Im Wallis herrscht ein kontinentales Klima, welches von langen Trockenperioden geprägt ist. Die Niederschlagsmengen sind gering, und der Föhn trocknet Böden und Vegetation noch zusätzlich aus. Daher ist hier die Waldbrandgefahr vergleichsweise hoch. Aufgrund der Siedlungsdichte in der Nähe der Wälder, der grossen und zusammenhängenden Waldungen auf den steilen Hängen und der vielen wind- und südexponierten Lagen ist da Wallis zudem ein ideales Terrain für Grossbrände. Rund 87% des Waldes im Kanton (120 000 ha) besitzen eine wesentliche Schutzfunktion von Menschenleben und Sachwerten vor Naturgefahren. Daher agiert man dort im Sinne eines integralen Risikomanagement.

Grundprinzipien des Waldbrandmanagements im Wallis

Hauptsächlich als Folge des Waldbrandes von Leuk, bei dem 300 ha Wald (davon 70 ha Schutzwald) den Flammen zum Opfer fielen, wurde zwischen 2006 und 2008 ein kantonales Wald Brandbekämpfungskonzept ausgearbeitet mit klaren Zuständigkeiten:

  • Die DWEL (Dienststelle für Wald, Flussbau und Landschaft) ist verantwortlich für den Bereich "Waldbrandprävention", der die Elemente Vorbeugung, Organisation und Infrastrukturen (z. B. Forststrassen, Löschwasserbecken) umfasst.
  • Das KAF (Kantonales Amt für Feuerwesen) stellt sicher, dass die Feuerwehren in den Gemeinden so organisiert und ausgestattet sind, dass sie im Ereignisfall einen Brand löschen können.

Erfassung des Waldbrandrisikos

Ein wichtiges Produkt dieses Konzeptes ist die Festlegung der Region, in denen im Rahmen von regionalen Waldbrandvorsorgekonzepten weitere Massnahmen geplant und umgesetzt werden.

In einem ersten Schritt wurde hierzu die Anfälligkeit der Wälder für das Ausbrechen und Ausbreiten von Bränden (langfristige Waldbrandgefahr) beurteilt. Zuerst wurde der brenntechnische Zustand des Waldes analysiert. Danach wurden die potenziellen Zündquellen wie Siedlungen oder Picknickplätze und Geländeeigenschaften (Neigung, Exposition, Höhe) sowie klimatische Verhältnisse mit einbezogen. Je genauer die Statistiken über die vergangenen Brände sind, desto besser unterstützen sie die Beurteilung der langfristigen Waldbrandgefahr. Im Kanton Wallis existiert dazu ein Inventar aller Brände aus den letzten 100 Jahren. In einem weiteren Schritt wurde der Schaden beurteilt, der durch einen Waldbrand entstehen könnte. Schliesslich wurde durch Kombination von langfristiger Waldbrandgefahr und möglichen Schäden eine kantonale Risikohinweiskarte erstellt (s. Abb. 2). Sie gibt Auskunft darüber, wie hoch die Waldbrandrisiken in den verschiedenen Regionen des Kantons Wallis sind. Die Risikoabstufung gibt gleichzeitig vor, in welcher Priorität regionale Waldbrand Versorgungskonzepte zu erarbeiten sind.

Bereits vor Erstellung der kantonalen Risikohinweiskarte wurde in einzelnen Regionen mit ausgewiesen hohem Waldbrandrisiko damit begonnen, in Zusammenarbeit mit spezialisierten privaten Ingenieurbüros regionale Waldbrandvorsorgekonzepte zu erstellen. Dies enthalten u.a. detaillierte Risikoanalysen mit dem Ist. Und dem Sollzustand von Infrastrukturen für den Zugang der Feuerwehr sowie den Löschwasserbezug (s. Abb. 3). Sie dienen der Planung von Löscheinrichtungen, der Optimierung der Einsätze im Brandfall sowie als Grundlage für Ausbildungskurse.

Beurteilung der aktuellen Waldbrandgefahr

Um die Waldbrandgefahr tagesaktuell beurteilen zu können, setzt der Kanton Wallis auf das vom Kanton Graubünden 2009 eingekaufte Prognosesystem "Incendi", das basierend auf Wetterstationen von MeteoSchweiz die tägliche Berechnung verschiedener Waldbrandindizes erlaubt. Der Kanton Wallis stützt sich bei der Beurteilung der aktuellen Waldbrandgefahr aber auch auf die Einschätzung der Revierförster ab, die den Waldzustand und des Brandgutes lokal beurteilen.

Handlung bei Waldbrandgefahr

In der Waldbrandprävention setzt der Kanton Wallis schon vorab auf Sensibilisierung der Bevölkerung. Dennoch verhängt verhängt der Vorsteher des Departements für Sicherheit, Institutionen und Sport auf der Rechtsgrundlage des kantonales Feuergesetzes immer wieder bei grosser Waldbrandgefahr ein Verbot für das Feuern im Freien.

Bei hoher Waldbrandgefahr müssen alle relevanten kantonalen Dienste, die Gemeinden, die Bevölkerung und die Medien umgehend und sachgerecht informiert werden. Seit 2009 ist ausserdem die aktuelle Waldbrandgefahrenkarte auf der Website des Kantons Wallis einsehbar.

