Merkmale und Symptome

Der Pilz Erysiphe salmonii erzeugt ab dem Sommer weisse Beläge auf der Ober- und seltener der Unter­seite von Blättern von verschiedenen Eschenarten (Abb. 1). Selten werden auch Früchte und Sprosse befallen. Die Beläge erscheinen zunächst als kleine, weisse Flecken, die immer grösser werden. Infektionen auf der Blatt­unterseite verursachen gelbe Flecken auf der Blatto­berseite. Schliesslich vereinen sich die weissen Beläge und bedecken die gesamte Blattoberfläche. Bei star­kem Befall verformen sich die Blätter und rollen sich zusammen.

Die Bildung der asexuellen Sporen (Konidien) erfolgt im Sommer. Diese sind tonnenförmig, messen etwa 20–35 x 10–15 μm und sitzen auf bis zu 70 μm langen Konidienträgern. Die sexuellen Fruchtkörper (Chasmothecien) werden von Sommer bis Herbst produziert. Sie sind schwarz und kugelförmig, und haben einen Durchmesser von 75 bis 120 μm. Ihre 9 bis 22 unverzweigten Anhängsel sind 70 bis 130 μm lang und haben typischerweise eine spiralförmig eingebogene Spitze (Abb. 2). Die Chasmothecien enthalten 2 bis 5 eiförmige Asci, mit je 4 bis 8 ellipsoiden Ascosporen (15–20 x 7–10 μm) in ihrem Innern.

Verwechslungsmöglichkeiten

Ausser E. salmonii gibt es noch andere Echte Mehl­taupilze aus den Gattungen Erysiphe und Phyllactinia, die Eschen befallen: Erysiphe fraxinea und E. fraxi­nicola sind sehr nahe mit E. salmonii verwandt und unterscheiden sich morphologisch von diesem nur darin, dass die spiralförmig eingebogenen Anhängsel der sexuellen Fruchtkörper mit bis zu 200 μm deutlich länger sind. Die beiden Arten wurden bisher nur in Asien auf dort hei­mischen Eschenarten gefunden.

Der aus Asien nach Europa eingeschleppte Fliedermehltau (E. syringae) kann selten auch auf Eschen beobachtet werden. Er unterscheidet sich von E. salmonii durch Fruchtkörper mit geweihförmig verzweigten Anhängseln.

In Europa ist nur der Eschenmehltau (Phyllactinia fraxini) ursprünglich heimisch. Er lässt sich leicht von E. salmonii unterscheiden: Seine Fruchtkörper sind mit bis zu 270 μm im Durchmesser doppelt so gross und die nadelförmigen Anhängsel haben eine ampul­lenförmige Basis und eine gerade Spitze. Sie bilden sich auf einem flächigen Myzel fast nur auf der Blatt­unterseite. Erysiphe salmonii kann zusammen mit ihm auf einer Pflanze, sogar auf einem Blatt, vorkommen.

Weitere Phyllactinia-Arten auf asiatischen Eschen sind P. fraxinicola, P. fraxini-longicuspidis und P. japo­nica. Bisher sind sie nur aus Asien bekannt.

Biologie und Vermehrung

Der Lebenszyklus von E. salmonii ist nicht bis ins Detail bekannt, aber er ähnelt vermutlich den Zyklen ande­rer Erysiphe-Arten. Sicher ist, dass über die sexuellen Ascosporen des Pilzes schon im Frühsommer die jun­gen Blätter der Eschen befallen werden können. Auf der Blattoberfläche erscheint ein bis zwei Wochen nach der Infektion das Myzel des Pilzes als weisser Belag.

Den Sommer über produziert dieses asexuel­le Sporen, sogenannte Konidien, die mit dem Wind verbreitet werden. Die sexuellen Fruchtkörper wer­den erst im Herbst gebildet und überwintern in der Laubstreu. Sie dienen der Verbreitung des Pilzes, wo­bei sie entweder vom Wind fortgetragen werden oder mithilfe ihrer Anhängsel an Tieren, Menschen oder Fahrzeugen haften bleiben. Im nächsten Frühjahr set­zen sie erneut Ascosporen frei, die wieder frische Blät­ter infizieren.

Verbreitung und Ökologie

Erysiphe salmonii wurde zwar in China schon auf Flie­der (Syringa sp.) gefunden, hauptsächlich befällt der Mehltau jedoch Eschen (Fraxinus sp.). In Ostasien, wo der Pilz heimisch ist, wurde er am häufigsten auf Chinesischer Esche (F. chinensis) gefunden, und zwar in Japan, Korea, China und dem Fernen Osten Russ­lands. In Japan befällt der Pilz auch Siebolds Blume­nesche (F. sieboldiana), in China Bunges Blumenesche (F. bungeana), und in beiden Ländern die Mandschuri­sche Esche (F. mandshurica).

