Unterschiedliche Schadursachen an verschiedenen Baumarten und das vermehrte Belassen von Biotopbäumen und Totholz führen zu neuen Herausforderungen bei der Waldarbeit und erhöhen das Unfallrisiko. Zudem erschwert aufkommende Naturverjüngung oft die Sicht und Orientierung. Helmfunkgeräte können dazu beitragen, die Kommunikation der Forstwirte untereinander oder mit den Maschinenführern zu verbessern und damit die Sicherheit erhöhen.
Im Fachhandel finden sich eine Vielzahl verschiedener Kommunikationslösungen, sowohl als Handgerät wie auch zum Anbau an gängige Forsthelmkombinationen. Aber welches System ist für welchen Einsatzzweck geeignet?
Grundsätzlich lassen sich die Systeme in zwei Klassen unterteilen. Zum einen in klassische Funkgeräte, zum anderen in Geräte auf Bluetooth-Basis. Die klassischen Funkgeräte bedienen sich zum Gesprächsaustausch einer Funkfrequenz. Dabei ist lediglich eine sogenannte “1-Wege-Kommunikation” möglich. Ein Teilnehmer betätigt die Sprechtaste und ist damit für alle anderen Teilnehmer im System hörbar. Solange ein Teilnehmer seine Sprechfunktaste betätigt hält, kann kein anderer Teilnehmer sprechen. Bluetooth-Systeme ermöglichen dagegen eine “Mehrwege-Kommunikation”, auch “Vollduplex” genannt. Bei diesen Systemen sind alle Teilnehmer ähnlich einer Telefonkonferenz gekoppelt und können gleichzeitig sprechen und hören.
Reichweite
Funksysteme spielen ihre Stärken vor allem im Bereich der Reichweite aus. Einfachere Systeme nutzen die sogenannte “PMR-446-Funkfrequenz”. Diese Funkfrequenz ist lizenzfrei von jedem nutzbar und besitzt eine gedrosselte Signalstärke. Je nach Hindernissen und Geländebedingungen sind damit Reichweiten zwischen 500 m und 3 km möglich. Für höhere Reichweiten kann bei der Bundesnetzagentur ein sogenanntes Betriebsfunknetz beantragt werden. Damit sind dann Reichweiten bis zu 20 km möglich, es fallen jedoch Lizenzgebühren an und der Einsatz ist auf einen bestimmten Einsatzbereich beschränkt. Bluetooth-Systeme eignen sich lediglich für eine Kommunikation im Nahbereich über wenige hundert Meter. Je nach Hersteller und System werden die einzelnen Geräte teilweise als Signalverstärker genutzt und können somit die Reichweite in Form einer Kette erhöhen.
Funksysteme
Funksysteme sind in verschiedenen Ausführungen am Markt erhältlich. Die Bandbreite reicht von einfachen Handgeräten, auch bekannt als “Walkie-Talkie”, bis hin zu vollständig in Gehörschutzkapseln integrierten Systemen zum Anbau an gängige Forsthelme. Die lizenzfreie Variante “PMR-446” bietet dabei den Vorteil, dass sich schnell und einfach verschiedene Geräte auf eine einheitliche Frequenz einstellen lassen und somit eine Kommunikation untereinander ermöglichen. Handgeräte können per Kabel oder Bluetooth mit einer Sprecheinheit oder verschiedenen Headsets kombiniert werden. Bei einer Holzerntemaßnahme können beispielsweise Absperrposten mit Forstwirten und Maschinenführern kommunizieren. Dabei nutzen die Posten beispielsweise ein Handgerät, der Maschinenführer ein Handgerät mit Headset und die Forstwirte einen Helmfunk.
Die Nutzung des Funksystems am Forsthelm ist je nach Hersteller und System unterschiedlich gelöst. Zum einen gibt es Funkgeräte, welche vollständig in die Gehörschutzkapsel integriert sind. Dadurch erhöht sich das Gewicht der Gehörschutzkapsel um das Gewicht der kompletten Funkeinheit. Andere Systeme nutzen Handgeräte, welche beispielsweise am Gürtel getragen werden und verbinden diese per Kabel oder Bluetooth mit den Gehörschutzkapseln des Forsthelms. Dabei fungieren die Gehörschutzkapseln lediglich als Headset und sind somit bis zu 50 % leichter als die Variante mit integriertem Funk. Einige Headsets ermöglichen mittlerweile die gleichzeitige Verbindung zu mehreren Geräten. So kann beispielsweise Funkgerät und Smartphone gleichzeitig gekoppelt werden ("Multipoint").
