Der Frostspanner - Probleme mit verschiedenen Arten in Österreich
Im Wald und in den Parkanlagen rieselt ab Mitte April bis Juni dunkler und grüner Raupenkot, Blattdächer werden schütter, die Blätter sind durchlöchert oder ausgefranst. Kahlfraß kommt nur selten vor (Abbildung 1). Verursacht werden die Schäden durch verschiedene Schmetterlingsraupen, die aufgrund ihrer spannerartigen Bewegung (Katzenbuckel) Spanner genannt werden. Die zwischen 25 bis 40 mm langen Spannerraupen sind meist hellgrün oder braun gefärbt. Bauchfüße sind nur am sechsten und zehnten Segment.
Die Frostspannerraupen beginnen ihren Fraß an den aufbrechenden Knospen, was jedoch noch wenig auffällt. Später werden die Blüten und Blätter befressen, so dass Löcher und Buchten an den Blättern entstehen; im Extremfall ist auch Skelettierfraß der ganzen Blätter möglich. An Obstbäumen kann im Mai der Kleine Frostspanner beachtliche Schäden an jungen Früchten verursachen, die mitunter weitgehend ausgehöhlt werden.
Biologie
Abbildung 2: Kleiner Frostspanner - Männchen (Foto: H. Krehan)
Abbildung 2: Kleiner Frostspanner - Männchen (Foto: H. Krehan)
Frostspanner sind Schmetterlingsarten, deren männliche Falter im Gegensatz zu den meisten anderen Schmetterlingsarten im Spätherbst (Oktober) oder Winter flugaktiv sind. Rund um die ersten Nachtfrösten, was zur Bezeichnung Frostspanner führte. Es gibt viele verschiedene (Frost)spannerarten, die in unterschiedlicher Intensität an den verschiedenen Laubbäumen, bei Nahrungsmangel sogar an Nadelbäumen auftreten. Die flugunfähigen Weibchen klettern zu dieser Zeit die Stämme der Bäume empor und legen bis zu 300 Eier meist einzeln an den Zweigen, aber auch in Rindenrissen stärkerer Äste ab.
Im Frühjahr, etwa zum Zeitpunkt des Knospenaufbruchs, schlüpfen die kleinen Raupen, die sofort mit ihrer Fraßtätigkeit beginnen. Auch eine Windverbreitung der Tiere ist möglich: Die Raupen hängen hierbei meist an einem seidigen Faden und pendeln zum Nachbarbaum. Manchmal wird auch beobachtet, dass sie sich zwischen zwei Blätter oder innerhalb von Blütenbüscheln einspinnen und ihre Fraßtätigkeit geschützt vor äußeren Einflüssen fortsetzen. Ende Mai bis Mitte Juni seilen sich die Tiere ab oder lassen sich fallen und verpuppen sich im Boden in etwa 10 cm Tiefe. Der Schlupf der Falter findet erst wieder im Herbst statt, der Frostspanner bildet nur eine Generation pro Jahr aus.
Die wichtigsten Frostspannerarten
Abbildung 4: Großer Frostspanner - Weibchen (Foto: H. Krehan)
Abbildung 4: Großer Frostspanner - Weibchen (Foto: H. Krehan)
Abbildung 4: Großer Frostspanner - Weibchen (Foto: H. Krehan)
Abbildung 7: Schneespanner Weibchen (Foto: J. Connell)
Abbildung 7: Schneespanner Weibchen (Foto: J. Connell)
Abbildung 9: Laubwaldfrühlingsspanner (Foto: J. Connell)
Kleiner Frostspanner (Operophtera brumata)
Falter: Weibchen: ca. 8 mm; graubraun; kurze Flügelstummel.
Männchen: Flügelspannweite etwa 25 mm; graubraun (mit einer Zeichnung aus dunklen, welligen Linien), die Hinterflügel sind einheitlich hellgrau (Abb. 2).
Raupe: grün mit drei hellen Längslinien bis 20 mm (Abb. 3).
Wirtspflanzen: sehr polyphag; Ziersträucher, Zierbäume, Waldbäume (Eiche, Buche, Hainbuche und Ahorn), Obstbäume (Apfel und Aprikose, aber auch Birne und Pflaume, jedoch nicht auf Pfirsich- und Mandelbaum)
Großer Frostspanner (Erannis defoliaria)
Falter: Weibchen: 10-15 mm schwarz, gelb, braun gefleckt; flügellos (Abb. 4).
Männchen: Flügelspannweite 35-38 mm; Vorderflügel blass gelb bis rötlich braun (mit unterschiedlichen schwarzen Punkten und einer dunklen Querlinie; Abb. 5)
Raupe: rötlich braun mit schwachen dunklen Streifen und cremefarbenen, seitlichen Flecken an den vorderen 7 Segmenten; bis 35 mm (Abb. 6).
Wirtspflanzen: polyphag; Ziersträucher (Geißblatt = Lonicera, Rosen), Zierbäume, Waldbäume (Eiche, Buche, Hainbuche, Kirsche, Birke und Linde)
Schneespanner (Apochemia pilosaria)
Falter: erscheinen erst im Jänner bis März; Weibchen: 10-12 mm grau mit dunklen und gelben Schuppen; Flügelstummel (Abb. 7).
