Umweltaspekte bei Produktion und Vertrieb von Christbäumen
Während früher die Christbäume aus herkömmlicher Waldwirtschaft stammten, kommen heute die meisten der etwa 25 Millionen deutschen Weihnachtsbäume aus eigens dafür angelegten Plantagen. Ein wesentlicher Teil der Christbäume wird aus dem Ausland importiert, vor allem aus Dänemark und Irland. Problematisch sind dabei die hohen Umweltbelastungen auf Grund der großen Transportentfernungen sowie der Biozid- und Düngemitteleinsatz bei der Produktion der Christbäume. Der Bund Naturschutz (BN) empfiehlt deshalb Christbäume aus heimischer Produktion. Am besten sind dabei ökologisch produzierte Bäume, was die Gütesiegel des FSC oder der Öko-Anbauverbände glaubwürdig garantieren.
Import und Intensivproduktion gerät zum Nachteil
Etwa 20 Prozent der in Deutschland verkauften Weihnachtsbäume werden importiert, überwiegend aus Dänemark oder Irland. Das Geschäft mit den Christbäumen ist wegen der niedrigen Transportkosten grenzenlos geworden, zum Nachteil der heimischen Waldbesitzer und Christbaumerzeuger. Wenn die Christbäume auf dem Weihnachtsmarkt zum Verkauf bereit stehen, haben viele von ihnen bereits hunderte Straßenkilometer hinter sich. Auch dies erhöht die Schadstoffbelastung aus Straßenverkehr für Mensch und Umwelt, für Tiere und Wälder. Wegen dieses ökologischen, sozialen und ökonomischen Unsinns fordert der BN schon seit langem eine Verteuerung der Transportkosten, um die Umweltbelastungen zu reduzieren und die heimische Produktion ebenso wie die regionale Vermarktung zu fördern. In den letzen Jahren haben sich regionale Erzeugergruppen gebildet wie die AG "Bayerischer Christbaum" (www.bayerische-christbaumanbauer.de) oder der Arbeitskreis "Heimischer Christbaum" (www.christbaum-bw.de), in dem über 100 Erzeuger aus Baden-Württemberg zusammengeschlossen sind. Vermehrt bieten auch Waldbesitzer und Staatsforst Christbäume an, teilweise auch zum Selberschlagen, um einen "Event"-Charakter zu erzeugen. Diese Zusammenschlüsse regionaler Anbieter erlauben aber meist keine Aussagen zu Art und Weise der Produktion, z.B. ob und wie viel Biozide oder Düngemittel eingesetzt werden.
Gefährlicher Biozid- und Düngemitteleinsatz
Weihnachtsbäume verströmen leider nicht nur natürliche ätherische Öle, sondern je nach Behandlung und Erzeugung der Bäume auch wahre Giftcocktails. So fand die Landwirtschaftskammer Westfalen-Lippe in Münster Rückstände von giftigen Pflanzenschutzmitteln auf Nadelbäumen aus Plantagen, unter anderem auch verbotene Herbizide. Das Spektrum der eingesetzten Gifte ist breit: von hoch wirksamen Herbiziden gegen Graswuchs unter den Bäumen über Insektizide gegen Rüsselkäfer und Sitkalaus geht es zu Fungiziden gegen Pilzbefall oder zu speziellen Düngern für gleichmäßigen Wuchs und eine intensive Grün- und Blaufärbung der Nadeln. Neben der direkten Gefährdung der Menschen, die sich derart unsachgemäß behandelte Bäume in die Wohnung stellen, bedeutet diese Intensivproduktion auch bei "sachgerechtem" Einsatz oft eine enorme Belastung für den gesamten Naturhaushalt, für Pflanzen und Tiere, aber auch für Grund- und Oberflächengewässer und für unsere Böden.
