Mit der dritten Bundeswaldinventur (BWI3) liegen für Baden-Württemberg Daten vor, die einen Zeitraum von 25 Jahren zu drei Zeitpunkten (1987, 2002 und 2012) umfassend beschreiben und die Entwicklung des Waldzustands dokumentieren. Im Folgenden werden einige wesentliche Ergebnisse vorgestellt, die umfassende Darstellung ist auf der FVA-Homepage verfügbar.

Waldfläche und Eigentumsarten

Die BWI3 weist für das Land eine Waldfläche von 1,372 Millionen ha aus, was einem Waldanteil an der Landesfläche von 38,4 % entspricht. Davon sind 97 % Holzboden, für die die BWI Zahlen liefert. Der Vergleich der Waldflächenentwicklung mit den Vorgängerinventuren belegt eine leichte numerische Zunahme, die sich aber im Fehlerrahmen bewegt. Forstpolitisch zu konstatieren ist, dass die Waldfläche in Baden-Württemberg eine stabile Entwicklung zeigt und das Ziel der Walderhaltung erfüllt wurde.

Auch die Eigentumsverteilung hat sich in diesem Zeitraum nicht wesentlich verändert: 2012 entfällt auf den Staatswald 23,6 %, auf den Bundeswald lediglich 0,5 %; der Körperschaftswald hat einen Anteil von 40 % und der Privatwald von 35,9 %. Unterteilt man den Privatwald nach Eigentumsgrößen, ergeben sich folgende Anteile: Auf den Kleinprivatwald mit Eigentumsgrößen bis 5 ha entfallen 11,3 %, auf den mittleren Privatwald mit Eigentumsgrößen über 5 bis 200 ha 13,6 % und auf den Großprivatwald mit Eigentumsgrößen über 200 ha 11,1 % (Abb. 2).

Beim Vergleich mit den Vorinventuren zeigt sich beim Kleinprivatwald eine deutliche Abnahme der Fläche in der Größenordnung von gut 30.000 ha, zugunsten des mittleren Privatwalds. Offensichtlich ist ein Teil des Kleinprivatwalds nun in die nächste höhere Eigentumsgrößenkategorie gewandert. Inwieweit sich darin eine tatsächliche Veränderung im Zeitraum 2002 bis 2012 wiederspiegelt, kann nicht abschließend geklärt werden.

Baumartenverteilung

Obgleich die BWI rund 50 Baumarten beziehungsweise Baumgattungen unterscheidet, prägen nur wenige Baumarten und Baumartengruppen das Waldbild. In der BWI-Baumartenstatistik, die einen bundesweiten Vergleich ermöglichen soll, werden insgesamt neun Baumartengruppen ausgewiesen, die nur teilweise von einer Baumart bestimmt werden. So umfasst die Gruppe der anderen Laubbäume hoher Lebensdauer (ALH) beziehungsweise der anderen Laubbäume niederer Lebensdauer (ALN) regional variierende Baumartenspektren. In Baden-Württemberg besteht die ALH-Gruppe im Wesentlichen aus Esche, Bergahorn, Hainbuche und anderen Buntlaubbäumen, die ALN-Gruppe aus Birken, Erlen, Pappeln, Vogelbeere und sonstigen Weichlaubbäumen (Abb. 3). Bei der Auswertung nach botanischen Baumarten zeigt sich für Baden-Württemberg, dass allein acht einheimische Baumarten (Fichte, Weißtanne, Waldkiefer, Buche, Trauben-, Stieleiche, Esche und Bergahorn) rund 85 % der Holzbodenfläche einnehmen.

Häufigste Baumart im Gesamtwald ist mit einem Anteil von 34 % die Fichte, gefolgt von der Buche mit 21,8 %; die Tannengruppe (Weißtanne und andere fremdländische Tannenarten) erreicht 8,1 %, die Kiefer (mit fremdländischen Kiefernarten) 5,9 %, die Douglasie 3,4 % und die Lärchen 1,8 %. Die Eichengruppe (einheimische Eichenarten und Roteiche) hat einen Anteil von 7,6 %, die Baumartengruppe ALH einen Anteil von 12,2 % und auf die ALN entfällt 5,3 %. Insgesamt dominieren auch 2012 im Gesamtwald mit einem Anteil von 53,1 % noch die Nadelbäume (Abb. 4).

