Die Douglasie (Pseudotsuga menziesii) ist in Deutschland die forstwirtschaftlich wichtigste eingeführte Baumart. Ihre Bedeutung wird angesichts der klimatischen Veränderungen sehr wahrscheinlich weiter zunehmen. Gleichzeitig steht die Baumart als potenziell invasive Art in der Kritik. Daher wird hier eine knappe Situationsbeschreibung des Potenzials und der Risiken des Douglasienanbaus in Deutschland gezogen und auf weiteren Forschungsbedarf hingewiesen.

Bundesweit trägt die Douglasie lediglich mit 2% zur Gesamtwaldfläche in Deutschland bei (BMEL 2014). Dies entspricht nicht einmal der Reduktion der Waldfläche der Fichte über den letzten Inventurzeitraum der BWI (2,3% der Gesamtwaldfläche von 2002 nach 2012). Die Douglasie wird als eine wichtige Ersatzbaumart für die Fichte gesehen, da sie als weniger anfällig gegenüber Trockenstress und biotischen Schädlingen gilt, im Durchschnitt produktiver ist und ihr Holz am Markt besser honoriert wird als das der Fichte.

Hoher Wissensstand über die Douglasie vorhanden

Auch wenn die Douglasie bisher nur auf einem geringen Teil der Waldfläche angebaut worden ist, so ist der Stand des Wissens über diese Baumart, ihre waldbauliche Behandlung und ihre Verwendungsmöglichkeiten deutlich besser als für viele einheimische Baumarten, die einen ähnlichen oder geringeren Teil der Waldfläche einnehmen. Der gute Wissensstand ist der Tatsache geschuldet, dass die Douglasie die wichtigste Wirtschaftsbaumart in ihrem ausgedehnten Herkunftsgebiet im westlichen Nordamerika ist und sie außer in Mitteleuropa noch in vielen anderen Ländern (z. B. Neuseeland, Chile) erfolgreich kultiviert worden ist. Auch in Deutschland hat sie eine vergleichsweise lange Anbaugeschichte, in deren Verlauf viele systematische Versuche zum jetzigen Wissensstand beigetragen haben. Aufgrund der langjährigen Beforschung der Art haben wir gesicherte Erkenntnisse über die Eignung unterschiedlicher Herkünfte, geeignete Bestandesdichten und Durchforstungskonzepte und die Wertleistung unterschiedlich behandelter Douglasienbestände. Auch zu den biotischen und abiotischen Risiken des Douglasienanbaus liegen sehr viele forschungsbasierte Erkenntnisse vor, die unter anderem dazu geführt haben, dass in Deutschland nur noch die Küstenherkünfte der Douglasie angebaut werden, um Schäden durch die Rostige Douglasienschütte (Rhabdocline pseudotsugae) zu vermeiden. Im Bereich der abiotischen Risiken liegen noch größere Unsicherheiten, wie jüngere Forschungsergebnisse zur Sturmfestigkeit und zur Ausbildung des Wurzelsystems natürlich verjüngter Pflanzen gezeigt haben. Auf den Versuchsflächen der FVA Baden-Württembergs erwies sich die Douglasie nicht als sturmfester als die Fichte (Sturmstabilität der Douglasie: schlechter als ihr Ruf). Natürlich verjüngte Douglasien, die der Konkurrenz des Altholzschirms oder einer sehr dichten Nachbarschaft ausgesetzt sind, entwickeln nur ein sehr reduziertes Wurzelsystem, so dass die langfristige Stabilität eingeschränkt sein kann. Diese Risiken des Anbaus der Douglasie sind jedoch durch waldbauliche Steuerung kontrollierbar.

Invasivitätsbeurteilung der Douglasie

Eine weitere große Unsicherheit besteht bezüglich der potenziellen Invasivität der Douglasie. Die Baumart wurde in einem Bericht des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) als invasive Baumart eingestuft (Schwarze Liste – Managementliste). Diese Klassifizierung wurde von Forstwissenschaftlern kritisiert, weil der Aspekt der Steuerungsmöglichkeit ihrer Ausbreitung in dieser Einschätzung nicht berücksichtigt wurde. Dieser Dissens wurde durch Gespräche beigelegt und man einigte sich auf eine Kompromissformel mit gemeinsamen Empfehlungen für den Anbau eingeführter Baumarten. In Bezug auf die Douglasie stimmte man überein, dass der Anbau für die Mehrheit der Waldstandorte in Deutschland keine erhebliche Gefährdung der Biodiversität darstellt. Auf bestimmten Sonderstandorten sollte die Baumart jedoch nicht angebaut werden beziehungsweise die Naturverjüngung mechanisch entfernt und Pufferzonen zu geschützten Biotopen eingehalten werden.

Ein grundsätzliches Problem des vom BfN praktizierten Verfahrens der Invasivitätsbewertung ist eine für das gesamte Bundesgebiet pauschalisierende Bewertung ohne konkreten Flächenbezug: Zum Beispiel wird eine eingeführte Pflanzenart als "invasiv" klassifiziert, wenn diese sich in ein einziges natürliches Ökosystem ausbreitet und dort zu Beeinträchtigungen führt, selbst wenn dieses Ökosystem nur eine sehr geringe Fläche besetzt und die Art in allen anderen Ökosystemen kein invasives Verhalten aufzeigt. Dies widerspricht dem in der Forstwirtschaft etablierten Ansatz einer auf standörtlicher Grundlage differenzierten Planung und Bewirtschaftung. Es ist daher auch nicht verwunderlich, dass dieses sehr grobe Verfahren des BfN in der Forstwirtschaft für Irritationen sorgt.

