": Pflanze abgestorben).
Vitalität der Douglasie
Mehr als die Hälfte der untersuchten Douglasien waren durchschnittlich entwickelt (="vital 2"; Abb. 4). 13 % der Pflanzen wurden als "tot" aufgenommen. Werden die insgesamt 30 Nachpflanzungen auf allen Untersuchungsflächen miteinbezogen, ergibt sich eine Ausfallquote von 18 %. Als Gründe für die hohen Ausfallquoten auf einzelnen Flächen wurden das Ausdunkeln der Douglasien in den Wuchshüllen aufgrund von Begleitflora, die Qualität der Pflanzung sowie die Begründung auf schwierigen Standorten vermutet. Die Abhängigkeit der Vitalität vom zu kleinen Durchmesser der Wuchshülle, wie sie einige der Umfrageteilnehmer beschrieben hatten, konnte im Bereich der Tubex-Ventex Wuchshüllen nicht bestätigt werden (Abb. 5). Die Vitalität der Douglasien in Microvent-Wuchshüllen scheint am Besten. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass es sich bei den Tubex-Douglasien und Microvent-Douglasien um unterschiedliche Untersuchungsflächen handelte.
Abb. 5: Verteilung der Vitalität über die Durchmesser (8-12 cm) der Tubex Wuchshüllen im Vergleich mit der Microventhülle.
An den untersuchten Douglasien wurden unter anderem die Douglasienwolllaus, die Rußige Douglasienschütte und Verletzungen des unteren Stammbereichs festgestellt. Schäden, die direkt dem Einfluss der Wuchshüllen zuzuordnen waren, betrafen insgesamt 10 % der Pflanzen. Dabei handelte es sich in den meisten Fällen um Schäden, die die Vitalität der Douglasien nur wenig beeinflussten, wie das Auswachsen des Leittriebes durch die Belüftungslöcher, Scheuern der Zweige am Wuchshüllenrand und nach unten gebogene Leittriebe. Insgesamt konnten an vielen Douglasien Schäden festgestellt werden, wobei davon nur ein geringer Teil die Vitalität der Pflanze entscheidend einschränkte. In den meisten Fällen waren nur einzelne Nadeln und Zweige betroffen.
Fazit und Ausblick
Im Gegensatz zur Aussage von KENK in Wuchshüllen als Minigewächshäuser zeigt die Umfrage und die hier vorliegenden Untersuchungsflächen, dass der Schutz von Douglasien in Wuchshüllen gut möglich ist. Um die Eignung der Wuchshülle im Bereich der Douglasie jedoch noch besser beurteilen und um diese auch in Vergleich mit Gitterhülle und Zaun setzen zu können, wurden im Frühjahr 2012 im Rahmen eines weiteren landesweiten Stützpunktauftrages, unter der Federführung des Forsttechnischen Stützpunktes Heimerdingen, Versuchsflächen mit Douglasien angelegt. Die Laufzeit der Untersuchung beträgt drei Jahre und soll neben der Eignung von Wuchshüllen für Douglasien auch Aussagen zum Einfluss standortsspezifischer Anwuchsbedingungen und der Konkurrenzflora ermöglichen.