Der Einsatz von Wuchshüllen und insbesondere das Anbringen des Einzelschutzes an die Pflanze ist Facharbeit. Eine vorausschauende Planung und die fachgerechte Montage entscheiden oftmals maßgeblich über den Erfolg der Maßnahme. Eine gezielte Gefährdungsbeurteilung hilft zudem, den anstrengenden Materialtransport ergonomischer zu gestalten.

In der Etablierungsphase unserer Wälder stellt insbesondere bei einer künstlichen Begründung durch Pflanzung der Schutz gegen Wildschäden eine unvermeidbare Notwendigkeit dar. Bei der Wahl eines geeigneten Verfahrens sind die zu fordernde Schutzwirkung sowie die kalkulatorischen Kosten wichtige Entscheidungskriterien. Daneben müssen selbstverständlich weitere Faktoren wie beispielsweise Kontrollaufwand und Entsorgung mit einbezogen werden. Im Rahmen der derzeitigen z. B. in Rheinland-Pfalz punktbezogenen Waldbaustrategie ist eine mögliche Schutzvariante die Anbringung von Netzgeflechten bzw. Wuchs- und Schutzhüllen. Damit die Entscheidung für diesen Einzelschutz auch größtmöglichen Erfolg gewährleistet, gilt es in der Planungs-, Anwendungs- und Kontrollphase folgende Überlegungen zu berücksichtigen.

Varianten

Zu Beginn der Planungsphase stellt sich die Frage, welche Variante des Einzelschutzes verwendet werden soll. Geflechte und Hüllen werden in vielfacher Ausführung angeboten. Wissenschaftliche Untersuchungen zielen momentan insbesondere auf die Zersetzbarkeit des Materials, so dass für eine Gesamtbetrachtung des Schutzkonzeptes empfehlende Schlussfolgerungen im Wesentlichen in der Praxis gewonnen werden müssen.

  • Geflechte können die gewünschte Schutzwirkung erzeugen und sind bei der Materialbeschaffung etwas kostengünstiger, bergen aber einige Risiken, die wiederum einen erhöhten Kontrollaufwand erfordern: Ihre Form ist instabil; Geflechte können sich verdrehen und im oberen Teil umknicken. Die Folge davon sind deformierte oder abgestorbene Pflanzen. Zudem weisen sie einen unzureichenden Bodenkontakt auf. Fehlender oder unzureichender Bodenkontakt ermöglicht Mäusen den Zugang zum Wurzelhals. Nageschäden sind zudem im Geflecht nur schwer erkennbar und können zum Totalausfall führen. Geflechte stellen auch eine "Rankhilfe" für Konkurrenzvegetation dar: Insbesondere die Brombeere kann sich daran hochranken, zu verstärkter Verdämmung führen und die jungen Pflanzen ausdunkeln.
  • Schutzhüllen werden in runder und eckiger Form mit unterschiedlichen Durchmessern oder Querschnittsformen angeboten. Gegenüber Geflechten sind die Materialkosten geringfügig höher, allerdings lassen sich die vorstehend beschriebenen Risiken nahezu vollständig ausschließen. Größter Vorteil der meisten Hüllen ist ihre stabile Form, wodurch die Montage vereinfacht und ein guter Bodenschluss und eine langanhaltende Formgebung erreicht wird. Eine Hülle ermöglicht es der Pflanze, ohne nennenswerte Hindernisse im Inneren aus der Hülle herauszuwachsen.

Zubehör

Beim Zubehör sind insbesondere die Befestigungsstäbe, aber auch Kabelbinder und Verstärkungsringe zu nennen.

  • Robinienstäbe haben sich unabhängig von der Verwendung von Geflecht oder Hülle in der Praxis am besten bewährt. Sie sind zwar relativ schwer, weisen aber die notwendige Dauerhaftigkeit und Stabilität auf. Unbedingt ratsam ist in dem Zusammenhang eine trockene Lagerung der angelieferten Holzstäbe, um das Gewicht beim Materialtransport auf der Fläche nicht zusätzlich zu erhöhen.
  • Tonkinstäbe sind leichter, haben aber in der Praxis oftmals nur eine sehr geringe Haltbarkeit. Häufig lässt sich mit dieser Variante die notwendige Stabilität und Standdauer nicht erreichen. Eine Befestigung mit Metallstäben ist grundsätzlich möglich, hat aber von Ausnahmefällen abgesehen, bisher in der Praxis keinen Einzug gehalten. Metallstäbe müssen am Ende des Schutzzeitraumes auf jeden Fall entsorgt werden.
  • Kabelbinder sind das Mittel der Wahl für die Befestigung von Geflechten und Hüllen, die nicht mit eigenen Befestigungslaschen ausgestattet sind. Verschiedene Hüllentypen werden mit bereits vorgeschlauften Kabelbindern geliefert. Zur Sicherstellung einer ausreichenden Haltbarkeitsdauer müssen Kabelbinder UV-stabil sein. Zur Erleichterung der Anbringung dürfen sie nicht zu kurz gewählt werden. Kabelbinder müssen am Ende der Nutzungsdauer entsorgt werden.