Speziell auf den Einsatz bei der Waldarbeit zugeschnitten bieten die Unternehmen Blickle&Scherer bzw. Bareither+Raisch ("KuNo") jeweils professionelle Handfunkgeräte an. Die Geräte werden standardmäßig via Bluetooth mit den Gehörschutzkapseln am Forsthelm gekoppelt und somit in die Forsthelmkombination integriert. Beide Systeme sind KWF-zertifiziert, nutzen Betriebsfunkfrequenzen und besitzen eingebaute Lage- und GPS-Sensoren sowie eine Notruffunktion. Über den Lagesensor erkennt das Gerät, wenn sich der Forstwirt nicht mehr bewegt oder am Boden liegt und sendet einen Notruf an die angeschlossene Gruppe. Eine direkte Weiterleitung an weitere Mitarbeiter oder die Rettungsleitstelle inklusive der GPS-Koordinaten der verunfallten Person ist ebenfalls möglich. Die Notruffunktion kann auch aktiv durch Drücken der Notruftaste aktiviert werden. Das System “KuNo” lässt sich zudem um die Funktion “Harvesterwatch” erweitern. Dieses System erkennt Forstmaschinen, welche mit einem speziellen Sensor ausgestattet sind, und warnt den Forstwirt per Sprachdurchsage, sobald er sich den Maschinen in einem einstellbaren Radius nähert. Dadurch kann sichergestellt werden, dass der Forstwirt im unübersichtlichen Gelände nicht in den Gefahrenbereich der Forstmaschine gerät.
Bluetooth-Systeme
Inzwischen haben sich Bluetooth-gestützte Kommunikationslösungen, sogenannte “Intercom-Systeme”, auch im Forstbereich etabliert. Ursprünglich waren derartige Systeme überwiegend im Motorrad-Bereich als Verständigungsmöglichkeit innerhalb einer Gruppe anzutreffen. Insbesondere im Bereich der kletternden Baumpflege wurde man relativ früh auf diese Kommunikationslösung aufmerksam und begann die Systeme in Kletterhelme zu integrieren. In diesem Einsatzbereich kommen die beiden großen Vorteile von Bluetooth-Lösungen besonders zur Geltung: innerhalb der Gruppe kann gleichzeitig gesprochen und gehört werden - ähnlich eines Gruppenanrufs - und es gibt keine Störungen durch andere Anwender.
Letzteres tritt insbesondere bei der Nutzung von PMR-Funk in bewohnten Gebieten auf, wenn andere Personen in der Nähe die gleiche Funkfrequenz nutzen. Darüber hinaus ist die Sprachqualität von Intercom-Systemen denen von Funksystemen meist deutlich überlegen. Mittlerweile bieten einige Hersteller Gehörschutzkapseln mit integriertem Bluetooth-Kommunikationsmodul an. Einschränkungen gibt es im Bereich der Reichweite und der Kompatibilität verschiedener Systeme. Zur Erhöhung der Reichweite nutzen einige Anbieter die einzelnen Teilnehmer als Signalverstärker und können auf diese Art und Weise mehrere hundert Meter überbrücken. Grundsätzlich lassen sich bei Bluetooth-Systemen immer nur Geräte eines Herstellers miteinander verbinden. Arbeiten verschiedene Personen bzw. Firmen des Öfteren zusammen, so müssen alle dasselbe System besitzen, um sich verbinden zu können. Darüber hinaus gibt es bislang noch keine Lösungen für Personen, die keinen Gehörschutz tragen, wie z.B. Absperrposten oder Maschinenführer. Aktuell müssen auch diese Personen Gehörschutzkapseln des jeweiligen Anbieters tragen, um mit den restlichen Anwendern kommunizieren zu können. Das Stihl “Advance ProCom” System ist KWF-geprüft.
Helmfunk
Egal ob PMR-, Betriebsfunk oder Intercom-System, für die Nutzung direkt am Forsthelm bauen die Hersteller ihre verschiedenen Kommunikationslösungen in Gehörschutzkapseln ein und rüsten sie mit Aufnahmen für die gängigsten Forsthelmkombinationen aus. Damit ist die Montage am Forsthelm problemlos möglich und es ist sichergestellt, dass der Anwender auch bei starker Lärmbelastung die Nachrichten seiner Kollegen verstehen kann. Dabei hilft auch, dass die meisten Systeme über eine integrierte Lärmunterdrückung im Mikrofon verfügen. Störende Umgebungsgeräusche werden so weitestgehend aus der Kommunikation herausgefiltert. Darüber hinaus verfügen viele Systeme über eine Funktion für “aktives Außenhören”. Diese Funktion ermöglicht, dass Umgebungsgeräusche unterhalb eines bestimmten Schallpegels trotz Gehörschutz hörbar bleiben. Nur laute Geräusche, wie beispielsweise der Lärm einer Kettensäge, werden herausgefiltert. Diese Zusatzfunktion kann einen enormen Sicherheitsgewinn darstellen, da Zurufe oder Geräusche durch herabfallende Ast- oder Baumteile trotz Gehörschutz wahrgenommen werden können.
Um Handfunkgeräte vom einfachen PMR-Gerät bis hin zum Betriebsfunk als Helmfunk nutzen zu können, bieten unter anderem die Hersteller Peltor, Starcom oder Savox verschiedene Headsets an. Die Headsets können entweder in Standardgehörschutzkapseln eingeclipst werden oder sind bereits als fertige Gehörschutzkapseln konzipiert. Die Verbindung mit den Handgeräten erfolgt dann per Kabel oder Bluetooth.
Fazit
Insbesondere in schwierigen Arbeits- oder Geländesituationen können die vorgestellten Systeme die Waldarbeit erleichtern und die Sicherheit erhöhen. Die verschiedenen Systeme bieten unterschiedliche Vorteile, sei es in Bezug auf den Anschaffungspreis, die Reichweite oder die Art der Kommunikation.