Außerhalb des alpinen Bergwaldes wird die Anzahl an wirtschaftlich nutzbaren Baumarten durch steigende Temperaturen, häufigere Trockenperioden und eine Zunahme von biotischen Schadfaktoren zunehmend eingegrenzt. Eine in Österreich bisher wenig beachtete Alternative ist die Hybridlärche – eine Kreuzung zwischen unserer einheimischen Europäischen Lärche (Larix decidua) und der japanischen Lärche (Larix kaempferi).
Obwohl Hybridlärchen schon länger kommerziell verfügbar sind, existieren in Österreich nur wenige Versuchsanpflanzungen und Erfahrungen zur Sortenwahl sind fast nicht vorhanden. Am Institut für Genetik des Waldforschungszentrum BFW liegen nun erste Ergebnisse eines Vergleichsanbaus von verschiedenen Hybridlärchenkreuzungen und der einheimischen Lärche vor.
Was sind Hybridlärchen?
Im biologischen Sinn können sich Arten dann erhalten, wenn eine natürliche Reproduktion nur unter Artgenossen möglich ist. Diese genetische Isolation ist aber selten zu 100 % ausgeprägt, denn ein gewisser Anteil von artfremden genetischen Informationen kann Vorteile haben.
Wenn sich Individuen verschiedener Arten kreuzen und Nachkommen erfolgreich produzieren, dann werden diese als Hybride bezeichnet. Derartige Artkreuzungen kommen sowohl im Tier- als auch im Pflanzenreich natürlich vor. Bei den Waldbäumen tauschen insbesondere unsere Eichenarten gerne ihre genetische Information aus und oft ist es in Beständen nicht leicht, die betreffende(n) Eichenart(en) zu identifizieren. Bei den Nadelbäumen neigen Lärchen stark zur Hybridisierung.
Die ersten Lärchenhybriden entstanden anfangs des 20. Jahrhunderts im Dunkeld Estate (Schottisches Hochland). Saatgut einer einzelnen Japanerlärche, die in unmittelbarer Nachbarschaft zweier europäischen Lärchen stand und von diesen bestäubt worden war, wurde beerntet. Dieses spontan entstandene Saatgut begründete die mehr als 100-jährige Tradition mit Lärchenhybriden. In der Folgezeit wurden verschiedene Anbauversuche mit Lärchenhybriden angelegt, von denen die meisten zeigten, dass Hybridlärchen den reinen Arten im Wachstum überlegen sind (Abbildung 1).
Eine Zusammenschau von deutschen, französischen und österreichischen Hybridlärchenversuchsflächen demonstriert diese Überlegenheit sehr eindrucksvoll (Abbildung 2).
Abbildung 2: Zusammenfassende Versuchsergebnisse von 10 Europäerlärchen- (E), 17 Japanerlärchen- (J), 80 Hybridlärchen-Sorten (H). Das Sortenmittel – zum größten Teil gemittelte Werte von mehreren Feldversuchen - ist prozentual zum jeweiligen Versuchsmittel dargestellt. Die meisten Hybridsorten übertreffen das Feldversuchsmittel von 100% (Langner und Schneck 1998, verändert).
Setzt man den Stammflächenzuwachs von "Hybridensorten" und die Wuchsleistung der Nachkommen von reinen Arten in Relation zum jeweiligen Feldversuchsmittel und sortiert diese Leistung absteigend, so übertrifft das Wachstum der meisten Hybridlärchen das jeweilige Versuchsmittel von 100 % (Abbildung 2), während die Wuchsleistung der reinen Arten unter 100% liegt. Bisher vorliegende Versuchsergebnisse aus Deutschland belegen, dass die überlegene Leistung der Hybridlärche gegenüber reinen Arten zumindest bis zum Alter von 50 Jahren anhält. Darüber hinaus gehende ältere Versuche existieren leider nicht.
Herausragende Wuchsleistung der Hybridlärchen – auf die Sorte kommt es an
Die nun vorliegenden Daten eines 18-jährigen Feldversuches in Mannersdorf am Leithagebirge bestätigen die herausragende Wuchsleistung der Hybridsorten. In Mannersdorf werden Hybriden aus sechs verschiedenen Kreuzungskombinationen zwischen ausgelesenen Mutterbäumen der Europäischen Lärche und ausgewählten Pollenspendern der Japanischen Lärche im Vergleich zu Handelssaatgut der Europäischen Lärche geprüft (Tabelle).
