Prunus serotina – Spätblühende Traubenkirsche

Die spätblühende Traubenkirsche wurde bereits anfangs des 17. Jahrhunderts aus Nordamerika nach Mitteleuropa gebracht und vermehrte sich hier bis heute auf Grund einer gewünschten Einbringung durch die Forstwirtschaft und ihrer arteigenen, enormen Ausbreitungseffizienz rasant. Vielfach entwickelt sie sich wegen ihrer Konkurrenzkraft und ihres hohen Reproduktionsvermögens zu einem forstwirtschaftlichen Problem. Mancherorts wird jedoch wieder versucht, aktiv mit dieser Baumart zu wirtschaften und aus der Not eine Tugend zu machen.

Frühstarter und Lichtbaumart

Die spätblühende Traubenkirsche ist im Osten Nordamerikas zu Hause und dort die einzige Kirschenart mit wirtschaftlicher Bedeutung. Sie besiedelt ein großes Verbreitungsgebiet mit vielfältigen klimatischen Verhältnissen. Kühles, feuchtes, temperiertes Klima kennzeichnet die produktivsten Standorte. Sie wächst dort besonders gut in einer Zone von 300 bis 800 m Meereshöhe.

In der Jugend wächst sie rasch. Auf dem Allegheny-Plateau erreicht sie Höhen über 30 m. Bäume im Freistand produzieren bereits ab einem Alter von zehn Jahren lebensfähige Samen. Ein Teil der Früchte fällt in der Nähe des Mutterbaumes, den Rest verbreiten Singvögel und Säugetiere. Jungpflanzen tolerieren bedingt Schatten und nur wenig Konkurrenz. Die besten Voraussetzungen für die Etablierung der Verjüngung liefern Bestandeslücken (Marquis 1990).


Die Spätblühende Traubenkirsche wurde zu Beginn des 17. Jahrhunderts in Europa eingeführt und ist somit eine der ersten nordamerikanischen Baumarten, die hier kultiviert wurden. In ihrer beinahe 400-jährigen europäischen Geschichte erfuhr sie eine sehr wechselvolle Wertschätzung (Starfinger et al. 2003). Während die ersten Anpflanzungen vermutlich vom Reiz des Exotischen bestimmt waren, gründeten die späteren großflächigeren forstlichen Anpflanzungen auf der Erwartung, dass die Art in der Lage sei, auch auf armen Standorten und in relativ kurzen Zeiträumen wertvolles Holz zu produzieren. Leider erfüllte sich diese Erwartung nicht.

Fluch...

Die Art ist heute in Deutschland weit verbreitet und oft verwildert. Gerade auf armen Standorten, die nur eine geringe Wuchsleistung und Wertentwicklung zulassen, fallen ihre Befähigung zum klonalen Wachstum und das damit verbundene Beharrungsvermögen besonderes auf. Ihre erfolgreiche Ausbreitung und Etablierung in Europa wird auch mit dem Fehlen bestimmter bodenbürtiger Krankheitserreger erklärt (Reinhart et al. 2003). Auch deshalb haftet ihr heute das Markenzeichen eines aggressiven, schwer kontrollierbaren Unkrautes an, das mit großem finanziellen Aufwand bekämpft werden müsse (Starfinger et al. 2003). In den Berliner Forsten führte dies seit 1980 zu immensen finanziellen Ausgaben in Höhe von rund 10,2 Millionen € für eine Fläche von 750 ha (Kowarik 2003).

...oder Segen?

In anderen Bereichen ihres Vorkommens in Deutschland, z. B. im Käfertaler Wald bei Mannheim, versucht man einen anderen Weg zu gehen. Unter dem Eindruck sich großflächig auflösender Kiefern-Altbestände und flächig vorhandener Traubenkirsche im Unterstand versuchen die örtlichen Forstleute, aus der Not eine Tugend zu machen und mit der Traubenkirsche zu wirtschaften (Haag und Wilhelm 1998). Erste Versuche versprechen positive Ergebnisse, allerdings befindet sich dieses aus der Not geborene Konzept noch in der Anfangsphase.