Die Saat ist ein sehr naturnahes und gleichzeitig sehr kostengünstiges Verjüngungsverfahren. Ihr Gelingen hängt jedoch noch stärker von Standort, Witterung, Wildbestand und Baumart ab als das einer Pflanzung. Plastikkegel sollen deshalb die Erfolgschancen von Saaten steigern. Auch wenn das hier beschriebene Saatsystem nicht mehr auf dem Markt ist, möge der Artikel zum Nachdenken über die Schlichtheit dieses Verjüngungsverfahrens anregen. Vielleicht findet sich auch ein Tüftler, der das System weiterentwickelt!

Mini-Gewächshäuser fördern Keimung und Keimlingsentwicklung

Ein in Schweden entwickeltes und in der Schweiz ausgiebig getestetes Saatsystem ("Mehr Keimlinge dank Plastikkegel", siehe Literaturhinweise unten) hat sich in den Hochlagen der Alpen gut bewährt. Dabei schützen kleine Kunststoffkegel den Keimungsvorgang wie in einem Klein-Gewächshaus. Die Kegel schaffen bessere Wärme- und Feuchtigkeitsverhältnisse für den Keimungsvorgang und das Wachstum und schützen Samen und Keimlinge vor Frost und Fraß (Vögel, Mäuse, Insekten). In einem Versuch unter Mittelgebirgsverhältnissen in der bayerischen Rhön wurde das Verfahren getestet, um Mischbaumarten in Buchenbestände einzubringen.

Der Versuchsbestand, ein 120-jähriger Buchenbestand im Gemeindewald Burkardroth auf 370 m ü. NN liegt nahe der Ortschaft Stralsbach. Die Buchennaturverjüngung läuft bereits auf großer Fläche, also höchste Zeit, um noch Mischbaumarten einzubringen. Man entschloss sich, als Alternative zur Pflanzung die Mischbaumart Lärche zu säen. Der Gedanke war, auf dem Wege der Saat die Naturverjüngung zu imitieren und damit die Nachteile einer Pflanzung wie z. B. höhere Kosten, Wurzeldeformationen, stärkeren Verbiss etc. zu vermeiden.

Wer sorgfältig sät...

Der Praxistest wurde in enger Absprache mit der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) in Freising gestaltet. Das Sachgebiet Waldbau der LWF stellte auch das Saatgerät CERKON und die Plastikkegel ("Hütchen") zur Verfügung. Der Praxistest diente als Vergleich der herkömmlichen Rillensaat mit dem schwedischen Saatsystem CERKON. Die Versuchsfläche wurde im Frühjahr 2004 in jeweils 8 x 8 m große gezäunte und ungezäunte Parzellen mit Hütchen- und Rillensaat aufgeteilt. Auf den Rillensaatparzellen wurden im Abstand von 1 m Saatrillen gezogen, in die 12 bis 15 g Lärchensaatgut (2 kg/ha) eingebracht und wieder bedeckt wurde. Auf jeder Hütchensaatparzelle dagegen wurden 25 Keimlingskegel (3.800 Stück/ha) über jeweils vier bis sechs Samenkörner gestülpt, dies entspricht einem Saatgutbedarf von 1,5 g/Parzelle (240g/ha). Bei der festgestellten Keimfähigkeit von nur 36 Prozent des Saatgutes müssten also durchschnittlich zwei Samen pro Hütchen keimen. Das Saatgut wurde vor der Aussaat vorschriftsmäßig gewässert und zurückgetrocknet. Die Saat mit dem Saatstock im Detail zeigen die Abbildungen.

... wird auch reichlich ernten

Bereits nach sechs Wochen zeigten sich in 60 Prozent der Kegel Keimlinge. Auf den Rillensaatparzellen dagegen ging die Saat nur vereinzelt auf. Nach einem recht trockenen Sommer starben in den Rillensaatparzellen fast alle Keimlinge ab, während unter den Hütchen nur ein leichter Rückgang der Keimlinge zu verzeichnen war. In den ungezäunten Parzellen fiel jedoch ein hoher Anteil verschwundener bzw. umgefallener Plastikkegel auf. Nach zwei Vegetationsperioden wurden Anfang Oktober 2005 die Resultate auf den insgesamt 20 Parzellen ausgewertet. Sowohl in den gezäunten als auch in den ungezäunten Rillensaatparzellen waren so gut wie keine Lärchensämlinge mehr vorhanden. Diese fielen der Trockenheit, dem Frost, dem Fraß sowie Pilzkrankheiten zum Opfer. In den gezäunten Hütchensaatparzellen hatten in einem Drittel der Hütchen Keimlinge, oft auch zwei bis drei gleichzeitig, überlebt (Abb. 2). Durchschnittlich fanden sich in den gezäunten Hütchensaatparzellen 12,9 Sämlinge, hochgerechnet ergäbe sich eine Pflanzenzahl von 2.015 Stück/ha.

