Die Fichtennadelröte ist die häufigste endophytische Pilzart der Fichte. Winzige Sproße (Thalli) können in lebenden Nadeln jahrelang symptomlos ohne Vermehrung überdauern (endophytische Lebensweise).
Wenn eine Vermehrung der Pilzthalli in den Nadeln einsetzt, kommt es zur Vergilbung und zum Absterben der Nadeln und in der Folge zur Fruchtkörperbildung. Es gibt mehrere Ursachen für den Wechsel von der latenten zur aktiven Phase: eine davon ist die natürliche Seneszenz der Nadeln des ältesten Jahrganges. Der herbstliche Abwurf der Nadeln wird oft wesentlich durch die Fichtennadelröte mitbestimmt.
Aber auch bei jüngeren Nadeln kann der Pilz nach plötzlichen Veränderungen des physiologischen Zustandes der Nadeln das Absterben einleiten. Die spezifischen physiologischen Vorgänge sind noch unbekannt.
Schließlich scheinen auch Standorte mit hoher Luftfeuchtigkeit und geringer Durchlüftung die pathogene Phase des Pilzes positiv zu beeinflussen. Die Häufigkeit der Thalli in symptomlosen lebenden Nadeln gibt keine Hinweise auf eine mögliche latente Schwächung der Nadeln. Im Gegenteil: In schwach vergilbten Nadeln, die langzeitig unter Nährstoffmangel leiden, ist Lophodermium piceae ausgesprochen selten in seiner endophytischen Form nachzuweisen.
Eine schlagartige Vermehrung der Fichtennadelröte kann mit einer Bräunung der Krone einhergehen. Diese erfolgt gewöhnlich von innen heraus und tritt etwa ab Juli in Erscheinung. Die Fruchtkörper entwickeln sich mehrheitlich in der zweiten Jahreshälfte.