Beim klimagerechten Waldumbau stehen Klimaszenarien, Risikoabschätzungen, Baumarteneignung und Standortveränderung meist im Mittelpunkt. Dabei wird der Faktor Mensch allzu oft vergessen. Menschen handeln am konsequentesten aus Eigeninteresse und Eigenmotivation. Die vom Waldumbau betroffenen Personen müssen daher für die Sache gewonnen werden. Dies erfordert einen echten Dialog. Dazu müssen zunächst die einzelnen Gruppen identifiziert und auf ihre Bedürfnisse und Wertvorstellungen angesprochen werden. Anschließend können dann gemeinsame Aktionen entwickelt werden.

Die Anspruchsgruppen an den Wald

Jeder einzelne stellt an den Wald verschiedene Ansprüche. Dennoch lassen sich verschiedene Anspruchsgruppen zusammenfassen: Waldbesitzer, forstliche Zusammenschlüsse (FZus), Behörden, Förster, Jäger und gesellschaftliche Gruppen (z.B. Naturschutzverbände).

Jede dieser Anspruchsgruppen hat andere dominierende Werte im Hinblick auf den Wald. Anhand der Waldbesitzer, der forstlichen Zusammenschlüsse und der Förster soll dies im Folgenden auf plakative, vereinfachte Weise verdeutlicht werden.

Waldbesitzer beispielsweise legen großen Wert auf Tradition. Sie sind stolz auf ihren Wald und wollen ihn bewahren. Dennoch wollen sie ihren Nutzen daraus ziehen, der sich unterschiedlich darstellt:

  • Monetärer Nutzen: aus der Vermarktung, als Vermögensanlage oder für den Eigenbedarf
  • Erholungsnutzen: für Hobby und Freizeit
  • Emotionaler Nutzen: Familientradition, Beitrag zum Naturschutz oder Gemeinwohl
  • Ästhetischer Nutzen: Freude an der Natur und Schönheit des Waldes

Es ist sinnlos gegen diesen empfundenen Nutzen zu argumentieren. Nur wenn der vermutete neue Nutzen den bisher empfundenen Nutzen deutlich überwiegt, wird eine Bereitschaft zum Waldumbau bestehen.

Das Augenmerk der FZus liegt vor allem auf der Ökonomie. Der Nutzen für sie sind die Produktion von Stammholz, sein Umsatz, die daraus resultierenden Erträge und schließlich die Zufriedenheit der Mitglieder. Ihre große Herausforderung liegt in den Widersprüchen zwischen kurz- und langfristiger Bewirtschaftung der Wälder. Der erwünschte schnelle Erfolg darf nicht zu Lasten langfristiger Nachhaltigkeit gehen. Die Chancen der FZus liegen im Schmieden zahlreicher Allianzen. Sie können maßgeblich zum Interessensausgleich zwischen ihren Mitgliedern und anderen beitragen. Sie lassen sich nur mit vernünftigen Langzeitperspektiven und einem berechenbaren Risikomanagement für den Waldumbau gewinnen.

Förster haben eine sehr starke emotionale Bindung zu ihrem Wald. Ihr Idealismus mündet bisweilen in missionarischen Eifer. Sie wollen den Begriff der Nachhaltigkeit voll und ganz umsetzen sowie Ökologie, Ökonomie und Soziales miteinander verknüpfen. Sie wollen den Wald zwar bewirtschaften, aber gleichzeitig auch schützen und geraten so in ein Dilemma zwischen Ökologie und Ökonomie. Außerdem hat die Öffentlichkeit meist kein klares Bild vom Förster. Seine Tätigkeit ist dem Bürger oft nicht klar. Er wird nicht selten mit dem Jäger gleichgesetzt und ist derjenige, der im Winter die Rehe füttert. Dennoch wird mit dem Berufsbild fachliche Kompetenz verbunden. Diese Kompetenz und fachliche Anliegen kann der Förster aber erst auf der Grundlage einer aufgebauten Sympathie vermitteln.

Handlungsempfehlungen

Was kann jede am Waldumbau interessierte Gruppe von sich aus unternehmen, um ihn mit Nachdruck systematisch voranzutreiben?

  • Die Waldbesitzer können eine Beratung aktiv einfordern. Sie sollten ihre eigenen Interessen klar formulieren und sich mit anderen Waldbesitzern zusammentun.
  • Die FZus können differenzierte Vertragsmodelle entwickeln, auch für den Waldumbau. Auf diese Weise können Sie mehr und vor allem strikt kundenorientierte Dienstleistungen auf Basis hoher fachlicher Qualifikation anbieten. Dazu dürfte allerdings auch mehr Fachpersonal notwendig sein.
  • Förster sollten in Kommunikation, Mediation, sicherem Auftreten und Rhetorik geschult sein. So werden sie zu sympathischen und souveränen Botschaftern des Waldumbaus. Dabei sollten sie immer dienstleistungsorientiert arbeiten.

Möglichkeiten des gemeinsamen Dialogs und des gemeinsamen Handelns

Nachdem Wert- und Zielvorstellungen sowie spezifische Handlungsmöglichkeiten geklärt sind, ist es Zeit miteinander zu sprechen. Der Dialog mit den Waldbesitzern muss als Grundeinstellung eine respektvolle Partnerschafft inne haben. Unter Beachtung der unterschiedlichen Motive soll ein Mehrwert geschaffen werden. FZus sind für einen vernunftorientierten Dialog mit (be)rechenbaren Argumenten am besten zu gewinnen. Förster sollten ihre Kompetenz und Leidenschaft mit authentischer Sympathie verknüpfen.

Alle, die vom Waldumbau überzeugt sind, kommen schneller und einfacher ans Ziel, wenn sie gemeinsam an einem Strang ziehen. Um den Waldumbau gemeinsam voranzutreiben können die FZus mit den Vertragsmodellen den Waldbesitzern helfen. Förster sollten mit den Waldbesitzern sachbezogen zusammenarbeiten und mit den FZus Gemeinschaftsprojekte verwirklichen.

Fazit

Der Waldumbau ist eine große und schwierige Aufgabe, an der viele Anspruchsgruppen beteiligt sind. Die "menschliche" Komponente darf im Zuge des Waldumbaus keinesfalls übergangen werden. Ein Miteinander ist für die Umsetzung und Bewältigung des Waldumbaus unerlässlich. Der Erfolg ist wahrscheinlicher, je geringer der zeitliche Abstand zwischen Absicht und Tat ist. Also packen wir es an!