Der Asiatische Laubholzbockkäfer (ALB) Anoplophora glabripennis M. und der Citrusbockkäfer (CLB) Anoplophora chinensis F. gelten in der EU als Quarantäneschädlinge. Bei Befall sind Maßnahmen zur Ausrottung des Schädlings zu treffen. Das frühzeitige Auffinden befallener Bäume gestaltet sich sehr schwierig. Künftig können auch Hunde zum Aufspüren dieser fremdländischen Schadinsekten in Befallsgebieten, an importierten Pflanzen und an Verpackungsholz eingesetzt werden.
Innerhalb Europas wurde der ALB in Österreich (2001 [Hoyer-Tomiczek, 2009a, 2009b]), Frankreich (2003, 2004), Deutschland (2004, 2005) und Italien (2007, 2009) im Freiland nachgewiesen. Der CLB wurde erstmals 1997 in Italien festgestellt; es folgten Befallsmeldungen aus Frankreich (2003), den Niederlanden (2007) und erneut aus Italien (2008). In Österreich und Deutschland gibt es bisher noch keinen Freilandbefall durch CLB, jedoch wurden in Deutschland in den vergangenen zwei Jahren vermehrt CLB in importierten Ahornbäumen gefunden (Tomiczek und Hoyer-Tomiczek 2007).
Das Wirtsspektrum beider Bockkäfer umfasst beinahe alle Laubgehölze, auch Obstbäume: Vom ALB werden bevorzugt Ahorn, Rosskastanie, Birke, Weide und Pappel, aber auch Buche, Esche, Platane und Erle befallen. Beim CLB gehören zusätzlich noch Zitruspflanzen und Ziergehölze wie Rosen, Hibiskus und Cotoneaster zum Wirtsspektrum. Die Einschleppungen von ALB erfolgten über Verpackungsholz, von CLB über Pflanzenware.
Entwicklung einer alternativen Detektionsmethode für ALB und CLB
Am Institut für Waldschutz wurde im Februar 2009 der Grundstein zu einer neuen Detektionsmethode für ALB und CLB gelegt. Die Mitautorin Gabriele Sauseng bildet Spürhunde für das Auffinden und Anzeigen biologischer Materialen aus.
Abbildung 1: Anoplophora-Spürhunde am BFW
Hunde können Personen, Leichen, Drogen, Sprengstoff, Geld, geschützte Tierarten, Elfenbein und vieles mehr erschnüffeln (Browne et al. 2006, Felgentreu 2004). Künftig sollen Hunde auch fremdländische Schadinsekten wie ALB und CLB auffinden (Abbildung 1).
Dazu müssen Hunde lernen, mit ihrer feinen Nase kleinste Geruchsspuren von ALB und CLB aufzuspüren und anzuzeigen. Für diese anspruchsvolle Nasenarbeit sind insbesondere solche Hunderassen geeignet, die über viele Generationen auf eine hohe Nasenleistung gezüchtet werden. Dies trifft besonders auf Jagdhundrassen zu. Neben der angeborenen hohen Nasenleistung muss ein Spürhund eine ausgeprägte Arbeitsbereitschaft zeigen und darf auch bei schwierigen Aufgaben nicht aufgeben. Ausdauer, hoher Finderwille und Konzentrationsfähigkeit sind maßgeblich für den Erfolg eines guten Spürhundes.
Grundsätze der Ausbildung
Anoplophora-Spürhunde werden für das Auffinden verschiedener Entwicklungsstadien von ALB und CLB in Wirtspflanzen und Verpackungsholz ausgebildet. Dabei bilden Hund und Hundeführer/in ein Team. Durch den spielerischen Trainingsaufbau soll der Hund Freude an dieser Tätigkeit haben und seine Nase gerne zum Auffinden der gewünschten Geruchsstoffe einsetzen. Die forstliche Ausbildungsstätte Ossiach in Kärnten bietet Kurse an.
Für den Hund ist bei dieser Arbeit immer das Jagd- und Beuteverhalten maßgeblich beteiligt. Das Suchen nach dem Geruchsstoff ist gleichzusetzen mit der Jagd nach einer fressbaren Beute, die über die Nase aufgespürt und verfolgt werden muss. Dazu ist hohe Konzentration erforderlich, weil die geringen Geruchsstoffkonzentrationen in Konkurrenz mit anderen Umweltgerüchen stehen. Signalisiert der Hund durch ein bestimmtes Anzeigeverhalten, dass er die Beute (Geruchsquelle) gefunden hat, wird er vom Hundeführer durch Spielen oder durch eine Futtergabe belohnt. Durch diese positive Bestätigung wird die Suchbereitschaft nach dem Geruchsstoff verstärkt.