Nach Waldeigentumsarten zeigen sich unterschiedliche Baumartenspektren: So ist die Fichte mit 44,1 % im Privatwald mit Abstand die bedeutendste Baumart, während sie im Körperschaftswald nur 25,9 % erreicht und im Staatswald mit 32,6 % vertreten ist. Die Buche hat ihren höchsten Anteil im Staats- und Körperschaftswald (24,6 % bzw. 24,5 %), im Privatwald kommt sie auf 17 %. Generell ist der Körperschaftswald stärker von Laubbäumen geprägt, die einen Anteil von 54,4 % einnehmen, eine Folge seiner naturräumlichen Verteilung. Am laubbaumärmsten ist mit einem Anteil von 38,8 % der Privatwald, im Staatswald nehmen die Laubbäume 46 % der Fläche ein.

Eine bemerkenswerte Dynamik weist die Entwicklung der Baumartenanteile im Zeitraum 1987 bis 2012 auf. In diesem für die Waldentwicklung relativ kurzen Zeitraum von 25 Jahren zeichnet sich bei Fichte und Kiefer ein deutlicher Flächenrückgang ab: So ging der Anteil der Fichte im Gesamtwald von 43,5 % (1987) über 37,7 % (2002) nun auf 34 % zurück; bei der Kiefer entwickelten sich die Anteile von 8,2 % (1987) über 6,8 % (2002) auf nur mehr 5,9 %, was relativ sogar einem noch stärkeren Rückgang entspricht. Der Tannenanteil blieb dagegen im betrachteten Zeitraum mit rund 8 % stabil, während mit dem Rückgang von Fichte und Kiefer die Laubbäume insbesondere die Buche und die anderen Laubbäume deutliche Flächenzuwächse verzeichnen. Auch die Eichenarten konnten an Fläche zulegen (Abb. 5).

Altersstruktur

Aus den BWI-Daten werden die Altersklassenflächen so hergeleitet, wie sie in der Forsteinrichtung verwendet werden. Allerdings beruht die Altersklassifikation in der BWI auf Einzelbaumaltern, während in der Forsteinrichtung (im Altersklassenwald) Bestandesalter verwendet werden. In der BWI wird zudem in den bisherigen Auswertungen nicht nach Altersklassenwald und Nicht-Altersklassenwald unterschieden.

Betrachtet man den Zeitraum von 1987 bis 2012, wird der Trend zur Zunahme älterer Bestände deutlich, eine mit der naturnahen Waldbewirtschaftung durchaus beabsichtigte Entwicklung. 2012 sind über alle Baumarten 26,6 % der Bäume über 100 Jahre alt, 8,1 % über 140 Jahre alt. Bei den Laubbäumen ist der Anteil der über 100jährigen Bäume mit 30,2 % höher als bei den Nadelbäumen (23,2 %). Konkret zeigen sich diese Unterschiede bei den wichtigsten Baumarten: Während die Fichte einen Anteil von 17 % über hundertjähriger Bäume aufweist, sind es bei der Tanne 43,3 %, bei der Eiche 51,3 %, und bei der Buche 39,5 %; bei der Eiche sind sogar knapp 29 % der Bäume über 140 Jahre alt.1987 lag der Flächenanteil der über hundertjährigen Bäumen über alle Baumarten im Gesamtwald noch bei 18,8 %, 2002 schon bei 24,5 %.

Verjüngung

Der Wald wird zum einen immer älter, zum anderen nimmt der Anteil jüngerer Altersphasen zu. Diese haben aber überwiegend noch nicht Hauptbestandscharakter, sondern stehen unter dem Schirm älterer Bäume. Die Verjüngung wird in der BWI methodisch auf zweierlei Arten aufgenommen: Zum einen wird das Kollektiv der Bäume ab einer Höhe von 20 cm bis zu einem Brusthöhendurchmesser von 6,9 cm (unterhalb der Derbholzschwelle) in kleinen Probekreisen erfasst. Daraus lassen sich Stückzahlen ableiten. Zum anderen wird die Baumschicht bis 4 m Höhe, die einen großen Teil des jüngeren Baumkollektivs umfasst, nach Deckungsgraden und Baumartenanteilen aufgenommen, so dass sich Flächen herleiten lassen. Insgesamt nimmt diese Schicht bis 4 m Höhe im Gesamtwald eine Fläche von 470.000 ha ein, die zu 80 % unter Schirm steht und zu 90 % aus Naturverjüngung hervorgegangen ist. Nach Baumarten differenziert zeigt sich, dass die Laubbäume mit gut zwei Dritteln diese Schicht dominieren. Insbesondere unter Schirm hat die Buche einen Anteil von fast 36 %, die Fichte nur noch von 19 %. Die waldbaulichen Steuerungsmöglichkeiten zeigen sich an der abgedeckten Verjüngung (die allerdings nur 20 % dieser Schicht ausmacht): Dort dominiert wieder die Fichte mit fast 32 %, während der Anteil der Buche rund 22 % beträgt.

