Die Erfahrungen sowohl nach "Wiebke" und "Vivian" 1990 als auch nach "Lothar" 1999 haben gezeigt, dass die Transportkapazität der limitierende Faktor der Sturmschadensbewältigung war. Insbesondere der zeitgleiche Transport des Holzes per LKW zum Kunden (Fern- und Nahtransport), in die Nasslager und als Vorfracht zu Verladebahnhöfen und -häfen band ein hohes Maß der verfügbaren Transportkapazität.

Bisher erfolgt der Holztransport aus dem Wald zum Bestimmungsort sowohl im Normal- als auch im Katastrophenbetrieb mit speziell für den Rohholztransport konzipierten LKWs (Langholzzüge mit Verladegerät und Nachläufer, LKW-Aufbauten mit Ladekran und Sattelauflieger sowie Kurzholzgliederzüge).

Die Vorteile dieser Spezialfahrzeuge sind die auf die Anforderungen im Wald angepasste robuste Bauweise und der unabhängige flexible Einsatz im Wald durch den fahrzeugeigenen Verladekran. Demgegenüber stehen auch Nachteile: zum einen haben sie aufgrund des höheren Eigengewichts (robuste Ausführung und spezielle Aufbauten) eine geringere Nutzlast gegenüber herkömmlichen LKWs und können darüber hinaus nur zum Transport von Rohholz eingesetzt werden. Die Anschaffungskosten sind sehr hoch, der Wiederverkaufswert dagegen gering.

Neben dem Problem der Leerfahrten, das im Bereich des Rohholztransportes besonders ausgeprägt ist, da die Spezialfahrzeuge für den Transport anderer Güter nicht genutzt werden können, spielt im Katastrophenfall die Verfügbarkeit von Lastkraftwagen eine große Rolle. Auch wenn ein Teil des Holzes per Bahn oder Schiff befördert werden könnte, am Transport aus dem Wald mittels eines speziellen Holztransporters führt bisher kein Weg vorbei. Gerade für den Katastrophenfall, aber auch für den "Normalbetrieb" wäre es sinnvoll, mit flexiblen Trailer- oder Container-Systemen auch auf LKWs zurückgreifen zu können, die nicht speziell für den Holztransport ausgerüstet sind.

Bisher existieren einige Einzellösungen, auch in Kombination mit Schiff- und Bahnverkehr, die auch für den Holztransport attraktiv erscheinen. Eine flächenhafte Nutzung des einen oder anderen Systems ist bisher noch nicht in Sicht (Ausnahme: "Trailersystem" in Bayern und VALMETrailer im Saarland, siehe auch Literaturhinweis), obwohl die Rahmenbedingungen im Transportverkehr ("Öko-Steuer", Treibstoffpreise, LKW-Maut etc.) zunehmend eine effizientere Nutzung der Transportmittel mit möglichst hohen Transportmengen und wenigen Leerfahrten von Nöten machen. Deshalb beschränkt sich die folgende Aufstellung auf einen Überblick über die aktuellen Systeme.

Abrollbehälter nach DIN 30722

  • geeignet zum Transport von losen, schüttbaren Gütern
  • wird von mit einem Hakenlift ausgestatteten Containerfahrzeug transportiert
  • kann durch die am Container angebrachten Rollen flexibel in eine günstige Standposition gebracht werden
  • verbreitetes, DIN-genormtes System, kompatibel in ganz Europa-
  • Nachteile: Der Hakenaufbau verteuert das Fahrzeug bei Neuanschaffung um ca. 20.000 € und macht das Fahrzeug deutlich schwerer.

Wechselbrücke nach DIN 284

  • Wird von Fahrzeugen transportiert, die mit einem speziellen Rahmen nach DIN 70014 ausgerüstet sind.
  • geringes Leergewicht der Basisfahrzeuge
  • verbreitetes, DIN-genormtes System, kompatibel in ganz Europa
  • kombinierter Verkehr mit der Bahn möglich
  • Wechselbrücken werden auf vier Stützen abgestellt, die während der Fahrt eingeklappt werden.
  • die Ausstattung für einen entsprechenden Rahmen ist mit 2.600 € relativ kostengünstig.
  • Für den Transport röhrenförmiger Güter mit Rungen ausgestattet.

Euroflat

  • Wechselcontainer in offener Rungenbauweise der Georg Kraemer Fahrzeugbau GmbH & Co. KG speziell für den Transport für Rohholz, verbindet die Systeme "Abrollcontainer" und "Wechselbrücke" miteinander, indem sowohl (klappbare) Stützen als auch eine Abrollvorrichtung angebracht sind.
  • Hoher Organisationsaufwand und enge, abgestimmte Koordination und Kommunikation zwischen Revierleiter, forstlichem Unternehmer und Transportunternehmer nötig.
  • Flexibler Einsatz von Transport-LKWs, Nutzung der Euroflats z. B. auch zum Transport für Schnittholz.

