Ein großer Blochdurchmesser steigert bei Eichenrundholz deutlich seinen Wert, da die Ausbeute an wertvollem, astarmen Holz, das mantelförmig um den inneren Astkern angeordnet ist, höher ist. Während bei den meisten Waldbaukonzepten für Laubholz ein großer Zieldurchmesser außer Streit steht, scheiden sich oft die Geister, wie der Jahrringaufbau (Jahrringbreite) mittels Durchforstungseingriffe gestaltet werden soll.

Drehschraube Umtriebszeit

Hat der Waldbewirtschafter einen fixen Durchmesser des Erntestammes vor Augen, kann er über die Schraube Umtriebszeit die Jahrringbreite verändern: Ein Baum mit 80 cm Brusthöhendurchmesser kann mit Jahrringbreiten von 4 mm in einem Zeitraum von 100 Jahren erzeugt werden, aber er könnte für die gleiche Stärke bei schwachen Durchforstungseingriffen und 2 mm breiten Jahrringen 200 Jahre dafür brauchen.

Qualitätsmerkmal Jahrringbreite

Die Jahrringbreite stellt nur bei der Eiche und wenigen anderen Laubhölzern ein Qualitätskriterium dar. Die ringporige Holzstruktur betont den Jahrringverlauf stark und bewirkt bei schnell gewachsenen Eichen ein grobes Erscheinungsbild, das zwar für manche Anwendungsbereiche wie z.B. Bodendielen oder rustikale Möbel hoch geschätzt wird. Spitzenpreise sind jedoch für feinjährige, furnierfähige Stücke zu erzielen, die edel wirken und in der modernen Architektur Verwendung finden.

Welche waldbauliche Behandlung für den einen oder anderen Eichenbestand gewählt wird, hängt von Faktoren ab wie der Standortsgüte, der genetischen Eignung des Ausgangsmaterials und den waldbaulichen Voraussetzungen wie Verband und Jungbestandespflege.

Betriebswirtschaftliche Sicht des Eigentümers

Ausschlaggebend sind schlussendlich die Eigentümerinteressen und das Betriebsziel. Wird das eingesetzte Kapital für Bestandesbegründung und Jungbestandespflege als Investition gesehen und mit einem entsprechenden Zinsfuß auf die Dauer der Umtriebszeit prolongiert, ist der kalkulatorische Gewinn bei Modellen mit kürzerem Umtrieb und daraus resultierenden breiten Jahrringen (Sägeholz) den 180- bis 200-jährigen Produktionszeiträumen trotz der hohen Erlöse überlegen. Es gibt natürlich auch andere Zugänge zum Waldkapital, bei denen die Zeit eine wesentlich geringere Rolle spielt.

Versuchsanlage in Mauerbach

Anhand des Eichendurchforstungsversuches Mauerbach werden die Auswirkungen von verschieden starken Durchforstungseingriffen auf das Dickenwachstum der Eichen untersucht.

Die Versuchsfläche wurde 1998 auf Anregung des Forstbetriebes Wienerwald der Österreichischen Bundesforste AG im Revier Mauerbach eingerichtet. Dazu wurde ein weitgehend homogener 1,5 ha großer, 25-jähriger Eichenbestand in drei, annähernd gleich große Teilflächen (1, 2, 3) unterteilt (Abbildung 1).

Auf den Flächen 1 und 2 wurden im Herbst 1999 Erstdurchforstungen mit verschiedenen Eingriffsstärken durchgeführt. Die Variante 3 wurde als Nullfläche undurchforstet belassen. Die Anzahl der Z-Bäume in den Varianten 1 und 2 beträgt ca. 80 Bäume pro Hektar (Tabelle 1).

Auszeige nach dem A-Wertverfahren

Die Auszeige der Bedränger wurde mittels A–Wertverfahren nach Klaus Johann durchgeführt (KRISTÖFEL, 2009). Dies ermöglicht eine objektive Festlegung und mathematische Nachvollziehbarkeit der Eingriffsstärke.

Der A-Wert ist ein Proportionalitätsfaktor, der für potenzielle Bedränger ermittelt wird (Abbildung 2). Eingang in die Berechnung finden die Höhe und der Durchmesser des Z-Baums sowie der Durchmesser des Bedrängers und der Abstand beider Bäume.