Tabelle: Übersicht über die im Versuch Mannersdorf getesteten Hybridlärchen | |||
Zuchtnummer | Sortenbezeichnung | Mutter | Vater |
3036 | Cunnersdorf I | Europ. Lärche Graupa Nr. 220y | Japanische Lärchenprovenienz Vers. Nr. 7 |
3039 | Cunnersdorf II | Europ. Lärche Graupa Nr. 220 | L. gmel.v.japon. Sauen Nr. 74 |
3046 | Graupa 68 | Europ. Lärche Hohe Tatra 45 | Japanische Lärche Pillnitz Nr. 219 |
3404 | Fichtelberg | Europ. Lärche Reinerz Nr. 94 | Japanische Lärche Yatsugatake Nr. 1095 |
3828 | Graupa I | Europ. Lärche Altlengbach Nr. 44 | Japanische Lärche Kumashiroyama Nr. 1041 |
3858 | nicht zugelassen | Europ. Lärche Reinerz Nr. 94 | Japanische Lärche Okkunikko Nr. 1049 |
Die Versuchsfläche gehört der Österreichischen Bundesforste AG (Forstverwaltung Purkersdorf, Revier Haselbach), wurde 1991 im Verband 2,0 m x 2,5 m angelegt und im Alter von 5, 14 und 20 Jahren gemessen. Im Mittel sind die zwanzigjährigen Hybridsorten um 30 % den einheimischen Lärchen überlegen. So erreichen die bestwüchsigsten Zuchtnummern 3404 und 3039 mittlere Höhen von 21,4 m bzw. 20,4 m bei einem Brusthöhendurchmesser von ca. 23 cm. Dagegen weist die österreichische Handelsherkunft der Europäischen Lärche nur eine Höhe von 15 m bei einem mittleren BHD von ca. 15 cm auf (Abbildung 3).
Abbildung 3: Höhenwachstum und Durchmesserwachstum (BHD) einer Handelsherkunft der einheimischen Europäischen Lärche im Vergleich zu sechs verschieden Hybridlärchenkreuzungen und dem Mittelwert aller Hybride im Alter von 20 Jahren auf der Versuchsfläche Mannersdorf des Instituts für Waldgenetik
Auch der Mittelwert aller Hybride liegt mit einem BHD von 21,4 cm BHD und einer Höhe von 19,8 m Höhe weit über unserer Lärche.
Der Verkaufserlös von Lärchenholz wird jedoch nicht allein von der Massenleistung bestimmt. Für die Verwendung hochwertiger Stammabschnitte spielt die Schaftqualität eine wesentliche Rolle. Gerade hier zeigen sich große Unterschiede (Abbildung 4):
Abbildung 4: Qualitätsmerkmale der sechs Hybridlärchenkreuzungen im Vergleich zu einer Handelsherkunft der einheimischen Europäischen Lärche und dem Mittelwert aller Hybride
Die qualitativ hochwertigste Zuchtnummer 3828 "Graupa I" erreicht mit 35% geraden Stämmen und 37% leicht gekrümmten Stämmen eine vergleichbare Qualität wie die österreichische Handelsherkunft (= 38% gerade und 36% leicht gekrümmte Stämme). Die Zuchtnummern 3858 und 3404 besitzen dagegen nur 4% bzw. 10% gerade Stämme. Mehr als 50% dieser letztgenannten Sorten weisen starke Krümmungen auf oder haben sonstige genetisch bedingte Fehler (Zwiesel, Steiläste oder Schneebruch) und sind damit nicht geeignet für die Wertholzproduktion.
Doch was ist die Ursache für die Überlegenheit der Hybridlärchen? Im Vergleich zu den reinen Arten weisen Hybridlärchen eine höhere genetische Vielfalt auf. Weitere wissenschaftlich erwiesene Eigenschaften der Hybridlärche sind eine größere Standortstoleranz, Toleranz gegenüber Schadstoffen, geringere Lärchenkrebsanfälligkeit und zumindest gleichwertige Holzeigenschaften.
