Zwei Winter lang wurde Paul Burri vom Vorbesitzer seines Schlittenbaubetriebes in die Kunst des Schlittenbaus eingewiesen. Nunmehr baut der gelernte Schreiner seit über 18 Jahren Schlitten aus heimischem Eschenholz. "Da ein Schlitten unzählige Arbeitsschritte durchläuft, bis er fertig ist, braucht es diese 'zwei Semester' Ausbildung, bis ich das nötige Wissen hatte."
Einzelteile werden vorproduziert
Burri braucht heute nur zwei Stunden, um einen Schlitten zusammenzubauen. Dies darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass in einem Schlitten zwischen 30 und 40 Arbeitsschritte stecken, sieben allein in einem Füsschen. Damit er effizient und wirtschaftlich arbeiten kann, werden die Einzelteile (Kufen, Füsschen, Joche und Latten) vorproduziert.
Die Hölzer für die Kufen kommen als Erstes in einen speziellen Ofen, wo sie rund eine Stunde bei etwa 150 °C im Wasserdampf liegen. Danach werden die Holzleisten geborgen und diese Rohlinge in eine Form gespannt, in der sie 24 Stunden trocknen müssen. Anschliessend wird der Rohling gehobelt, es werden die Löcher fürs Joch gebohrt und das Holzstück mit der Bandsäge der Länge nach aufgetrennt. "Es ist wichtig, dass die beiden Kufen immer aus demselben Stück Holz sind, damit der Schlitten später gerade läuft", erklärt Burri.
Nach dem Einsetzen des Jochs werden die beiden äussersten Latten eingespritzt und angeschraubt. Anschliessend folgen die Latten der Sitzfläch. Dieser wird nun auf der Hobelmaschine abgerichtet, damit er plan ist. Danach werden die Holzkufen gefast, d.h., die Kanten werden gebrochen, damit später das Holz nicht breiter ist als die Eisenkufe. "Vor dem Anbringen der Eisenkufen wird der ganze Schlitten nochmals geschliffen, er bekommt sozusagen den letzten Schliff, damit sich der Kunde keine Holzsplitter holt."
Der nächste Schritt: Der Schlitten bekommt die Eisenkufen. Sie werden kalt geschmiedet und zugeschnitten. Abschliessend erhält der Schlitten zur besseren Stabilität zusätzliche Eisenstützen, und der Steg wird montiert. Auch er dient der Stabilität und zum Anbringen der Leine. Je nach Kundenwunsch wird der Schlitten noch geölt oder lackiert.
Abb. 2 - Das Joch wird auf den vorbereiteten Kufen befestigt (links).
Die äusseren Latten werden anschliessend mit einem Nagel fixiert (rechts). Fotos: Anita Neuenschwander
Schweizer Holz und Qualität
Burri benutzt für seine Schlitten ausschliesslich heimisches Eschenholz, welches er direkt von den Bauern aus der Region bezieht. Wenn das nicht reicht, holt er zusätzlich Holz aus einer regionalen Sägerei. So ist er sicher, dass die Qualität stimmt.
Für die Käufer ist die Qualität nicht immer einfach zu erkennen. Hilfreich ist hier das eingebrannt Gütesiegel "Swiss made" oder das Logo mit der Armbrust im Kreis. Ausserdem besitzt ein guter Schlitten immer Eisenstützen. "Ein solcher Schweizer Schlitten ist unter 140 Franken nicht zu haben", so der Schlittenbauer.
Verschiedene Modelle und deren Pflege
Abb. 4 - Davoser Schlitten (links): Die Latten der Sitzfläche sind auf dem Joch angebracht. Modell "Grindelwald" (Mitte): Die Latten werden durch das Joch geführt. Modell "Gantrisch" (rechts) mit breiten Kufen und Skirennbelag ist schneller als die anderen beiden Modelle und aufgrund seiner Beweglichkeit besser lenkbar. Fotos: Anita Neuenschwander
In Lohnstorf werden drei verschiedene Schlittenmodelle hergestellt: die bekannten Modelle "Davos" und "Grindelwald" sowie die Eigenkonstruktion "Gantrisch" – ein Freizeitrodelmodell. Die Spezialität von Burri sind Schlitten mit Weltcup-Rennbelag.
Die Schlitten brauchen keine besondere Pflege. "Wichtig ist einfach, dass sie trocken gelagert werden, weil sonst die Kufen rosten," rät Burri. Richtig gelagert hat ein solcher Schlitten eine Lebenserwartung zwischen 30 und 50 Jahren. So können mehrere Generationen mit dem gleichen Schlitten durch die weisse Pracht sausen.