Daher ist eine Differenzierung hinsichtlich des tatsächlichen Ausmaßes der Ausbreitung einer potenziell invasiven (Baum)Art mit diesem Ansatz nicht möglich. Um entsprechende Aussagen treffen zu können, benötigt man Inventurdaten, die das Vorkommen und die natürliche Ausbreitung eingeführter Arten über die ganze Bandbreite von Waldökosystemen widerspiegeln.

Naturverjüngung der Douglasie in Baden-Württemberg

Um eine solche kontextbezogene Bewertung beispielhaft durchzuführen, wurden alle gegenwärtig vorliegenden Daten über die Naturverjüngung der Douglasie in den Wäldern Baden-Württembergs zusammengeführt. Die hierfür genutzten Inventursysteme (i) Bundeswaldinventur, (ii) Waldstrukturaufnahme in Bannwäldern und (iii) Waldbiotopkartierung decken eine breite Palette an Waldökosystemen ab: forstwirtschaftlich genutzte Wälder, rechtlich gesicherte unbewirtschaftete Wälder (Bannwälder) und seltene geschützte Waldbiotope.

Aus der Analyse der drei Inventurdatensätze geht hervor, dass die Douglasie sich in den Wäldern Baden-Württemberg gegenwärtig nur in geringem Umfang natürlich verjüngt (Tab. 1), nach der Bundeswaldinventur (2012) in Buchenwaldgesellschaften oft deutlich geringer als betrieblich erwünscht.

Tab. 1: Vorkommen von Douglasien-Naturverjüngung in Baden-Württemberg gemäß den drei ausgewerteten Inventursystemen; die Zahlen der Bundeswaldinventur und Waldstrukturaufnahme sind entsprechend der Repräsentationsfläche der Probeflächen hochgerechnet.

Die Douglasien-Naturverjüngung trat hier nur auf 0,2% der Gesamtfläche der Buchenbestände auf. Selbst in den Douglasienbeständen wiesen nur 4% der Flächen Naturverjüngung auf. Auch in Bannwäldern findet sich Naturverjüngung insgesamt selten (1,7%) und wenn dann vorwiegend in den von Douglasien bestimmten Bestandestypen (auf 23% der gesamten Fläche der Douglasienbestände). Dies zeigt anschaulich, dass die Douglasie sich überwiegend unter dem eigenen Schirm verjüngt. Auch machen die Untersuchungen deutlich, dass aktuell nur wenige geschützte Waldbiotope durch die eingeführte Baumart gefährdet sind (Abb. 2): Die Douglasie zeigt eine unerwünschte Verjüngung hauptsächlich auf Felsstandorten aus saurem Gestein sowie in trockenen, bodensauren Hainsimsen-Traubeneichenwäldern (Abb. 1) und Drahtschmielen-Bergahorn-Blockwäldern.

Unter den speziellen Bedingungen dieser Lebensräume kann die Douglasie als invasiv angesehen werden. Letzteres Biotop umfasst lichte Wälder auf Blockhalden basenarmer Gesteine und gehört in Baden-Württemberg regional zu den seltensten und kleinflächigsten Waldbiotoptypen. Geringe Kronenüberschirmung und fehlende Strauchschicht und somit eine hohe Lichtverfügbarkeit zählen zu den wichtigsten Merkmalen dieses Biotoptyps, wodurch geeignete Bedingungen für eine erfolgreiche Naturverjüngung der Douglasie, aber auch jeder anderen lichtbedürftigen (gesellschafts-untypischen) Baumart geboten werden.

Da die Douglasien-Naturverjüngung insgesamt nur in einem geringen Anteil der geschützten Waldbiotope (d.h. 165,9 ha in Baden-Württemberg) verzeichnet wurde, erscheint eine erfolgreiche waldbauliche und betriebliche Steuerung dieser Baumart durchaus möglich (z. B. durch geeignete Pufferzonen und Biotoppflege).

Offene Fragen

Differenzierte Auswertungen von systematisch erhobenen Inventurdaten leisten einen wichtigen Beitrag für die Invasivitätsbewertung einer eingeführten Baumart. Durch weitere, ähnliche Auswertungen unterschiedlicher Waldinventuren kann das Management eingeführter Baumarten und der Schutz wertvoller Biotope weiter verbessert werden.

Eine weitere noch ungeklärte Frage besteht hinsichtlich des Einflusses der Douglasie auf die Biodiversität. Um diesen einzuschätzen, sind die häufig angestellten Vergleiche von Arten und Artengruppen in Douglasienbeständen oder an einzelnen Bäumen mit Beständen und Einzelbäumen anderer Baumarten wenig hilfreich. Dass sich diese bis zu einem gewissen Grad unterscheiden, ist vorhersagbar. Stattdessen benötigen wir Information dazu, wie sich ein bestimmter Anteil von Douglasien in gemischten Beständen oder auf Landschaftsebene auf Populationen von im Bestand gefährdeten Waldarten auswirkt. Dazu liegen bisher keine Informationen vor.