Gefährdungsbeurteilung

Vor Beginn der Arbeiten ist vom Arbeitgeber die Umsetzung der Lastenhandhabungsverordnung durchzuführen. Dabei gilt es, personenunabhängige Gefahren durch das Heben und Tragen von Lasten zu erkennen. Wenn Gewichte über 25 kg zu tragen sind oder Entfernungen über 30 m für den Mitarbeiter anfallen, so sind spezielle präventive Maßnahmen für die jeweilige Tätigkeit (z. B. Technische Hilfen wie Transportgestelle und -karren, s. Abb. 1) zu ergreifen.

Größere Materialmengen sind bereits vor Beginn der Pflanzung an oder auf der Pflanzfläche zu deponieren. Materialtransport mit Fahrzeugen findet ausschließlich auf den dauerhaft festgelegten Rückegassen statt. Zwischendepots dienen zusätzlich der Verkürzung von Laufwegen und somit dem Arbeitsschutz.

Anbringen der Wuchshüllen

Die Voraussetzungen für eine wirksame Anbringung werden bereits bei der Pflanzung geschaffen. Bei der Anlage des Pflanzspaltes oder Pflanzloches werden gleichzeitig die gelockerten Konkurrenzpflanzen einschließlich Wurzeln durch Ausreißen entfernt. Der Erdboden, der von der Hülle bedeckt wird, muss unbedingt frei von Begleitwuchs sein.

Die Pflanzen sollen zusätzlich möglichst gerade sitzen, damit diese später nicht unnötig an der Hülle reiben. Alle weiteren Qualitätskriterien einer sorgfältigen Pflanzung müssen erfüllt sein!

Vor Beginn der Montage werden die Hüllen und Holzstäbe bereits an die Pflanze gebracht, so kann die Montage in Serienarbeit erfolgen. Der Pfahl wird 4-6 cm neben der Pflanze (s. Abb.2) so tief eingeschlagen, das ein Überstand (s. Abb. 3) über der Wuchshülle gewährleistet ist. Das stabilisiert insbesondere die Netzgeflechte und vereinfacht bei der Kontrolle das eventuell notwendige Nachschlagen. Zudem sollte der Holzpfahl auf der der Hauptwindrichtung abgewandten Pflanzenseite stehen, damit die Hülle sich auf dem Pfahl abstützen kann und so das Befestigungsmaterial (Kabelbinder) nicht unnötig belastet wird.

Die Hülle wird so über die Pflanze gestellt, dass alle Pflanzenteile bedeckte sind und die Pflanze möglichst mittig steht. Anschließend ist der Kabelbinder so fest wie möglich zu fixieren und je nach Produkt (s. Abb. 4) zu sichern. Abschließend wird der Bodenkontakt geprüft (s. Abb. 5) und gegebenenfalls durch Nachschlagen von Hülle und Pfahl sichergestellt.

Kontrolle und Reparatur

Sowohl der Zustand der Pflanzen als auch der des Schutzsystems bedürfen einige Jahre einer sorgfältigen Kontrolle mit anschließender Nachbesserung bzw. Reparatur. Der Anwuchserfolg sollte ebenso wie der funktionstüchtige Zustand der Hülle überprüft werden.

Im Gegensatz zum Anwuchserfolg springt eine Reparaturnotwendigkeit bei Geflechten und Hüllen meist sofort ins Auge bzw. ist bei notwendiger Beseitigung von Konkurrenzflora (z. B. Adlerfarn) leicht zu erkennen. Die Konkurrenzvegetation bedarf auf geschützten Flächen einer besonders kritischen Beobachtung, da sie den durch das Schutzmaterial bereits verminderten Lichteinfall leicht unter das notwendige Minimum drücken kann. Geflechte und Hüllen haben sich in der Praxis als gute "Wegweiser" bei Freistellungsarbeiten erwiesen. Sie erleichtern das Auffinden der Pflanzen für Pflegearbeiten wesentlich.

Reparaturen müssen zeitnah und unter Berücksichtigung der insgesamt geringen Pflanzenzahl je Hektar mit niedriger Auslöseschwelle veranlasst werden. Die Revierleitung steht hier in der Verantwortung einer auf örtlicher Erfahrung basierenden gutachterlichen Einschätzung.

Rückbau und Entsorgung

Nach gelungener Etablierung werden alle Schutzmaterialien restlos von der Fläche entsorgt. Ausnahmen sind lediglich Befestigungsstäbe aus Holz oder Bambus. Die derzeit verwendeten Kunststoffmaterialien können nach der hiesigen Erfahrung problemlos bei den örtlichen Entsorgern abgeliefert werden.

Jedoch ist zu beachten: Die Hersteller von Geflechten und Hüllen werben z. T. mit der natürlichen Materialzersetzung. In diesen Bereich wird momentan umfangreiche Forschungsarbeit investiert. Nicht klar ist allerdings, welche Rückstände möglicherweise für lange Zeit oder dauerhaft auf den Flächen verbleiben. Eine planmäßige und rückstandslose Entsorgung ist daher zurzeit noch unmittelbar mit der Verwendung von Netzgeflechten und Schutzhüllen verbunden.