In der Ukraine ist der Pilz weit verbreitet, insbe­sondere in der Stadt Kiew. Er kommt dort auf der aus Nordamerika stammenden Pennsylvanischen Esche (F. pennsylvanica) und auf der heimischen Gemeinen Esche (F. excelsior) vor. In Rumänien wur­de E. salmonii in den südlichen Karpaten gefunden, ebenfalls auf Gemeiner Esche. In Österreich entdeckte man den Pilz an zwei Standorten in Wien auf Gemeiner Esche und an drei Standorten in Südkärnten auf Mannaesche (F. ornus). In Polen wurde der Mehltau auf Ge­meiner Esche nachgewiesen.

In der Schweiz erfolgte 2020 ein erster Fund im Tessin bei Lugano auf Mannaesche. Diese Eschenart, welche oft als Zier- oder Strassenbaum an­gepflanzt wird, soll Berichten zufolge auch schon in Japan von E. salmonii befallen worden sein. Ihr na­türliches Verbreitungsgebiet liegt jedoch im östlichen Mittelmeerraum.

Nach dem Erstfund des Mehltaus wurde er im Süden des Tessins in Wäldern mit natürlichen Vorkommen der Mannaesche gezielt gesucht und auch in allen unter­suchten Gebieten gefunden. Die Nachweise erfolgten auf verschiedenen Altersklassen der Blumenesche, von Sämlingen bis zu ausgewachsenen Bäumen. Be­sonders am Südhang des Monte Brè zwischen Lu­gano und Gandria waren viele Bäume befallen.

Ebenfalls im Tessin, südlich von Bellinzona, erfolgten schliesslich 2021 die ersten Nachweise des Mehltaus in der Schweiz auf Gemeiner Esche. Ein einzelner Fund von E. salmonii auf ange­pflanzten Mannaeschen in Zürich 2021 zeigt sein gros­ses Ausbreitungspotenzial nach Norden. Deswegen sollte in allen Eschenbeständen nach diesem Erreger Ausschau gehalten werden.

Ausbreitungsgeschichte und Gefahren

Der Gemeinen Esche kommt un­ter allen europäischen Baumarten eine besondere Bedeutung zu, und zwar sowohl als Teil des Ökosys­tems Wald, als auch als Holzlieferant für den Men­schen. Sie trägt mit ihren leicht zersetzbaren Blättern zur Humusbildung im Boden bei, stabilisiert mit ihren Wurzeln die Uferböschungen von Flüssen und trägt zur Bildung des Lebensraumes vieler Insekten, Schne­cken und Pilze bei.

Sie wird auch von vielen Flechten­arten besiedelt, von denen einige fast ausschliesslich auf Eschen vorkommen. Ihr Holz ist elastisch und fest zugleich und wird unter anderem zur Herstellung von Werkzeugstielen und Sportgeräten wie Schlitten, aber auch beim Bau von Möbeln oder Treppengeländern verwendet. Jedoch ist sie von allen europäischen Eschenarten am meisten vom Eschentriebsterben be­troffen.

Das Auftreten eines weiteren Schadpilzes, wie des Asi­atischen Eschenmehltaus, gefährdet die Bestände zu­sätzlich, auch wenn der bisher beobachtete, durch die­sen Erreger verursachte Schaden eher gering ausfällt. Ausserdem könnte sich mit dem Asiatischen Eschen­prachtkäfer(Agrilus planipennis) womöglich schon bald die nächste invasive Art in Europa ausbreiten, die Eschen befällt. Der Käfer, der wie Erysiphe salmonii in Ostasien heimisch ist, wurde um 2007 in die Re­gion um Moskau eingeschleppt und breitet sich seit­her kontinuierlich in Richtung Westen aus. Seit 2019 kommt er in der Ukraine vor.

Bekämpfung

Da der Asiatische Eschenmehltau die ohnehin schon durch das Eschen­triebsterben bedrohten Eschen zusätzlich schädigt und zudem eine hohe Ausbreitungsgeschwindigkeit aufweist, sollte seine zukünftige Ausbreitung in der Schweiz und in Europa überwacht werden. In der Schweiz ist die An­wendung von Fungiziden im Wald ver­boten und auch nicht zielführend. Deshalb lässt sich eine weitere Ausbreitung kaum verhindern.

Wo melden, wo um Rat fragen?

Der Asiatische Eschenmehltau ist nicht meldepflich­tig. Verdachtsfälle des Mehltaus können Sie an Waldschutz Schweiz melden. Dieselbe Stelle bietet auch Beratung bei schwerwiegenden Befällen an.

Eindeutig bestimmte Funde des Eschenmehltaus können auch direkt über die Smartphone Applikati­on FlorApp an SwissFungi, das nationale Daten- und Informationszentrum der Schweizer Pilze, gemeldet werden.

(TR)