Die Pflege von Waldbeständen mit schwachen Dimensionen in steilem Gelände stellen für Waldeigentümer und Waldeigentümerinnen eine grosse Herausforderung dar. Die geringe Holzmenge in Kombination mit den topografischen Erschwernissen führt zu tendenziell hohen Holzerntekosten. Nur der Einsatz des passenden Verfahrens und effiziente Arbeitsabläufe ermöglichen eine kostendeckende Holzernte. Das Seilkransystem Combi-Yarder 2500 ist auf den Einsatz in derartigen Beständen ausgelegt.
Die Pflege und Durchforstung von Beständen in den Entwicklungsstufen Schwach- und Baumholz I sind für langfristige Stabilität und einen optimalen Ertrag unerlässlich. Vor allem Bestände, in welchen die Stürme Vivian und Lothar grossen Schaden verursacht haben, sind heute im Alter, in welchem eine forstliche Pflege sinnvoll ist. Für die WaldeigentümerInnen stellt die Bewirtschaftung dieser Flächen, vor allem in steilem Gelände, jedoch eine Herausforderung dar. Aufgrund der Topographie wird der Einsatz von bodengestützten Verfahren in vielen Fällen unmöglich machen und grössere Kombiseilgeräte verursachen hohe Maschinenkosten. Infolgedessen führen die hohen Holzerntekosten und tieferen Holzerlöse bei der Schwachholzernte im Seilkrangelände selten zu einer kostendeckenden Waldbewirtschaftung. Deshalb werden solche pflegebedürftigen Waldbestände selten bewirtschaftet und die Bestände wachsen sehr dicht auf, verlieren an Stabilität und die einzelnen Bäume haben Verluste in ihrer Vitalität.
Ein neues Seilkransystem hilft
Mit diesem Hintergrund wurde 2018 in enger Zusammenarbeit der beiden Unternehmen Konrad Forsttechnik GmbH und Abächerli Forstunternehmen AG das Seilkransystem Combi-Yarder 2500 entwickelt und vorgestellt. In der Anfangsphase während der täglichen Einsatzes und den daraus gewonnenen Erkenntnissen wurde das Gerät noch schrittweise optimiert.
Das Seilkransystem ist ausgerichtet auf die Bringung und Aufarbeitung schwacher Dimensionen in unbefahrbarem Gelände. Die Trägermaschine, wie auch die Seilanlage und das Prozessoraggregat sind dimensioniert auf Bestände mit Stangen- oder Baumholz I. Dabei basiert der Combi-Yarder auf einem Standard-Raupenbagger von Liebherr. Dieser Raupenbagger R 914 Compact ist mit Aufbau rund 20 Tonnen schwer und 2,55 Meter breit. Weitere technische Daten finden Sie unter www.abaecherli-forst.ch.
Vielseitigkeit dank Raupenfahrwerk
Die kompakte Bauweise der Maschine und der damit einhergehende kurze Heckschwenkradius des Baggers ermöglichen auch den Einsatz bei engen Platzverhältnissen. Zudem ist aufgrund des Raupenfahrwerks des Baggers die Zufahrt und Arbeit auch auf schlecht befahrenen Waldstrassen oder sogar Maschinenwegen möglich. Damit hat der Combi-Yarder einen grossen Vorteil gegenüber Seilkrananlagen mit Radfahrwerken, welche in der Regel auf eine gute Befahrbarkeit angewiesen sind. 2019 zeigte dies ein Beispiel aus dem Kanton Basel-Land sehr eindrücklich: Für die Bewirtschaftung des Mischwaldes in Entwicklungsstufe Baumholz I und II wurde der Combi-Yarder auf einer Rückegasse mittig auf einem Hügelrücken positioniert. Diese Rückegasse war weder ausgeebnet noch befestigt. Die zehn 80 bis 180 Meter langen Seillinien wurden nicht im Vorfeld der Arbeit abgesteckt, sondern erst, als der Combi-Yarder bereits vor Ort war. Dabei konnten die Seillinien bergauf lediglich mit einem talseitigen Ankerbaum erstellt werden. Die zeitnahe Absteckung sowie die einfache und schnelle Einrichtung des Seilkransystems sparen viel Zeit und Kosten. Zeitgleich mit der Installation der Maschine wurden die definierten Linien frei geholzt, der restliche Teil der Bäume wurde während des Seilbetriebes laufend gefällt. Das beim Combi-Yarder anfallende Holz wurde jeweils im Schwenkradius des Baggers sortimentsweise gepoltert und im Anschluss mit einem Forwarder an die lastwagenbefahrbare Strasse vorgerückt. Der Einsatz des Seilkransystems ersetzte im vorliegenden Fall den ursprünglich geplanten Schlepper und schonte dabei den Boden sowie den Bestand. Zudem führte er zu einer deutlichen Arbeitserleichterung für die beteiligten Forstwarte gegenüber dem bodengestützten Zuzug des Holzes mittels Schlepperwinde.