Vorrat

Zwischen 1987 und 2012 sind die Gesamtvorräte kontinuierlich angestiegen, von rund 463 Millionen m³ Derbholz m. R. im Jahr 1987 über 486 Millionen in 2002 auf 499 Millionen in 2012. Nach Waldeigentumsarten verlief die Entwicklung unterschiedlich: Im Staatswald nahm der Vorrat zwischen 1987 und 2002 von 108 auf 103 Millionen m³ ab, hauptsächlich aufgrund der Stürme in den 90er Jahren und hat nun mit 107 Millionen das Niveau von 1987 fast wieder erreicht. Ein kontinuierlicher Vorratsanstieg ist dagegen im Körperschafts- und Privatwald zu verzeichnen, wobei der Anstieg im Privatwald zwischen 2002 und 2012 sich etwas verlangsamt hat. Dementsprechend haben die Hektarvorräte zugenommen, im Gesamtwald von 352 m³ Derbholz m. R. (1987) über 367 m³ (2002) auf nun 377 m³. Die Hektarvorräte im Staats- und Körperschaftswald bewegen sich auf einem Niveau von 335 bis 350 m³, während im Privatwald wesentlich höhere Hektarvorräte vorkommen. Diese stiegen von 371 m³ in 1987 auf 418 m³ in 2002 an und haben jetzt 428 m³ erreicht. Die Vorratsentwicklung verläuft zwischen den Privatwaldeigentumsgrößenkategorien allerdings unterschiedlich: Während im kleinen und mittleren Privatwald der Vorrat ausgehend von 355 beziehungsweise 384 m³ seit 1987 enorm angestiegen ist und jetzt bei 462 beziehungsweise 472 m³ liegt, wurde im Großprivatwald der Vorrat kontinuierlich reduziert, von 379 m³ (1987) auf 350 m³ (2002) und 339 m³ (2012) (Abb. 6). Offensichtlich verfolgt der Großprivatwald eine andere waldbauliche Nutzungsstrategie als der kleine und mittlere Privatwald.

Neben der Vorratshöhe hat sich von 1987 bis 2012 auch die Vorratsstruktur verändert. Bereits bei der BWI2 war eine Zunahme der Starkholzvorräte (ab BHD 50 cm m. R.) deutlich geworden. Dieser Trend hat bis 2012 angehalten. Der Starkholzvorrat hat sich über alle Baumarten im Gesamtwald in 25 Jahren etwa verdoppelt und macht nun 31 % des Vorrats aus. Besonders hohe Starkholzvorräte haben Tanne und Eiche, deren Vorräte rund zur Hälfte aus Starkholz bestehen (Abb. 7).

Obgleich die Vorräte insgesamt angestiegen sind, gibt es zwischen den Baumarten divergierende Entwicklungen: Bei Fichte und Kiefer haben die Vorräte abgenommen. Bezogen auf den Ausgangsvorrat von 1987 hat die Fichte etwa 13 % verloren, die Kiefer sogar 18 %. Absolut ist der Fichtenvorrat im Gesamtwald in 25 Jahren um 30,6 Millionen m³ zurückgegangen, der Kiefernvorrat um 6,1 Millionen.

Zuwachs, Abgang, Nutzung

Mit der BWI3 lassen sich die dynamischen Größen periodischer Zuwachs, Vorratsabgang und Nutzung für den Zeitraum 2002 bis 2012 herleiten und können mit den entsprechenden Größen der Vorperiode 1987 bis 2002 verglichen werden.