Die Ausbildung eines mit Sorgfalt gewählten Hundes kann schon im frühen Welpenalter von acht Wochen beginnen. Dabei ist ein in Geruchsarbeit erfahrener Ausbildner enorm wertvoll, da er mit seinem Feingefühl den Hund in der Grundausbildung wesentlich formt. Durch Fehler bei der Ausbildung kann der Hund für diese Arbeit unbrauchbar werden. Die Ausbildungsqualität zeigt sich in der Verlässlichkeit der Hunde beim Auffinden und Anzeigen der gewünschten Geruchsstoffe im Arbeitseinsatz. Es ist von Vorteil, wenn ein ausgewählter Hund schon anderweitige Erfahrung und/oder Ausbildung in der Nasenarbeit hat.
Aber nicht jeder Hund eignet sich für diese Art der Geruchsarbeit. Der Hund soll schon bei seiner Auswahl eine positive Reaktion auf den gewünschten Detektionsgeruch zeigen, um eine optimale Geruchsprägung zu ermöglichen. Nicht jeder Geruch wird vom Hund freudig angenommen. Hier muss sich der Hundeführer manchmal gegen einen Hund entscheiden, um den Hund nicht zur Arbeit auf einen für ihn uninteressanten Geruchsstoff zu zwingen und somit Negativfolgen zu vermeiden. Bei guter Eignung hat der Hund innerhalb von acht bis zwölf Wochen die Grundausbildung geschafft.
Als Geruchsmaterialien für die Ausbildung zum Anoplophora-Spürhund mit Schwerpunkt auf ALB und CLB werden hauptsächlich tote Entwicklungsstadien wie getrocknete Larven, Puppen und Käfer, aber auch Bohrspäne verwendet. Mit lebenden, wenig beweglichen Stadien (Larven, Puppen) wird nur unter Quarantänebedingungen am BFW oder in Befallsgebieten gearbeitet. Das Aufspüren von Eiern stellt aufgrund der sehr geringen Geruchsstoffkonzentration eine hohe Herausforderung an die Hunde dar.
Training der Hunde
Am Anfang steht die Konditionierung auf das Geruchsmaterial (Rebmann et al. 2000). Dabei wird dem Hund das Geruchsmaterial in angenehmer Umgebung mehrmals präsentiert und mit einem akustischen Signal oder Wort verknüpft. Diese Signal oder dieses Wort wird dann als Aufforderung zur Suche verwendet. Daraufhin wird das Geruchsmaterial in näherer Umgebung für den Hund unsichtbar versteckt und der Hund zur Suche aufgefordert.
Abbildung 2: Anzeigen
Besonders wichtig ist auch das Erarbeiten des individuellen Anzeigeverhaltens des Hundes. Die Anzeige kann durch Niederlegen, Sitzen oder Kratzen an der Geruchsquelle (Abbildung 2) oder durch Bellen bei nicht erreichbarer Geruchsquelle erfolgen. Hierbei sollte der Hundeführer das vom Hund selbst gewählte Verhalten verstärken.
Um die Hunde an verschiedene Umwelteinflüsse und Störfaktoren zu gewöhnen, ist es von großer Bedeutung, in unterschiedlichen Umgebungen zu trainieren. Dabei ist auf möglichst einsatzgetreue Verhältnisse zu achten. Auch das Training in Befallsgebieten (Abbildung 3) ist unumgänglich, weil hier der Hund lernt, welche Objekte er untersuchen und wie die systematische Suche ablaufen soll. Mit künstlichen Trainingsgeräten wird die Genauigkeit der Hunde optimiert (Abbildung 4).
Abbildung 3: Training im ALB-Befallsgebiet – Untersuchungvon Stöcken und Stockausschlägen
Abbildung 4: Training am Trainingsgerät zur Optimierung der Anzeigegenauigkeit
Das Training und auch der Einsatz von Spürhunden können durch extreme Wetterbedingungen erschwert werden. Hohe Temperaturen, Trockenheit und starker Wind führen zu geringen Geruchsstoffkonzentrationen in der Luft oder zu deren Verwirbelung.