Aufarbeitung während des Seilkranbetriebes
Abb. 2. Da der Masten der Seilkrananlage nicht am Baggerarm angebracht ist, kann der Combi-Yarder während der Seilkranbringung Holz mit dem Prozessor aufrüsten. Foto: Abächerli Forstunternehmen AG
Der Masten des Seilkransystems ist im Unterschied zu bekannten Yarder-Systemen nicht auf dem Baggerraum, sondern auf das Chassis des Baggers aufgebaut. Dadurch kann der Bagger während der Seilkranbringung gleichzeitig als Prozessor verwendet werden. Dies führt im Vergleich zum altbekannten Yarder-System zu einer Zeitersparnis sowohl bei der Bringung als auch bei der Aufarbeitung. Der grosse Vorteil des am Chassis angebauten Mastes liegt darin, dass während des Betriebs des Prozessors, das Seil des Seilkrans nicht entspannt werden muss und somit parallel gearbeitet werden kann. Zudem besteht die Möglichkeit, das Mastaggregat zu demontieren und den Bagger als gewöhnlichen Prozessor einzusetzen.
Auch der Laufwagen Bergwald 3500 Hybrid und das Prozessoraggregat des Combi-Yarders sind auf den Einsatz im Schwachholz ausgelegt. Mit dem Prozessoraggregat Woody H40, ebenfalls von Konrad, können Baumstämme bis zu einem Durchmesser von rund 40 cm aufgearbeitet werden. Somit ist das gesamte System auf die Bearbeitung von Schwachholz ausgerichtet und es kann die anfallenden Sortimente effizient aufarbeiten. Die Ausrichtung der Maschine an die zu bearbeitenden Dimensionen spart Ressourcen und reduziert die Maschinenkosten. Wie das Beispiel aus Basel-Land zeigt, sind jedoch auch grössere Durchmesser wie Baumholz II mit dem Seilkransystem effizient bearbeitbar.
Einsatz in einem Nischensegment
Der Combi-Yarder 2500 kann sowohl in Nadel- als auch in Laubholzbeständen eingesetzt werden. Der einfache und schnelle Aufbau des Seilkransystems sowie die Maschinencharakteristiken begünstigen die Seilbringung auch bei kürzeren Seillinien. So liegt die maximale Länge des Combi-Yarders bei 400 Metern. Da die Maschine über ein Zweiseilsystem verfügt, ist nur eine Bergaufbringung möglich.
Durch den Einsatz des Seilkransystems können Ansprüche auf Seilkranbeiträge erhoben werden, welche erlösmindernde Umstände teilweise ausgleichen können. Dabei haben Faktoren wie die waldbauliche Zielsetzung, die Erschliessung, die Transportdistanz zum weiterverarbeitenden Werk oder die Baumartenzusammensetzung einen grossen Einfluss auf den Holzerlös.
Der Seilkran ermöglicht zudem eine möglichst boden- und besandesschonende sowie wirtschaftliche Arbeit und sichert eine nachhaltige Waldbewirtschaftung. Aufgrund der schnellen Einrichtung und Verschiebung des Systems können auch kurze Seillinien kostendeckend umgesetzt werden. Die ersten abgeschlossenen Arbeiten mit dem neuen Seilkransystem sind sehr zufriedenstellend verlaufen.