Nachhaltige Nutzung der Wälder bedeutet, dass wirtschaftliche, soziale und kulturelle Bedürfnisse und Interessen dieser und zukünftiger Generationen in Einklang gebracht werden. Nachhaltigkeit steht daher immer in einem sozialen bzw. gesellschaftspolitischen, inhaltlichen, aber auch in einem maßstäblichen Kontext. Daraus ergibt sich, dass Nachhaltigkeit mit naturwissenschaftlichen Methoden alleine nicht "nachgewiesen" werden kann - der Bewertungsmaßstab ergibt sich aus dem gesellschafts­politischen Diskurs zwischen wirtschaftlichen, sozialen und umweltbezogenen Interessen.

Wenn von Nachhaltigkeit die Rede ist, ist zu definieren, welche Ressource (z.B. Holz, Waldboden) nachhaltig genutzt werden soll und wie dies erreicht und überprüft werden soll. Dafür wurden zahlreiche Nachhaltigkeitsindikatoren entwickelt. Weitere Festlegungen betreffen die Frage,

  • wo nachhaltig genutzt werden soll - auf einer lokalen Ebene (Betrieb), einer regionalen, der staatlichen oder der globalen Ebene - und
  • welcher Bezugszeitraum (z.B. Umtriebszeit) gewählt werden soll.

Nachhaltigkeitsindikatoren

Nachhaltigkeitsindikatoren, die Österreichs Waldökosysteme und Böden betreffen, finden sich zum Beispiel im Österreichischen Waldprogramm. Eine Reihe von Indikatoren (MCPFE-Indikatoren) des Österreichischen Waldprogramms werden auch kongruent durch die Ministerkonferenz zum Schutz der Wälder in Europa (FOREST EUROPE) formuliert. Beispiele sind der Kohlenstoffvorrat in der Holzbiomasse und in Waldböden, die Deposition von Luftschadstoffen sowie der Bodenzustand.
Daten aus BioSoil (Mutsch 2009) zeigen gegenüber der Waldboden-Zustandsinventur (FBVA 1992) einen offensichtlichen Rückgang degradierter und kontaminierter Böden, wenn als wesentliche Indikatoren dafür der pH-Wert oder die Schwermetallbelastung mit Blei, Cadmium oder Quecksilber herangezogen werden.

Wichtige Indikatoren finden sich auch in der am 30. April 2002 vom Ministerrat beschlossenen österreichischen Nachhaltigkeitsstrategie: Dies sind etwa die Anreicherung von Schadstoffen im Oberboden und die Überschreitung entsprechender Richtwerte. Abbildung 1 zeigt die Belastungssituation mit Blei in Österreichs Waldböden anhand der Waldboden-Zustandsinventur (FBVA 1992). Richtwertüberschreitungen treten hauptsächlich im Bereich der Nördlichen und Südlichen Kalkalpen auf, lokal auch in den Zentralalpen.

Ein weiterer wichtiger Indikator ist die Überschreitung bestimmter Depositionswerte (Critical Loads). Unter den Critical Loads werden jene eingetragenen Stoffmengen verstanden, welche die Vegetationszusammensetzung verändern. Abbildung 2 zeigt die Überschreitung der empirischen Critical Loads für eutrophierende Stickstoffeinträge auf naturnahen Ökosystemflächen.

Sehr prononciert zeigen sich Überschreitungen im Wiener Raum, aber auch in den Staulagen der Nördlichen Randalpen um Salzburg und Kufstein. Insgesamt mehren sich jedoch die Hinweise darauf, dass eine Reihe von Nachhaltigkeitsindikatoren, die Österreichs Waldökosysteme und Böden betreffen, eine günstige Entwicklung zeigen.

Waldökologisches Instrumentarium zur Diagnose der Nachhaltigkeit

Die Standorts- bzw. Bodenkunde setzt eine umfangreiche Palette zur Naturraumanalyse ein und kann damit Aussagen zur nachhaltigen Entwicklung von Waldökosystemen und Waldökosystemkompartimenten treffen. Die Nährstoffbilanz stellt Nährstoffgewinne aus der Gesteinsverwitterung, Immissionen, Einwehungen, Düngung und Hangwasser den Nährstoffverlusten aus Ausgasung, Erosion, Leaching und der Holzernte gegenüber und bringt diese in Relation zu den Bodenvor­räten eines Nährstoffs. Ein Beispiel dafür ist die Kaliumbilanz einer Probefläche aus der 2009 abgeschlossenen Holz- und Biomasseaufkommensstudie des BFW.

Diese Probefläche weist einen Kalium-Bodenvorrat von ca. 300 kg/ha auf, im Laufe einer Umtriebszeit (hier 150 Jahre) stehen Nährstoffgewinne von ca. 1500 kg/ha Nährstoffver­lusten von ca. 1800 kg/ha gegenüber, wenn auf diesem Standort Vollbaumernte in Vor- und Endnutzung unter­stellt wird (Abbildung 3a) - womit die Kaliumvorräte auf dem Standort nach einer Umtriebszeit gänzlich aufgebraucht wären. Würden auf demselben Standort Teile der Biomasse ver­bleiben (Nadeln und sowie zumindest Teile der Äste und Zweige), so wäre die Kaliumbilanz auf diesem Standort positiv, der Boden-Kaliumvorrat würde sogar steigen, die Entwicklung als nach­haltig zu beurteilen.

Ein weiteres, traditionell wichtiges Instrument der Standortskunde ist die Forstliche Standortskartierung, welche auf der Basis umfassender Standorts-, Boden-, Vegetationserhebungen sowie der Verwendung von Klimadaten Standortseinheiten (Flächen mit ähnlichen Standorts- und Wuchsbedingungen) beschreibt. An den Wuchsbedingungen orientiert, empfiehlt die Standortskartierung geeignete Bestockungen mit Baumarten oder deren Mischungen, die am gegebenen Standort die besten ökologischen und ökonomischen Erfolgsaussichten haben. Ziel ist damit die nachhaltig optimale Nutzung der Standortsproduktivität bei Minimierung des Bewirt­schaftungsaufwandes. Die Standortskartierung bildet die Schnittstelle zu Forsteinrichtung und Waldbauplanung.

Ein unlängst - in Hinblick auf eine mögliche globale Klimaerwärmung - entwickeltes Instrument sind die sog. Klimahüllen nach Kölling (2007), die auf der Basis von Temperatur- und Niederschlagsdaten die unterschiedliche Eignung von Baumarten unter gegenwärtigen und zukünftigen Klimabedingungen abschätzen.

Treten die Voraussagen zu den Veränderungen des Klimas in Mitteleuropa ein, so ist evident, dass Nachhaltigkeit mehr ist als Bewahren, sondern Nachhaltigkeit zukunftsorientiert gedacht werden muss.