Seit einigen Jahren nimmt die Verbreitung des Asiatischen Marienkäfers, Harmonia axyridis (Pallas), immer mehr zu. Auch in Österreich fällt er besonders im Herbst auf, wenn er Überwinterungsstellen an und in Gebäuden sucht. Der formenreiche Käfer wird massiv auftretend zur Konkurrenz für heimische Arten.
Viele Hausbesitzer und -bewohner kennen das Phänomen: Im Herbst sucht sich die eingeschleppte Amerikanische Kiefernwanze Leptoglossus occidentalis geschützte Überwinterungsstellen um und in Gebäuden (Steyrer und Perny 2007). Durch ihre Größe, Schönheit und teilweise wegen der Häufung von Individuen fällt sie auf, manche fühlen sich auch belästigt. Sehr ähnlich verhält sich der Asiatische Marienkäfer Harmonia axyridis (Pallas) (Coleoptera: Coccinellidae): Die adulten Tiere dieser invasiven Art sammeln sich in sonnigen Nachmittagsstunden äußerst zahlreich an süd- bis westseitigen, sonnenexponierten, hellen Gebäudeflächen, suchen geschützte Ecken und Ritzen von Häuserfronten auf oder dringen bereits durch kleine Öffnungen in Gebäude ein. Auch sie suchen schutzbietende Orte für die Überwinterung.
Formen- und namenreich
Hinter dem Namen Harmonia axyridis verbirgt sich eine Marienkäferart, die aus Ost- und Nordasien stammt (Brown et al. 2008). Sie ist sehr farb- und formenreich und für Laien mit unseren einheimischen Marienkäfern, wie dem bekanntesten und häufigsten, dem Siebenpunkt-Marienkäfer (Coccinella septempunctata), durchaus zu verwechseln. Diese Art trägt in Analogie zu seinem Formenreichtum und zu seiner Biologie sehr viele Namen: Multicoloured Asian Lady Beetle (MALB) und Asiatischer Marienkäfer, aber auch Japanischer, Harlekin-, Halloween-Marienkäfer bzw. Southern oder Pumpkin Ladybird (Jones und Boggs 2001, Anonymus 2006, Majerus et al. 2006).
Als Helfer geholt, jetzt aber unbeliebt
Der Asiatische Marienkäfer wurde bereits ab 1916 zur biologischen Schädlingsbekämpfung von Läusen in einige US-Staaten importiert, galt aber bis 1988 nicht als etabliert (Brown et al. 2008). Seither hat er sich in ganz Nordamerika ausgebreitet. In Europa wurde der Marienkäfer ab 1995 als Läusevertilger verkauft, bereits ab 2002 wurde seine beginnende, aber sehr schnelle Verbreitung beobachtet. Rabitsch berichteten Brown et al. (2008), dass die Art erstmals 2006 in Österreich im Wiener Raum gefunden und inzwischen an den verschiedensten Orten in Österreich entdeckt wurde. Der Asiatische Marienkäfer gilt als etabliert.
Aussehen
Abb. 2. Charakteristisches Merkmal: Schwarze Punkte am Halsschild in M-Form
Die Farbvarianz des Asiatischen Marienkäfers ist äußerst breit: Der bis zu 8 mm große Käfer ist durchschnittlich etwas größer als der heimische Siebenpunkt-Marienkäfer und hat gelbliche, orangefarbene, rötlich bis dunkelrote, aber auch schwarze Flügeldecken (Abbildung 1).
So wurden bislang drei Farbformen in Europa gefunden (Majerus et al. 2006): Am häufigsten f. succinea (bis zu 21 schwarze Punkt, aber auch verblassend oder fehlend), weiters f. spectabilis und f. conspicua (beide Formen mit schwarzen Flügeldecken und mit vier bzw. zwei gelblichen bis roten Punkten). Charakteristisch ist, dass die schwarzen Punkte auf dem gelblich-weißen Halsschild mehr oder weniger deutlich die Form eines "M" zeigen (Abbildung 2).
Biologie
Wie auch unsere heimischen Marienkäfer legen die Weibchen nach der Paarung ihre Eier auf blattlausbefallene Pflanzen. In der Zeit ihrer Entwicklung ernähren sich die Larven von den Läusen oder anderen weichhäutigen Insekten und können dabei bis zu 270 Tiere pro Tag vertilgen. Somit ist der Asiatische Marienkäfer heimischen Arten deutlich an "Effektivität" überlegen und er wurde daher für die biologische Schädlingsbekämpfung bevorzugt eingesetzt. Diese Eigenschaft machte ihn aber auch zum großen bis übermächtigen Konkurrenten für unsere Marienkäfer, zumal er auch vor deren Larven nicht Halt macht.
Nach der zirka einmonatigen Entwicklung leben die adulten Käfer zwei bis drei Jahre. In Europa dürfte der Asiatische Marienkäfer zumindest teilweise mehrere Generationen im Jahr bilden (multi-voltin), was auch miterklären würde, warum sich diese Art so rasant verbreitet hat.
In den kühleren Herbstmonaten suchen die Käfer nach Überwintersmöglichkeiten an und in Gebäuden. Vor allem in den Nachmittagstunden sammeln sie sich an von der Sonne beschienen, süd- bis westseitigen, hellen Mauern und dringen durch kleine Ritzen und Löcher in Gebäudeteile ein. Auch zwischen Fensterstock und Fensterrahmen sind sie dann häufig zu finden. Bislang wurde in Österreich nur von Aggregationen von bis zu 20 Käfern berichtet (Brown et al. 2008). Im Oktober 2008 wurden jedoch an einer Hausfront im südlichen Waldviertel innerhalb von 20 Minuten weit mehr als 100 Käfer gesammelt und sicherlich blieb dieselbe Anzahl von Tieren außer Reichweite.
Neben der Häufigkeit ihres Auftretens kann der Asiatische Marienkäfer vor allem dadurch lästig werden, dass er schon bei geringer Störung eine orange-gelbe Flüssigkeit aus Gelenken zur Verteidigung absondert. Diese Hämolymphe ist übel riechend und kann beim Versuch, die Tiere zu entfernen, unangenehme Flecken an Wänden und Einrichtungsgegenständen verursachen. Weiters wurde von Bissen an Menschen sowie in seltenen Fällen von allergischen Reaktionen berichtet (Majerus et al. 2006).
Um das herbstliche Eindringen in Wohnräume zu verhindern, sollen kleine Öffnungen und Ritzen in Wänden (z.B. Silikon) oder Fenstern (z.B. Dichtband) abgedichtet werden. Sind die Käfer schon im Gebäudeinneren, sollten sie möglichst schonend, um nicht die Absonderung der Hämolymphe auszulösen, gesammelt werden. Die Anwendung eines Staubsaugers hilft vielleicht, Flecken zu vermeiden.