Kombi Euroflat

  • Weiterentwickelte, z. T. geschlossenen Version des Euroflat-Systems.
  • Mit einer zusätzlichen Platte, die die offenen Stellen verschließt und einer Plane kann diese Wechselbrücke auch als geschlossener Container zum Transport von Stück- bzw. Schüttgut (Hackschnitzel) verwendet werden.

Direktbeladung von Sattelaufliegern

  • Durch die direkte Beladung von Sattelaufliegern durch Forwarder entfällt die Zwischenlagerung am Waldweg.
  • Bei der Arbeit mit mindestens 2 Aufliegern kann das gerückte Holz kontinuierlich aus dem Wald abgefahren werden.
  • Nachteile des Systems liegen vor allem in der benötigten Infrastruktur: Waldwege müssen u. a. breit genug und entsprechend befestigt sein, damit das Umladen vom Forwarder auf den Auflieger möglich ist.
  • Weiterhin lohnt ein solcher Einsatz nur bei großen Hiebsmengen, wenn entsprechender Lagerplatz fehlt oder im Rahmen einer "just in time" Lieferung.
  • Neben den günstigeren Anschaffungskosten gegenüber einem traditionellen Langholzzuges bringt ein solches Aufliegersystem auch Ersparnisse im Bereich der KFZ-Steuer, denn diese wird nur für die Zugmaschine und einen Auflieger fällig. Für jeden weiteren Auflieger entfällt die Steuer. Zudem können die LKWs auch für den Transport anderer Güter eingesetzt werden.

 

Weitere Holztransportsysteme, die nicht speziell für den Rohholztransport entwickelt wurden, möglicherweise aber auch dafür genutzt werden können:

Tandem-Hakenliftanhänger

  • Der Tandemhakenliftanhänger macht den Transport von Containern oder Euroflats/bzw. KombiEuroflats auch für Waldbesitzer, Forstbetriebsgemeinschaften oder Maschinenringe attraktiv, da er sowohl von LKWs mit Anhängerkupplung als auch von landw. Schleppern oder Unimogs gezogen werden kann.
  • Der Transport des eigenen Holzes zum Verwender oder zur Vorkonzentration ist damit kein Problem mehr und kann ohne Unternehmereinsatz vom Waldbesitzer selbst durchgeführt werden.
  • Kosten des Anhängers: 25.000 – 30.000 € (Krampe Fahrzeug GmbH).

Stapelbare Wechselbrücken

  • Spezielle Variante der Wechselbrücken, deren Rungen, Stirn-, Rück- und Seitenwände eingeklappt werden und im flachen Zustand aufeinander gestapelt Platz sparend gelagert oder transportiert werden können. Eigentlich nicht für den Holztransport konzipiert, sieht der Hersteller gute Chancen für den Einsatz zum Holztransport.
  • Die Wechselbrücken sind auch für den Bahntransport zugelassen. - Kosten: ca. 4.900 € (Firma CombiLog AG, Bamberg)
  • Nachteile: keine Kombination mit Abrollbehältern, Abstellen ohne Stützen nicht möglich (Tragfähigkeit des Waldboden in beladenem Zustand?), LKW ist nötig.

ACTS (Abroll-Container-Transport-System)

  • Das System ermöglicht den kombinierten Transport von Abroll-Containern per LKW und Bahn. Dazu sind Waggons mit einem speziellen, drehbaren Rahmen ausgestattet.
  • Insbesondere der Bahntransport von Rohholz könnte so ohne einzelstammweises Umladen und ohne speziellen holzverladetauglichen Güterbahnhof abgewickelt werden.

Seefracht-Container

Wechselbrücke auf der Basis internationaler (Seefracht-) Container, besonders geeignet zum Transport für Röhren bzw. röhrenförmige Gegenstände

Weiterführende Beiträge zum Thema Holztransport zum Download

Literatur

  • Bechtle, M. und Müller, M: (2004): Optimierung der Logistik durch Trailer-Direktverladung. Holzzentralblatt Nr. 46/2004, S. 603-604.
  • Strunk, M. (2003): Zum Einsatz von Wechselbrücken beim Rohholztransport in der deutschen Forst- und Holzwirtschaft. Bachelorarbeit Universität Göttingen, unveröffentlicht.
  • Von Bodelschwingh, E. (2004): Das System VALMETRailer. Forst und Technik, 6/2004, S. 14-18.

Ratgeber Forstliches Krisenmanagement

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