Bedingt durch die Lage Österreichs in Mitten der Alpen ist der Energiesektor potenziell durch alpine Naturgefahren gefährdet. Schäden durch Naturgefahrenereignisse können an vielen Stellen des Energienetzwerkes, von der Erzeugung bis zum Endnutzer, auftreten.
Dabei handelt es sich nicht nur um primäre Schäden an Objekten, sondern auch um sekundäre Schäden, verursacht etwa durch die Unterbrechung des Leitungssystems. Bis heute gibt es in Österreich keine standardisierte Methode zur Risikoabschätzung von Naturgefahren. Die gängigen Verfahren basieren hauptsächlich auf Kosten-Nutzen-Analysen, die eine detaillierte Schadenspotenzialanalyse nicht einschließen.
Während der letzten Jahre wurde die Beurteilung der Vulnerabilität und des Gefahrenpotenzials an einem Standort ein unverzichtbarer Bestandteil der Risikoanalyse, wobei die Intensität des Ereignisses und wichtige Objektparameter von gefährdeten Standorten (wie Baumaterialien und Techniken, bestehende Schutzmaßnahmen) mitberücksichtigt werden.
Mit einer standardisierten Methode lassen sich verschiedene potenzielle Schutzmaßnahmen vergleichen und es wäre möglich, das sich ändernde Gefahrenpotenzial durch den Klimawandel objektiv zu beurteilen. Eine Bewertung von Anpassungsstrategien und Schadensminderungsmaßnahmen sollte ebenfalls erfolgen, um die ökonomischen Schäden miteinander vergleichen zu können.
Restrisiko auf ein akzeptables Maß reduzieren
Naturgefahren können Leitungssysteme lahm legen
In Österreich ist es üblich, das Gefahrenpotenzial eines Prozesses (z.B. einer Lawine) in Zusammenhang mit einem Bemessungsereignis zu bestimmen. Für Siedlungsgebiete wurde das Bemessungsereignis per Gesetz auf eine 150-jährliche Wiederkehrdauer ausgelegt. Dieses Gesetz ist jedoch für die Infrastruktureinrichtungen im Energiesektor nicht bindend: Der Risikoanalyse kommt somit eine wichtige Bedeutung zu, um das Restrisiko auf eine akzeptable Dimension zu reduzieren.
Abgesehen davon bezieht sich die Wiederkehrdauer eines Ereignisses auf ein gleich bleibendes Umweltsystem und ist auf sich ändernde Klimabedingungen nur bedingt anwendbar. Naturgefahrenmanagement-Strategien müssen zusätzlich zur statistischen Information, die auf Werten aus der Vergangenheit basiert, in einem langzeitlichen vorausschauenden Rahmen gesehen werden. Somit können auch Prozesse, wie das sich ändernde Klima oder die daraus resultierenden Änderungen in der Bodenbeschaffenheit und der Vegetation, mitberücksichtigt werden.
In der Studie RIMES werden Unsicherheiten der verschiedenen Untersuchungsobjekte (Klimawandel, Naturgefahren, ökonomische Verluste) aufgezeigt und auch in Hinblick auf ihre Wechselwirkungen interpretiert. Hierzu zählen Unsicherheiten, die aufgrund der Anwendung von Schätzungs- und Schadenskurven bei der Bestimmung der Vulnerabilität auftreten, die künftige Klimafaktoren und deren Auswirkungen auf Naturgefahrenprozesse betreffen und mit welcher Wahrscheinlichkeit und in welchem Ausmaß Schäden am Energienetzwerk auftreten können. Die Studie wird gefördert aus den Mitteln des Klima- und Energiefonds des Austrian Climate Research Programme (ACRP).
Die Projektziele
- Klimawandelfaktoren und deren Auswirkungen auf Naturgefahren (inklusive Unsicherheitsanalysen) identifizieren
- Schadenspotenzial- und Systemvulnerabilitäts-Analysemethode (Naturgefahren) für Energienetzwerke in Österreich konzeptionell entwickeln
- Standardisierte Methode für ein integrales Risikomanagement im Energiesektor erarbeiten, inklusive einer Schadenspotenzialanalyse/Systemvulnerabilitätsanalyse und eines Vergleichs von möglichen Schutzmaßnahmen (permanent und temporär)
- Integrale Risikoanalyse (Klimawandel, Naturgefahren, Schadenspotenzial/ Systemvulnerabilitätsanalyse) am Beispiel der Wasserkraftwerke in Kaprun und im Zillertal anwenden