Die Kurzumtriebsfläche mit Weiden und Pappeln wird in Deutschland auf 3.000 ha geschätzt. In Bayern sind es über 200 ha (Stand 2009). Sowohl Absatzmengen als auch die erzielbaren Preise des geernteten Hackguts sind in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen und Abnehmer sind flächig vorhanden. Kurzumtriebskulturen mit schnellwachsenden Hybriden von Balsam- und Schwarzpappel eignen sich als Ergänzung zum Energieholz aus regulärer Forstwirtschaft. Diese modernen Niederwälder werden auf landwirtschaftlichen Flächen angepflanzt. In Bayern ist dazu eine Genehmigung der Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten erforderlich. Zur Erhaltung der Nutzungsart Landwirtschaft darf die Umtriebszeit 20 Jahre nicht überschreiten.
Sortenwahl ist entscheidend
Diese Kulturen rechnen sich nur, wenn sie nach dem Grundsatz "einmal pflanzen, drei- bis viermal ernten" nachhaltig hohe Leistungen erbringen. Dabei spielt neben der Auswahl gut wasserversorgter Standorte die Wahl geeigneter Sorten eine entscheidende Rolle für den wirtschaftlichen Erfolg. Beispielsweise besteht ein erhöhtes Schadrisiko, da bei Energiewäldern immer genetisch identisches Material (Klone) ausgepflanzt wird: Bei Pilzbefall kann es möglicherweise zum flächigen Ausfall der jeweiligen Sorte kommen.
Die einmalig ausgewählten Sorten müssen in den Kurzumtriebswäldern – anders als bei üblichen landwirtschaftlichen Kulturen – nachhaltig über viele Jahre hohe Erträge bringen. Darum sind für den Landwirt die Leistungsfähigkeit der Sorte und die sortenreine Lieferung des Steckholzmaterials interessant. Pappelsteckholzsorten dürfen nach dem Frostvermehrungsgutgesetz (FoVG) nur von angemeldeten Betrieben und ausschließlich in der Kategorie "geprüft" in Verkehr gebracht werden. Zusätzlich sollten die Sortenempfehlungen beachtet werden. Das Bayerische Amt für forstliche Saat- und Pflanzenzucht (ASP) empfiehlt derzeit nur die Sorten Max 1, Max 3, Max 4 und Hybride 275. Bei Sorten aus dem EU-Ausland ist Vorsicht geboten. Bei den amtlich zugelassenen und empfohlenen Pappelsorten sind über mehrere Umtriebszeiten hohe Wuchsleistungen und damit betriebswirtschaftlich positive Ergebnisse zu erwarten.
Das ASP hat seit 1988 Versuchsanbauten angelegt, um die Sorteneigenschaften zu beobachten. Viele der älteren Felder wurden schon zum zweiten, einige bereits zum dritten Mal beerntet und hinsichtlich ihrer Zuwachsleistung ausgewertet.
Erträge verschiedener Sorten
Die Erträge waren auf den verschiedenen Versuchsflächen schon im ersten Umtrieb (fünf bzw. sechs Jahre) recht unterschiedlich (Abb. 2). Neben standörtlichen Unterschieden wirkte sich vor allem die Sortenkombination sehr stark auf den Biomasseertrag aus: Anbauten mit bislang nicht empfohlenen Sorten leisten deutlich weniger als solche, bei denen bereits zugelassene und empfohlene Sorten stärker beteiligt sind. Aufgrund des zügigen Wiederaustriebs der bereits etablierten Stöcke waren die Erträge am Ende der zweiten Umtriebszeit höher.
Hinsichtlich der Erträge der einzelnen Sorten zeigten sich sehr starke genetisch bedingte Unterschiede. Die Sorten Beaupre, Unal und Raspalje (nicht in Deutschland geprüft und empfohlen) fielen nach geringen Erträgen im ersten Umtrieb im zweiten Umtrieb durch Pilzschäden komplett aus. Die geprüften und empfohlenen Sorten Max 1, Max 3, Max 4 und Hybride 275 lieferten im ersten Umtrieb deutlich höhere Erträge, die sie im zweiten Umtrieb nochmals um 80 bis 90 Prozent steigern konnten.
Wie wichtig es ist ausschließlich geprüfte Sorten zu verwenden, zeigt auch die finanzielle Bewertung einer Versuchsfläche des ASP. In Ufering wurde 1998 ein Prüffeld angelegt, das nicht nur empfohlene Sorten enthält.
Tab. 1: Vergleich der Erlöse vom Prüffeld Ufering im ersten und zweiten Umtrieb | |||
Jahr | Preis Hackgut frei Straße | tatsächlicher Erlös | fakultativer Erlös ausschließlich mit empfohlenen Sorten |
2004 - erster Umtrieb | 2,- € / Srm | 348,- € / ha | 800,- € / ha |
2010 - zweiter Umtrieb | 10,- € /Srm | 3.610,- € / ha | 6.500,- € / ha |
Bei den geprüften Sorten waren die Erlöse der zweiten Ernte achtmal höher als bei der ersten Ernte. Grund dafür waren die Preissteigerungen für Hackschnitzel und die sortenspezifischen Zuwächse der geprüften Sorten.
Folgerungen für die Praxis
Kurzumtriebskulturen bringen die höchsten finanziellen Erträge, wenn der Zuwachs bestmöglich ausgenutzt wird. Daher ist in der Praxis auf folgende Punkte zu achten:
- Die richtige Sortenwahl ist unerlässlich.
- Das Steckholzmaterial sollte aus zuverlässigen Quellen stammen.
- Es sind ausschließlich Sorten der FoVG-Kategorie "geprüft" zu verwenden.
- Geprüfte Sorten müssen auf dem Lieferschein und der Rechnung als solche gekennzeichnet sein (Stammzertifikatsnummer mit der Endziffer 4 bzw. Kürzel "GP").
- Die Sorten sollten zusätzlich in den Sortenempfehlungen des jeweiligen Bundeslandes aufgeführt sein.
- Die Dauer der Umtriebszeiten muss möglichst lang sein: Der laufende Zuwachs kulminiert nicht vor dem Alter zehn, daher ist tendenziell ein möglichst später Erntezeitpunkt zu wählen (Pappelhybride nicht unter fünf Jahren).
- Die maximale Umtriebszeit von 20 Jahren sollte nicht ausgeschöpft werden, da Zuwachs und Ausschlagfähigkeit bei zu später Ernte wieder abnehmen.
- Weiden müssen bereits nach drei Jahren geerntet werden.
- Die Anzahl der Umtriebe soll mindestens drei bis vier Rotationsperioden umfassen.
Aufgrund des steigenden Hackgutbedarfs und weiter anziehender Preise für Hackschnitzel sind die betriebswirtschaftlichen Perspektiven von Energiewäldern günstig einzuschätzen. Besonders hohe Erträge können dann erwirtschaftet werden, wenn geprüfte und empfohlene Sorten verwendet werden. Die Sortenwahl ist neben der Wahl guter landwirtschaftlicher Standorte und auf die Umtriebszeit abgestimmte Pflanzverbände entscheidend für den Anbauerfolg.
Abb. 5: Erntegut getrennt beernteter Versuchsparzellen vor dem Hacken (Foto: ASP)