Übeltäter Schwarzwild

Während hinter Zaun noch über 36 Prozent der Kegel fest im Boden verankert waren, boten die ungezäunten Versuchsparzellen ein Bild der Verwüstung. Lediglich jedes fünfte Hütchen stand noch auf seinem Platz, der Rest war umgeworfen oder verschwunden. Der umgebrochene Boden sowie Bissspuren an den Plastikkegeln ließen keinen Zweifel daran, dass Schwarzwild der Verursacher war. Da nur noch 12 Prozent der einst ausgebrachten Kegel Sämlinge aufwiesen, ist die Eignung dieses Verfahrens für Gebiete mit Schwarzwildvorkommen in Frage gestellt. Nur in der gezäunten Variante der Hütchensaat fanden sich zwei Jahre nach der Saat noch ausreichend Sämlinge (Tab. 1).

Gewinner 'Saatstock'

Das schlechte Gelingen der Rillensaat bestätigt die in Fachkreisen bekannten Schwierigkeiten bei der Aussaat speziell von Lärche. Auch der relativ hohe Verbrauch von teurem Saatgut spricht gegen dieses Verfahren.

Hinsichtlich der Plastikkegel bestätigen die Ergebnisse jedoch die in den Schweizerischen und in den Bayerischen Alpen (siehe Literaturhinweise unten) gewonnenen Erkenntnisse. Das Saatverfahren CERKON ist anderen Saatverfahren hinsichtlich der Keimprozente und der Überlebensrate der Sämlinge deutlich überlegen. Der sehr geringe Aufwand, mit dem die Kegel im Gelände ausgebracht und mit nur sehr kleinen Mengen Saatgut bestückt werden, überzeugt. Ein Forstwirt, ausgestattet mit einem kleinen Vorrat an Plastikkegeln und einer Hand voll Saatgut, könnte an einem Tag große Flächen (z. B. großflächige Buchenbestände) an geeigneten Stellen mit Mischbaumarten anreichern.

 Keimlinge je ParzellePflanzen/haHöhe der Sämlinge
Hütchensaat mit Zaun12,920159,4 cm
Hütchensaat ohne Zaun5,07807,2 cm
Rillensaat mit Zaun0,81255,2 cm
Rillensaat ohne Zaun0,91405,7 cm
Tab.1: Die Ergebnisse in den einzelnen Parzellen.

Aufruf

Auch wenn der Saatstock seit kurzem nicht mehr erhältlich ist, sollte dieses Verfahren nicht in Vergessenheit geraten. Geringe Rüstzeiten und hohe Effizienz zeichnen das technisch einfache und durchdachte System CERKON aus. Mein Appell geht an die Tüftler unter den Lesern, das Verfahren zu optimieren. An eine umgebaute Variante, die auch die Saat anderer Samen wie beispielsweise Tanne, Buche oder Bergahorn erlaubt, wäre zu denken. Mit einer massiveren Verankerung der Hütchen ließe sich das Schwarzwildproblem umgehen. Auf jeden Fall zeigt das Verfahren einen Weg, Reinbestände kostengünstig mit Mischbaumarten anzureichern bzw. umzubauen.

Joachim Dahmer leitet die Forstdienststelle Burkardroth am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bad Neustadt/Saale.

Literatur

Schöneberger, W.; Wasem, U.; Barbezat, V. (1990): Mehr Keimlinge dank Plastikkegel. Wald und Holz Nr. 4

Hartmann, S.; Knollmüller, K.H.(1999): Saatversuche mit Fichte, Kiefer, Lärche und Tanne in den Chiemgauer Alpen. Diplomarbeit FH Weihenstephan

Bauer, M. (1993): Das Saatverfahren CERKON - Ein Hochlagensaatversuch mit Keimhilfen in Trin/Graubünden. Diplomarbeit FH Weihenstephan