Potenzielle Bedränger sind alle Eichen auf der Fläche, die keine Z- Bäume sind. Je größer der errechnete A-Wert eines Bedrängers ist, desto größer ist seine Konkurrenz für den Z-Baum. Als erforderliche Eingangswerte für die Berechnung der A-Werte wurden die Stammfußkoordinaten und der BHD sämtlicher Bäume auf der Fläche sowie zusätzlich die Höhen der Z-Bäume ermittelt. Mittels einer Software wurden die Bedränger in Abhängigkeit vom A-Wert 4 oder 8 ermittelt und grafisch dargestellt (Abbildung 3).

Bei der Erstdurchforstung wurden auf der Fläche 1 alle Bedränger mit einem A-Wert größer als 4 entfernt, auf Variante 2 alle mit einem A-Wert größer als 8. Diese Werte wurden durch schrittweise Annäherung gutachtlich festgesetzt. Nach dem Eingriff wurden die Kronengrößen der Z-Bäume durch Ablotung mittels Kronenspiegel in beiden Varianten bestimmt.

Weitere Durchforstungseingriffe

In den Jahren 2003 und 2009 erfolgten in den Varianten 1 und 2 zwei weitere Durchforstungen. Die Eingriffsstärken wurden gegenüber der Erstdurchforstung erhöht. Innerhalb der Variante 1 wurden jetzt alle Bedränger entfernt, die einen A-Wert größer 3 und innerhalb der Variante 2 alle Bedränger, die einen A-Wert größer als 6 aufwiesen. Die nun stärkeren Eingriffe wurden durch das bereits abnehmende Stabilitätsrisiko gerechtfertigt.

Messergebnisse und erste Auswertungen

Auf der Versuchsfläche wurden in den Jahren 1998, 2003 und 2009 jeweils vor den Eingriffen die Brusthöhendurchmesser sämtlicher Eichen sowie die Höhen der Z-Stämme gemessen. Zusätzlich wurden in allen Varianten je zwei Intensivblöcke eingerichtet. Jeder Intensivblock ist 500 m² groß, auf der sich ein Messkollektiv von rund 150 Eichen befindet. Von diesen Bäumen wurden neben dem Brusthöhendurchmesser die Baumhöhe sowie die Höhe des Kronenansatzes erhoben. Anhand dieser Werte kann die chronologische Entwicklung des Gesamtbestandes beschrieben werden.

Die verschieden starken Durchforstungseingriffe haben bereits gezeigt (Abbildungen 4 und 5), dass sich der Unterschied der durchschnittlichen Jahrringbreite bei den Z-Bäumen zwischen der Variante 1 und 2 in der zweiten Periode (2004 – 2009) gegenüber der ersten (1999 – 2003) verdoppelt hat (Abbildung 5). Sollte sich dieser Mehrzuwachs bei den nächsten Messungen auch weiterhin bestätigen, wird man davon ausgehen können, dass die Wahl der Eingriffsstärke in Variante 1 zur Produktion von überwiegend hochwertigem Sägerundholz und in Variante 2 von Blochen mit hohem Furnieranteil geeignet ist.

Ausblick

Nach einer mittlerweile 11-jährigen Versuchsdauer zeichnen sich bereits erste Trends in der Bestandesentwicklung ab. Inwieweit sich diese in der Zukunft bestätigen oder ob Unerwartetes eintritt, kann nur durch periodische Messungen festgestellt werden. Im Anschluss ist eine Auswahl von offenen Fragen angeführt, die durch Beobachtung der weiteren Bestandesentwicklung beantwortet werden sollen:

  • Wird die Höhe der Kronenbasis bei 80 Z-Bäumen pro Hektar annähernd unverändert bleiben oder wird sie sich stammaufwärts verlagern?
  • Wie weit ist es möglich, die Jahrringbreite mittels Steuerung der Konkurrenz über das ganze Bestandesleben hindurch zu beeinflussen?
  • Wie hoch wird der Wertholzanteil bei diesem konsequent gepflegten Eichenbestand sein?
  • Welche Durchforstungsintervalle ergeben sich in Abhängigkeit vom Bestandesalter und der jeweiligen Eingriffsstärke?

Diese und andere offene Fragen, die sich im Laufe der Bestandesentwicklung ergeben werden, können ausschließlich durch gut betreute Dauerversuchsflächen beantwortet werden. Mit Modellen kann die Bestandesentwicklung auf rechnerischem Weg rasch darstellt werden. Letztendlich können diese Simulationen jedoch nur auf Basis von gemessenen Werten zufrieden stellende Ergebnisse liefern.