Insbesondere die breite Standortsamplitude zusammen mit einer Genügsamkeit bei Wasser- und Nährstoffmangel machen Hybridlärchen zu einer viel versprechenden Anbaualternative bei sich änderndem Klima. Aus diesem Grund führt das Institut für Genetik gemeinsam mit der Universität für Bodenkultur Bohrkernanalysen an den Mannersdorfer Hybridlärchen durch. Diese sollen Aufschluss über das Verhalten der Bäume in Trockenperioden geben.
Wo kann ich Hybridlärchen kaufen?
Vermehrungsgut der Hybridlärchen wird in speziellen Hybridlärchensamenplantagen erzeugt und ist aufgrund der Nachfrage etwa dreimal so teuer wie Saatgut aus Saatguterntebeständen. Die Ergebnisse des Versuchs Mannersdorf und
weitere Testanbauten in Deutschland haben in unserem Nachbarland zur Zulassung verschiedener Hybridlärchenplantagen als forstliches Vermehrungsgut der Kategorie "geprüft" geführt. Damit wird auch in Österreich "geprüftes Hybridlärchensaatgut" verfügbar. Die Zuchtnummern 3036 und 3039 werden unter der Handelssorte "Cunnersdorf I" und "Cunnersdorf II" in einer Samenplantage in Thüringen produziert. Diese Sorten zeigten auch in Deutschland signifikant überlegenes Wachstum, allerdings nur mit durchschnittlichen Schaftformen.
Die in unserem Versuch geprüften Zuchtnummern 3046 und 3404 sind als Sorten "Graupa 68" und "Fichtelberg" aus dem Forstbetrieb Neustadt verfügbar. Feldversuche in Deutschland zeigten für diese Sorten ebenfalls überlegende Wuchsleistungen mit durchschnittlichen Schafformen. Erste Testanbauten in Oberösterreich mit der Handelssorte "Fichtelberg" fielen aber auf sehr gutem Standort in der Schaftform ungenügend aus (Jasser, persönl. Mitteilung). Diese Beobachtung bestätigt unsere Versuchsergebnisse. Auf sehr guten Standorten könnte das hohe Wuchspotenzial für die Ausbildung nur mäßiger Schaftformen verantwortlich sein.
Die Sorte "Graupa I", die vergleichsweise gute Schaftformen erbrachte, wird im Handel nur zusammen mit der Sorte "Graupa II" vertrieben. Letztgenannte Sorte zeichnete sich in deutschen Testanbauten neben hervorragendem Wachstum auch durch überlegende Schaftformen aus. Die Zuchtnummer 3858 ist in Deutschland aufgrund der nur mäßigen Überlegenheit nicht zugelassen und Saatgut ist nicht für die Forstwirtschaft verfügbar.
Anbau außerhalb des natürlichen Lärchenareals auf schlechten bis mäßigen Standorten empfohlen
Den Anbau von Hybridlärchen empfiehlt das Institut für Genetik derzeit ausschließlich außerhalb des natürlichen Verbreitungsgebietes der einheimischen Lärche. Das sind im Wesentlichen die Wuchsgebiete 8.1, 8.2, 9.1, 9.2, 6.2 sowie die kolline und submontane Stufe der Wuchsgebiete 7.1 und 7.2.
Der Anbau der Hybridlärche sollte eher auf schlechten bis mittleren Standorten erfolgen. Auf sehr guten Standorten sollte – zumindest bis ergänzende Versuchsergebnisse vorliegen – auf den Anbau der Hybridlärche verzichtet werden. Eine eindeutige Dokumentation der verwendeten Hybridsorten ist notwendig, aber die genaue Aufzeichnung der verwendeten Sorten oder Herküunfte sollte eigentlich bei jeder Kunstverjüngung in allen Forstbetrieben längst Standard sein.
Das Institut für Genetik des BFW berät ihren Forstbetrieb gerne und nimmt gegebenenfalls Vorbestellungen von Saat- und Pflanzgut entgegen.
Literatur
Langner, W, Schneck, V. 1998. Ein Beitrag zur Züchtung von Hybridlärchen (Larix x eurolepis Henry). Sauerländer’s Verlag, 157 Seiten.