Kulturerfolg erhöhen

„Die Douglasie, so sehr sie uns durch ihre späteren Wuchsleistungen erfreut, bereitet uns in ihren ersten Jugendjahren doch häufig Kummer.“

Auch wenn dieses Zitat von Herrn Junack aus dem Jahr 1952 stammt, so hat es doch bis zum heutigen Tag nichts an Aktualität eingebüßt. Hohe Ausfälle in Douglasienkulturen bereiten den Forstleuten häufig auch heute noch Kopfzerbrechen und zur Erhöhung des Kulturerfolges wird nach wie vor vieles ausprobiert. Eine nicht neue, aber in den letzten Jahren verstärkt in den Fokus gerückte Methode der Kulturbegründung ist die Verwendung von Ballenpflanzen – umgangssprachlich als Containerpflanzen bekannt.

Vor- und Nachteile

Containerpflanzen haben verschiedene Vor- und Nachteile:

Vorteile:  Die Aussaat erfolgt in Containern, die Pflanzen müssen nicht verschult werden. Die Saatgutausbeute ist bei Containerpflanzen i.d.R. höher. Der Erdballen soll die Austrocknungsgefahr auf dem Transport zur Kulturfläche verhindern. Weiterhin sollen sie der Wurzeldeformationen durch unsachgemäße Pflanzung vorbeugen. Der Pflanzzeitraum kann nach vorne und hinten ausgedehnt werden. Mit angepassten Pflanzwerkzeugen können Containerpflanzen schneller und ergonomischer gepflanzt werden.

Nachteile: Die Ballenpflanzen benötigen eine kompliziertere Logistik. Container-Anzuchtplatten, die nicht auf die Bedürfnisse der Pflanzen nach Baumart und Standort ausgerichtet sind, können Wurzeldeformationen auslösen. Weiterhin findet die Produktion der Containerpflanzen in Produktionsplatten aus Kunststoff statt, die viel Platz beanspruchen. Zudem werden noch Torfbestandteile für das Containersubtrat verwendet. Die Sortimentsvielfalt ist eingeschränkt, da Großpflanzen nicht in Containern produziert werden. Die Pflanzenpreise sind höher.

Untersuchungen auf Versuchs- und Praxisflächen

Während in Skandinavien ein Großteil der Kulturen mit Containerpflanzen begründet wird, gibt es in Mitteleuropa vergleichsweise wenige Erfahrungen mit diesem Sortiment.

Die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt (NW-FVA) überprüfte daher die hohen Erwartungen an Douglasien-Containerpflanzen an einer Reihe von Versuchsflächen. So wurden ab 2010 drei Versuchsserien in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt angelegt. Die Pflanzen für diese Versuchsserien wurden aus demselben Saatgut als Container- oder wurzelnackte Pflanzen angezogen. In diesen Versuchen wurden auch verschiedene Anzuchtsysteme der Containerpflanzen miteinander verglichen. Im Ergebnis konnten diese Versuche keine Überlegenheit eines Sortiments gegenüber dem anderen zeigen. Deutlich wurde aber, dass sich die Überlebenswahrscheinlichkeiten durch fehlerhaftes Management und zu starke Konkurrenzvegetation verringern und dass die nicht kontrollierbare Witterung die Ausfallwahrscheinlichkeiten erheblich beeinflusst.

Solchen Versuchsflächen haftet naturgemäß der „Makel“ an, dass sie besonders sorgfältig gepflanzt und gepflegt werden. Zudem haben sich die Anzuchtverfahren von Container­pflanzen in den letzten Jahren deutlich verbessert. So wird mittlerweile besonders auf die Aushärtung der Triebe geachtet, um das Risiko von Frostschäden zu verringern. Es ist also wahrscheinlich, dass sich die Sortimente in der Praxis dennoch unterscheiden, da die vermuteten Vorteile der Containerpflanzen vor allem bei Termindruck, unter erschwerten Bedingungen oder in langanhaltenden Trockenperioden zum Tragen kommen können. 

Im Frühjahr 2020 wurde eine Inventurstudie in Douglasien­kulturen des Forstamts Hessisch-Lichtenau durchgeführt. Von den vom Forstamt gemeldeten 58 Douglasien­kulturen aus den Jahren 2000-2020 erwiesen sich insgesamt 15 Reinkulturen auf Freiflächen mit ausreichendem Lichtangebot als für den Sortimentsvergleich geeignet. Auf den Flächen wurde eine systematische Inventur durchgeführt. Die Aufnahme von Schäden und Ausfällen sowie Höhenmessungen fanden auf Probekreisen statt.

Ergebnisse

Es zeigt sich, dass die Ausfälle in den mit wurzelnackten Pflanzen begründeten Kulturen deutlich geringer sind, als in den mit Containerpflanzen begründeten Flächen (Abb. 3). Zudem weisen die Containerpflanzen deutlich häufiger Schäden durch Vergilbung, Rüsselkäferfraß oder Trocknis auf und der Anteil grüner Nadeln ist geringer. Die wurzelnackten Kulturen zeigen dahingegen höhere Wildschäden.

Eine hohe Stufigkeit der Pflanzen wird im Allgemeinen als Qualitäts- und Stabilitäts­kriterium herangezogen. In der Praxis wird diese oft über den Schlankheits­grad (H/WHD-Wert) beurteilt. Bezüglich dieses Wertes lassen sich zwischen den beiden Sortimenten keine Unterschiede feststellen (Abb. 4).

 

Diskussion

Natürlich lassen sich die Flächen und somit auch die Sortimente nicht unmittelbar miteinander vergleichen. Schon allein die Tatsache, dass die Kulturen in unterschiedlichen Jahren begründet wurden, erschwert den Vergleich, da die Witterung nach der Pflanzung von entscheidender Bedeutung für die Pflanzenentwicklung ist. Die extrem trockenen Bedingungen in den Jahren 2018 und 2019 haben wurzelnackten Pflanzen ebenso zugesetzt wie den Ballenpflanzen. Darüber hinaus unterscheiden sich u.a. die Standorte, Pflanzverfahren, Höhenlagen, Herkünfte und Lieferanten. Von all diesen Faktoren ist bekannt, dass sie einen Einfluss auf den Kulturerfolg haben können.

Dennoch haben die Ergebnisse einen Mehrwert, zeigen sie doch eindrücklich, dass auch Containerpflanzen nicht als „Allheilmittel“ bei der Kulturbegründung der Douglasie dienen können. Bei unsachgemäßem Umgang, Trockenheit oder mangelnder Pflege kommt es auch bei diesem Sortiment zu erheblichen Ausfällen. Es sollte also vorher abgewogen werden, ob und unter welchen Bedingungen die höheren Investitionen lohnenswert sind.