Wegeunterhalt muss nicht aufwendig und teuer sein

Vor über 40 Jahren entwickelte Dr. Reissinger, ehemaliger Forstamtsleiter in Seeshaupt, das R2-Gerät. Damals gehörten Grader und Walzen im mehrjährigem Turnus zum standardgemäßen und teuren Wegeunterhalt. Seine Idee war, mit einem einfachen und leicht zu bedienenden Gerät, angebaut an der Dreipunktaufhängung eines normalen landwirtschaftlichen Schleppers, möglichst kostengünstig einen dauerhaft guten Wegezustand zu erhalten bzw. zu erreichen.

Das R2-Gerät als Anbaugerät für Schlepper bis 90 PS wiegt nur knapp 400 kg. An einem beweglich gelagerten Holm hängt wiederum eine beweglich gelagerte Walze mit einer Eisenschiene und einer Kunststoffleiste. Die Eisenschiene dient als Schürfleiste, während die Kunststoffleiste zum Verteilen von Material vorgesehen ist. Der Forst-Maschinenbetrieb Bodenwöhr rüstet seit Jahren die R2-Geräte in Ostbayern mit einer so genannten Holz-Eisen-Schiene aus, die das Gerät nicht nur schwer sondern auch effektiver macht. Die schwere und 20 mm starke Eisenschiene besteht aus verschleißarmem Hardox 400 Stahl. Jahrzehntelange Erfahrung im Gebrauch des R2-Gerätes hat gezeigt, dass auch das Verteilen des Materials mit der Eisenschiene problemlos möglich ist, sodass der Einsatz der Kunststoffleiste entfallen kann.

Das R2-Gerät arbeitet schonend

Der wohl gravierendste technische Unterschied des R2-Gerätes zum Wegeunterhalt bzw. zur Wegeinstandsetzung mit Grader und Walze oder Anbaugrader liegt in der Arbeitsweise. Der Grader reißt die verdichtete Struktur des Wegekörpers auf, formt aus dem gelockerten Material das Dachprofil neu, das er anschließend mit einer Walze wieder verdichtet. Im Gegensatz dazu greift der voreingestellte Nachlaufwinkel der Eisenschiene am R2-Gerät den Wegekörper nicht an, sondern bildet aus dem an der Oberfläche vorhandenen Wegebaumaterial eine neue Verschleißschicht. Eine nachfolgende Verdichtung erübrigt sich deshalb!

Der größte Teil unserer Forststraßen entstand in den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts oft in Einfachbauweise als sandwassergebundene Schotterstraßen. Von ausschlaggebender Bedeutung erweist sich hier das Dachprofil, das den möglichst raschen Ablauf des Oberflächenwassers vom Wegkörper gewährleisten soll. Eine trockene Forststraße wird auch dem heutigen Schwerlastverkehr ohne Verformung gerecht.

Die Wegepflege mit dem R2-Gerät

Folglich muss eine zügige Wasserableitung von der Fahrbahn hindernisfrei in den Straßengraben gewährleistet sein. Hier setzt die Wegepflege mit dem R2-Gerät ein. Die Eisenschiene wird in einem Schneidewinkel von rund 40° zur Wegelängsachse eingerichtet, der leicht nachlaufende Schürfwinkel der Eisenschiene beträgt rund 100°. Zum Erhalten und Verbessern des Dachprofils muss die pendelnd aufgehängte Eisenschiene entsprechend arretiert werden.

Gezogen von einem bis 90 PS starken Schlepper, möglichst mit Allradantrieb für bergiges Gelände, wird in zwei Überfahrten pro Straßenseite der vom Verkehr nach außen geschleuderter Splitt wie auch das auf dem Bankett angewachsene Gras zur Fahrbahnmitte herein gezogen. Bei sehr hoch gewachsenen Banketten werden pro Überfahrt nur vier bis fünf Zentimeter breite Streifen des Grasbewuchses herein geschält. Beim Hereinziehen beträgt die Fahrgeschwindigkeit des Schleppers ca. 10 – 15 km/h, wobei langsameres oder schnelleres Fahren die Wirkung des R2-Gerätes erheblich verringert!

Abschließend ist das in die Mitte der Fahrbahn angehäufte Material auf den gesamten Forstweg zu verteilen. Dazu braucht nur der Schneidewinkel auf etwa 100° zur Wegelängsachse, also leicht schräg, verändert werden. Die Fahrgeschwindigkeit von rund 20 km/h beim Verteilen garantiert, dass das gesamte lockere Material gut auf die gesamte Fahrbahnbreite verteilt wird und gröbere Steine oder auch Äste meist im Straßengraben landen. Normalerweise reicht eine einmalige Überfahrt. Nur bei über vier Meter breiten Forststraßen empfiehlt sich eine zweite Überfahrt.

Auf Dauer ein guter Straßenzustand

Das Gras und andere organische Bestandteile, die durch die Pflege mit dem R2-Gerät auf die Fahrbahn gelangen, trocknen erfahrungsgemäß sehr schnell ab und stauben durch den Verkehr rasch aus. Ausgenommen im Herbst, ab September, muss auf das Hereinziehen des Grasbewuchses von den Banketten verzichtet werden, da dies im Winterhalbjahr nicht mehr trocknen und ausstauben kann.

Um den gewünschten, dauerhaft guten Straßenzustand ohne Schlaglöcher oder Fahrspuren zu erreichen, sollte mindestens fünf, besser sechs Mal im Jahr die Forststraße mit dem R2-Gerät gepflegt werden. Beginnend im März/April, je nach Witterung, und dann im Abstand von je vier Wochen bis zum September. Der letzte Pflegedurchgang muss noch vor Laubabfall abgeschlossen sein. Wenn möglich sollte der Pflegedurchgang bei feuchter Witterung erfolgen. Diese Empfehlung schließt aber nicht aus, auch bei länger anhaltenden Trockenperioden die Wegepflege fortzuführen. Im Übrigen reicht das Eigengewicht des Gerätes zum Erreichen des gewünschten Pflegeeffektes vollkommen aus.

Kosten

In Ostbayern stehen die R2-Geräte in aller Regel im Eigentum des Forstamtes. Deren Einsatz erfolgt dagegen meist durch örtliche Unternehmer oder Holzrücker. Die relativ hohen geforderten Geschwindigkeiten vorausgesetzt, kostet der Laufmeter Forststraße pro Pflegedurchgang bei einem Mietsatz von 50,- Euro pro Stunde für den Schlepper mit Mann insgesamt 2,5 Cent. Bei sechs Pflegedurchgängen pro Jahr ergibt das in der Summe rund 15 Cent/lfm. Die Kostensätze verstehen sich jeweils ohne Anschaffung und Reparatur.

Fazit

Konsequenter Einsatz des R2-Gerätes bringt einen dauerhaft guten Straßenzustand, denn Dachprofil und Wasserableitung stimmen. Der Einsatz ist auf nahezu jedem Wegebaumaterial bis Korngröße 16 mm möglich und wirtschaftlich, da er kostengünstig ist.

Es sei abschließend erwähnt, dass die Fa. Grube als Vertreiber des R2-Gerätes ein neues Wegepflegegerät auf den Markt bringen wird. Das Gerät B-411 S/R, entwickelt von Bräu und Niebauer aus der Nähe von Roding/Oberpfalz, vereint die Vorteile des R2-Gerätes mit einer noch einfacheren Bedienung.