Überprüfung des Waldbrandmanagements in der Praxis

Der Waldbrand von Visp 2011 war ein Referenzereignis, um das Waldbrandmanagement zu testen und die Folgen von solch grossen Bränden auf die Schutzfunktion zu prüfen (Details siehe Originalartikel).

Einige Lehren aus dem Waldbrandereignis bei Visp sind:

Sofortmassnahmen nach Brand

Durch den Brand wurde die Schutzfunktion des Waldes gegen Naturgefahren beeinträchtigt, besonders stark diejenige gegen Murgänge, Rutschungen und Steinschlag. Zum Schutz der Gewerbezone und der Kantonsstrasse Visp-Brig mussten Sofortmassnahmen getroffen werden. Geplant wurden diese vom Forstdienst in Zusammenarbeit mit der Gemeinde, der Polizei und dem Strassenmeister. Noch im Jahr 2011 wurden verbrannte Baumstämme als Erosionsschutz quergelegt und rund 200 Laufmeter Steinschlag- und Murgangschutznetze erstellt. Ein besonderes Augenmerk musste auch auf den Borkenkäfer gelegt werden. Erfahrungsgemäss wirken nach einem Waldbrand die nicht ganz abgebrannten, stark geschwächten Bäume enorm anziehend. Sie wurden daher rasch entfernt, um eine massenhafte Ausbreitung des Borkenkäfers in die noch intakten, aber vorbelasteten Schutzwälder oberhalb von Visp und Eyholz zu verhindern.

Mittelfristige Massnahmen

Gestützt auf eine sorgfältige Risikoanalyse wurde ein Aufforstungs- und Verbauungsprojekt ausgearbeitet, welches die stützpunktartige Pflanzung von 11 000 Bäumen sowie weitere Schutzbauten wie Geschiebesammler oder Ablenkdamm berücksichtigte.
Trotz der zum Teil noch sehr guten Holzqualität wurden die stehenden verbrannten Bäume nicht gefällt, da sie uum einen  noch immer einen gewissen Schutz vor Steinschlag und Lawinen gewährleisteten, zum anderen hätten die Erntekosten die Holzerlöse klar überstiegen. Wegen der Gefahr von umstürzenden Bäumen wurden allerdings sämtliche Wanderwege durch die Brandfläche gesperrt.
Der Brand war auch Auslöser für die Erarbeitung des regionalen Waldbrandvorsorgekonzeptes Visp und Umgebung.

Lehren aus dem Waldbrandereignis

Der gemeinsame Einsatz von Feuerwehr und Forstdienst während der Löschphase hat beide Bereiche näher zusammengebracht und das Waldbrandvorsorgekonzept für die Region Visp und Umgebung wurde partnerschaftlich erarbeitet, womit vom Know-how beider Fachbereiche profitiert werden konnte. Ebenfalls erzielte man dank der Zusammenarbeit wesentliche Verbesserungen bei den Sofortmassnahmen und beim Wiederinstandstellungsprojekt.

An vielen Orten im Wallis - wie auch in Visp, gerade im Talboden des Haupttals, ist es schwierig, die Gefahrenstellen für den Ausbruch von Feuern einzudämmen.
Zahlreiche Gebäude und Werkstätten – die potenziellen Zündquellen – befinden sich sehr nahe am Wald – dem potenziellen Brandgut. Die Kontaktzone zwischen Siedlung und Natur ist entsprechend gross. Diskutiert werden derzeit organisatorische Massnahmen sowie die Einrichtung eines Streifens, in dem die Vegetation brandmaterialarm gehalten wird.

Leider konnte beim Waldbrand von Visp die Schuldfrage nicht geklärt werden, womit auch die Lösch- und Folgekosten nicht dem Verursacher bzw. dessen Versicherung überwälzt werden konnten. Gesellschaftlich gesehen kann aber festgehalten werden, dass die Walliser Bevölkerung "dank" der wiederkehrenden Grossbrände für die Wichtigkeit der Brandverhütung sensibilisiert worden und sich der Schutzfunktion des Waldes durchaus bewusster geworden ist.

Ausblick im Zeitalter des Klimawandels

Der Sommer 2018 war auch im Wallis ausgesprochen trocken. Das Mitte Juli verhängte Feuerverbot im Freien konnte im Oberwallis erst Ende Oktober aufgehoben werden. Solch lange Perioden mit Feuerverbot kannte man bisher im Wallis kaum. Ebenso waren schneearme Winter und damit prekäre Waldbrandsituationen zu dieser Jahreszeit bislang eine Seltenheit. Aufgrund des raschen Klimawandels, der zu höheren Temperaturen und noch längeren Trockenperioden führt, ist davon auszugehen, dass die Waldbrandgefahr im Wallis stark ansteigt.

Aufgrund des raschen Klimawandels, der zu hohen Temperaturen und noch längeren Trockenperioden führt, ist davon auszugehen, dass die Waldbrandgefahr im Wallis stark ansteigt. Die Waldbrandprävention und die Fähigkeit, rasch und effizient mit Löschaktionen zu intervenieren, werden dadurch noch wichtiger. Hauptziel wird auch in Zukunft das Verhindern von grossen Waldbränden sein.