Alternative: Shropshire-Schafe
Dabei gibt es eine ganze Reihe von Alternativen zum Einsatz von Bioziden und Kunstdünger (vgl. Sattelberger und www.umweltbundesamt.at). Statt mit Herbiziden kann der Graswuchs auch manuell oder mechanisch beseitigt, der Boden abgedeckt oder können die Christbaumkulturen mit englischen Shropshire-Schafen beweidet werden, die die Nadelbäume nicht verbeißen. Gegen Pilze helfen statt Fungiziden auch die richtigen Reihen- und Pflanzabstände, die richtige Standortswahl und das Auflichten der Kulturen. Ähnlich wichtig sind diese Maßnahmen sowie der Aufbau von Mischbeständen gegen Schadinsekten. Empfohlen wird auch die Mischbepflanzung mit mindestens 15 Prozent Laubholz. An Stelle von Rodentizideinsatz können die natürlichen Feinde der Wühl-, Erd- und Rötelmaus gefördert werden, z.B. mit Hilfe von Sitzstangen für Greifvögel. Ein übermäßiger Mäusebesatz kann verhindert werden, indem der Unterwuchs gegen Ende der Vegetationsperiode entfernt wird, so dass im Winter möglichst wenig Unterschlupfmöglichkeiten für Nagetiere vorhanden sind. Die richtige Bepflanzungsdichte verhindert zudem übermäßigen Graswuchs. Eine weitere umweltschonende Maßnahme ist die Verwendung von Christbaumnetzen für den Verkauf, z.B. aus verrottbaren Naturfasern aus Baumwolle, die als Biomüll entsorgt werden können.
Neben der Art der Produktion wird oftmals auch die Anlage von Christbaumkulturen in ökologisch oder landschaftlich wertvollen Gebieten kritisch gesehen.
Schneeglöckchen-Gene für Weihnachtsbäume
Sogar an genetisch veränderten Christbaum-Klonen mit perfektem Wuchs, mit Schneeglöckchen-Genen gegen Schädlinge und mit Herbizidresistenz wird bereits gearbeitet. Die Bäume sollen in den nächsten Jahren auf den Markt kommen. Das Ziel sind Designerbäume aus dem Genlabor mit perfekten Maßen, wohl proportionierten Formen und mit harmonisch verteilten Ästen.
Abb. 2: Können Schneeglöckchen-Gene Weihnachtsbäume gegen Schädlinge und Herbizide stark machen? (Foto: Klaus Stangl)
Heimische Christbäume - am besten mit Gütesiegel
Der Bund Naturschutz empfiehlt den Kauf eines Christbaumes, der vor allem wohnortnah aufgewachsen sein sollte. Zusätzlich sollte er gentechnikfrei, Biozid- und Düngemittel-frei erzeugt sein, von Naturland, Demeter, Bioland, Biokreis oder FSC mit Gütesiegeln glaubwürdig garantiert. So stammen die Bio-Weihnachtsbäume von Naturland, Demeter (www.demeter.de), Bioland (www.bioland.de) oder Biokreis (www.biokreis.de) nur aus Christbaumkulturen, die nach den gleichen Produktionsrichtlinien bewirtschaftet werden wie in der ökologischen Landwirtschaft. Diese Plantagen erfüllen daher auch die Standards der EU-Bio-Verordnung. Die Bäume werden überwiegend in der Direktvermarktung am eigenen Verkaufsstand, ab Plantage oder als Sortimentsergänzung in Hofläden, an Bio-Marktständen oder über Weiterverkäufer vertrieben.
Daneben gibt es die Öko-Weihnachtsbäume von Naturland, die aus ökologisch bewirtschaften Wäldern stammen (www.naturland.de). Die Richtlinien dafür legten die Öko-Verbände Greenpeace, Robin Wood und BUND zusammen mit Naturland fest. Diese Weihnachtsbäume gibt es nur direkt bei den jeweiligen Naturland-Waldbetrieben zu kaufen.
Die Weihnachtsbäume mit FSC-Siegel wachsen in Wäldern auf, in denen keine Düngemittel oder Pestizide eingesetzt werden, keine Kahlschläge stattfinden und fremdländische Baumarten nicht dominieren. Bei der Waldarbeit werden hohe soziale und ökologische Maßstäbe eingehalten, weil die Wälder nach den Standards des Forest Stewardship Council (FSC) bewirtschaftet werden und sich regelmäßigen unabhängigen Kontrollen unterworfen haben (www.fsc-deutschland.de). Somit hat jeder Interessent die Möglichkeit, seinen "Wunschbaum" zu kaufen, produziert vor Ort und ohne unnötige Umweltbelastung.
Dr. Ralf Straußberger ist Waldreferent beim Bund Naturschutz in Bayern e.V.