Dem mittleren jährlichen periodischen Zuwachs, ausgedrückt als Vorratsfestmeter Derbholz in Rinde je Hektar und Jahr, wird der ausgeschiedene Vorrat in denselben Einheiten als so genannter periodischer Abgang gegenübergestellt. Fasst man alle Baumarten zusammen, liegt mit Ausnahme des Großprivatwalds in allen übrigen Eigentumsarten der Zuwachs über dem Abgang. Das Zuwachsniveau ist im kleinen und mittleren Privatwald am höchsten (14,2 bzw. 13,6 m³/ha/Jahr) und liegt deutlich über dem Durchschnittswert von 12,3 m³/ha/Jahr für den Gesamtwald. Am niedrigsten ist der Zuwachs mit 11,5 m³/ha/Jahr im Staatswald, etwas höher im Körperschaftswald (11,8 m³/ha/Jahr) und Großprivatwald (12,2 m³/ha/Jahr) (s. Abb. 8).

Bei der Fichte ist der Zuwachs durchweg niedriger als der Abgang, selbst im kleinen und mittleren Privatwald (Abb. 9).

Zwischen 1987 und 2002 war allgemein ein hohes Zuwachsniveau über alle Baumarten festzustellen. Der Vergleich mit der Periode 2002 bis 2012 ergibt nach Baumarten ein differenziertes Bild. Ein signifikanter Rückgang ist bei Fichte, Kiefer, Lärche und Buche zu erkennen, während die Tanne (und der Bergahorn) nominell sogar einen (nicht signifikanten) höheren Zuwachs aufweisen. Nicht signifikant ist der Zuwachsrückgang bei Douglasie, Eiche und Esche. Über alle Baumarten liegt der aktuelle Periodenzuwachs von 12,3 m³/ha/Jahr allerdings signifikant unter den 13,8 m³/ha/Jahr der Vorperiode (Abb. 10).

Nutzungen

Der ausgeschiedene Vorrat lässt sich in Nutzungen unterteilen, also die tatsächlich aus dem Wald entfernte geerntete Menge und die im Wald verbliebene Menge stehend abgestorbener oder umgefallener Bäume. Im Mittel sind zwischen 2002 und 2012 11,6 m³ Derbholz in Rinde je Hektar und Jahr ausgeschieden, davon wurden 10,8 m³/ha/Jahr genutzt und 0,8 m³/ha/Jahr sind im Wald verblieben. Rechnet man den genutzten ausgeschiedenen Vorrat in Erntevolumen ohne Rinde um, ergibt sich als geschätzter mittlerer Einschlag im Gesamtwald 8,8 m³ ohne Rinde je Hektar und Jahr. Der aus der BWI geschätzte mittlere Einschlag in m³ o. R. je Jahr beträgt für den Staatswald 2,53 Millionen, den Körperschaftswald 4,45 Millionen und den Privatwald 4,46 Millionen. Dies entspricht je Hektar und Jahr einem mittleren Einschlag von 8,2 m³ im Staatswald, 8,5 m³ im Körperschaftswald und 9,5 m³ im Privatwald. Zwischen 2002 und 2012 sind somit die höchsten Nutzungen im Privatwald erfolgt.

Resümee und Ausblick

Die BWI-Zahlen belegen klare Entwicklungen, die das erwünschte Ergebnis einer naturnahen Waldbewirtschaftung sind, teilweise in ihrer Dynamik aber auch überraschen, insbesondere was den Rückgang der Nadelbaumanteile betrifft.

Sie belegen den Wert einer objektiv messenden großräumigen Waldbeobachtung für Forstpolitik und Waldbau sowie für andere gesellschaftliche Gruppen, die Interesse am Wald haben. Die Zahlen helfen Entwicklungen zu verstehen, Strategien der Waldbewirtschaftung zu bewerten und gegebenenfalls zu überdenken.

Das Datenmaterial bietet noch eine Fülle von Auswertungsmöglichkeiten und Analysen. Zurzeit sind regionale Auswertungen sowie spezielle Untersuchungen zu verschiedenen ökologischen Aspekten, aber auch zur Rohstofffunktion des Waldes, in Bearbeitung. Zu nennen sind hier insbesondere die aktuell laufenden Auswertungen zur Holzaufkommensmodellierung für die nächsten Jahrzehnte mit dem Simulationswerkzeig WEHAM (Waldentwicklungs- und Holzaufkommensmodell), deren Ergebnisse in den kommenden Monaten vorgestellt und sicherlich auch Anlass für Diskussionen sein werden.