Einsatzmöglichkeiten
In Gebieten mit ALB- oder CLB-Befall können die Hunde eingesetzt werden, um Baumstöcke, junge Bäume, die Stammbasis und Wurzeln zu kontrollieren. Derzeit können die am BFW ausgebildeten Anoplophora-Spürhunde Geruchsquellen in bis zu zweieinhalb Meter Höhe und auch im Erdreich anzeigen (Ergebnisse von Kontrollen ab 2011 in Österreich und europaweit).
Abbildung 5: Anoplophora-Spürhund
Die Untersuchung von importiertem Verpackungsmaterial durch die Spürhunde (Abbildung 5) an der Einfuhrstelle oder direkt beim Importeur wird die Kontrolle wesentlich erleichtern. Ein weiteres Betätigungsfeld ist die Inspektion von importierter Pflanzenware. Besonders in diesem Fall ist die Effektivität der Spürhunde aufgrund der enormen Nasenleistung wesentlich höher als die der Inspektoren auf rein visueller Basis. Die Arbeit der Spürhunde ist immer in Ergänzung zur visuellen Früherkennung von ALB und CLB durch Kontrollore und Baumsteiger zu sehen.
Schlussfolgerung und Ausblick
Derzeit sind drei Hunde als ALB/CLB-Spürhunde ausgebildet und werden von den beiden Autorinnen laufend weiter trainiert. Hierbei wird auf das einwandfreie, punktgenaue Auffinden geringster Geruchsspuren in unterschiedlichen Umgebungen mit verschiedenen Fremdeinflüssen und auf die Verfeinerung der Anzeige besonderer Wert gelegt. Die Anzeigehöhe soll weiter ausgebaut werden. Dazu wird die temperaturabhängige Luftströmung ausgenutzt. Geruchsmoleküle strömen dabei aus größerer Höhe abwärts und können so vom Hund wahrgenommen werden.
Für große Baumhöhen wird die Kooperation zwischen Baumsteiger und Spürhund nötig. Der Baumsteiger bringt verdächtiges Material aus der Krone, das dem Hund in Kombination mit Positiv- und Negativkontrollen vorgelegt wird.
Im Jahr 2010 sollen die Spürhunde verstärkt in Befallsgebieten von ALB oder CLB eingesetzt werden. Außerdem soll die Geruchskontrolle von importierten, potenziell befallenen Pflanzen oder Verpackungshölzern von den Hunden durchgeführt werden.
Wenn Spürhunde in Kombination mit der visuellen Kontrolle durch Inspektoren und Baumsteiger eingesetzt werden, können die Ausbreitung von ALB/CLB in den Befallsgebieten frühzeitig eingedämmt oder neue Einschleppungen dieser Quarantäneschädlinge rechtzeitig erkannt und verhindert werden. Die enge Zusammenarbeit mit der Zollbehörde, den Pflanzenschutzdiensten der Länder und der europäischen Staaten ist hierbei von wesentlicher Bedeutung.
Literatur
- Browne, C., Stafford, K., Fordham, R. 2006: The use of scent-detection dogs. Irish Veterinary Journal 59 (2): 97-104.
Felgentreu, B. 2004: Der Vollzug von CITES in Deutschland: Einsatzmöglichkeiten von Artenschutz-Spürhunden. Master-Thesis im Masterstudiengang Umweltschutz der Fachhochschulen Esslingen, Nürtingen, Reutlingen, Stuttgart: 49 S.
Hoyer-Tomiczek, U. 2009a: Kampf gegen Laubholzschädling. Forstzeitung, Wien, 120 (4): 10-11.
Hoyer-Tomiczek, U. 2009b: Situation der Quarantäne-Schadorganismen im Jahr 2008. Forstschutz Aktuell, Wien (46): 16-18.
Rebmann, A., David, E., Sorg, M. H. 2000: Cadaver Dog Handbook. CRC Press Boca Ranton FL: 24ff.
Tomiczek, C., Hoyer-Tomiczek, U. 2007: Der Asiatische Laubholzbockkäfer (Anoplophora glabripennis) und der Citrusbockkäfer (Anoplophora chinensis) in Europa – ein Situationsbericht. Forstschutz Aktuell, Wien (38): 2-5.