Männchen: Flügelspannweite 40-42 mm; grau mit grünlicher oder brauner Färbung und schwacher dunkler Zeichnung
Raupe: graubraun bis rötlich braun dunklen Höckern; sieht aus wie ein dünner Zweig; bis 40 mm (Abb. 8).
Wirtspflanzen: polyphag; Ziersträucher (Crataegus), Zierbäume, Waldbäume (Eiche, Buche, Hainbuche, Kirsche, Birke und Linde)
Laubwaldfrühlingsspanner (Agriopis marginaria)
Falter: erscheinen erst im März bis April; Weibchen: 7-10 mm graubraun glänzend mit dichtem, analen Haarbüschel; flügellos
Männchen: Flügelspannweite 20-30 mm; Vorderflügel blass grau bis graubraun mit hellen Querlinien; Hinterflügeln sind blass grau
Raupe: olivgrün bis braun mit hellen Flecken an der Seite und schwarzen x-förmigen Markierungen am Rücken; bis 30 mm (Abb. 9)
Wirtspflanzen: polyphag; Ziersträucher (Crataegus), Zierbäume, Waldbäume (Erle, Eiche, Buche, Hainbuche)
Frühlings-Kreuzflügel (Alsophila aescularia)
Falter: erscheinen Februar bis April; Weibchen: 8 mm graubraun mit dunklen Schuppen; Flügelstummel.
Männchen: Flügelspannweite 30-35 mm; Vorderflügel vorwiegend gelb-braun mit dunklen Querlinien und schwarzer Punktreihe am äußeren Rand.
Raupe: hellgrün mit dunkleren, dorsalen Mittellinie und hellen Seitenlinien; bis 25 mm.
Wirtspflanzen: polyphag; Ziersträucher (Crataegus, Liguster, Rosen), Zierbäume, Waldbäume (Erle, Eiche, Buche, Hainbuche, Kirsche)
Auswirkungen auf die Bäume
Vor allem der Kleine und Große Frostspanner sind Schädlinge im Obstbau, Zierpflanzenbau und Forst. Wenn nicht die gesamte Blattmasse eines Baumes durch den Fraß zerstört wird, ist dies meist kein großes Problem. Neue Blätter treiben aus den schlafenden Knospen aus, so dass bereits im Juli ein Großteil der abgefressenen Blätter wieder ersetzt wird. Anders ist die Situation bei Kahlfraß: Tritt dies nur einmal auf (also nicht an zwei hintereinander folgenden Jahren), führt dies mit Ausnahme der "ringporigen Laubhölzer" (z.B. Eichen) bei normalen Witterungsbedingungen zu keinem Absterben des Baumes. Anders aber, wenn die Entlaubung wiederholt und in Zusammenwirken mit großer Trockenheit und Hitze auftritt. Dann ist mit dem Absterben der Bäume zu rechnen.
Die Ausbrüche sind meist kurz und halten nur ein bis zwei Jahre an. In verschiedenen Regionen wiederholen sie sich alle sieben bis acht Jahre.
Leimringe anbringen
Fraßschäden durch den Kleinen und Großen Frostspanner lassen sich leicht vermeiden: Mitte Oktober Leimringe um die Stämme der gefährdeten und benachbarten Bäume binden, dann werden die flugunfähigen Weibchen gefangen, die Eiablage unterbleibt. Die Ringe müssen dicht am Stamm anliegen, damit die Weibchen nicht unter ihnen hindurch kriechen können.
Bei Bäumen an Wandspalieren sind Leimringe wenig effektiv, da das Weibchen die Wand hochklettert und nicht auf den Baum oder Pfahl angewiesen ist. Die Farbe der Leimringe sollte zum Beispiel grün statt gelb sein, um unerwünschte Nebenfänge von Nützlingen (z.B. Marienkäfer, Schwebfliegen) zu verhindern. Der Leimring sollte zeitig im Frühjahr entfernt werden, da gerade bei jungen Bäumen durch den Leim Stammschäden möglich sind. Es ist auch zu prüfen, ob unterhalb des Leimringes so genannte Noteiablagen stattgefunden haben. Diese sind rechtzeitig zu entfernen.
In der Regel müssen keine kurativen Bekämpfungsmaßnahmen ergriffen werden. Bei Gefahr eines wiederholten Kahlfraßes oder in Obstbaumkulturen empfiehlt sich jedoch der Einsatz von biologischen Präparaten wie z.B. Bazillus thuringiensis-Präparaten, die im Jungraupenstadium, so bald die Temperaturen eine Anwendung zulassen, im ULV-Verfahren ausgebracht werden sollten. In Österreich und Deutschland sind auch Neeem-Präparate (Wirkstoff Azadirachtin) amtlich zu gelassen.
Natürliche Feinde
Untersuchungen des BFW zeigten einen der Dauer der Massenvermehrung entsprechend hohen Parasitisierungsgrad der Raupen durch Schlupfwespen, Pilze und Viren. Dies könnte darauf hindeuten, dass bereits im Jahr 2006 mit einem "natürlichen Zusammenbrechen" der Massenvermehrung zu rechnen ist.
Auch Singvögel spielen eine große Rolle als Vertilger der Frostspannerraupen im Kleingarten. Vor allem Meisen sind in vielen Jahren bei entsprechend hoher Siedlungsdichte in der Lage, die Fraßschäden auf ein unbedeutendes Maß herabzudrücken.