Die Gewichte der Forstmaschinen haben in den vergangenen Jahrzehnten stetig zugenommen. Je schwerer diese sind, umso kürzer werden in der Regel die Zeitfenster, in denen sie schadlos arbeiten können. Eine Begrenzung der Maschinengewichte könnte helfen, einen fairen Wettbewerb der im Wald arbeitenden Unternehmen herzustellen. Technische Innovationen für eine bessere Lastverteilung auf den Boden könnten dem Bodenschutz zugutekommen. Eine Gewichtsgrenze allein ist jedoch kein Garant für den Bodenschutz.
Der Waldboden ist ein entscheidender und nicht ersetzbarer Produktionsfaktor für den nachwachsenden Rohstoff Holz. Er bietet Lebensraum für Tiere, Pflanzen, Pilze und Mikroben, er ist Speicher und Lieferant von Wasser und Nährstoffen und ein klimarelevanter CO2-Speicher. Die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit ist ein zentrales Element der forstlichen Nachhaltigkeit und einer ordnungsgemäßen Forstwirtschaft. Mit der zunehmenden Mechanisierung der Forstwirtschaft vor allem in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nahm die Befahrung abseits von Waldwegen zu. Dadurch entstanden vermehrt Schäden an den Böden und am verbleibenden Bestand, woraufhin die Forstwirtschaft die systematische Feinerschließung der Waldbestände einführte. Fahrbewegungen der Forstmaschinen und deren Spuren sollten auf die Rückegassen beschränkt werden.
Paradigmenwechsel
Nachdem in den 2000er-Jahren Klagen über Bodenschäden durch Forstmaschinen auch an den Rückegassen sich häuften, beauftragte die Forstchefkonferenz 2008 das Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik (KWF), Handlungsempfehlungen für eine bodenschonende Holzernte zu entwickeln. Das KWF beteiligte dabei Experten aus der Wissenschaft, den Forstbetrieben und von Maschinenherstellern. Es wurde damals Konsens darüber erzielt, dass ein permanentes Rückegassennetz benötigt wird. Dies war ein Paradigmenwechsel, weil zuvor die Feinerschließung nur auf die Lebensdauer eines Waldbestandes abgestellt wurde. Die dauerhafte Feinerschließung erfolgt seitdem waldortübergreifend und waldgenerationenübergreifend. Dies stellt eine große Herausforderung für das Auffinden der alten Rückegassen nach Sturmwürfen und das erneute Freischneiden ehemaliger Rückegassen im Folgebestand dar. Der exakte Verlauf der Gassen muss deshalb in Geoinformationssystemen verortet werden.
Die Handlungsempfehlungen beziehen sich zu einem großen Teil auf Maßnahmen, die den Boden auf den Rückegassen schonen und Schäden vorbeugen sollen. Dies können organisatorische Maßnahmen zur Senkung der Beanspruchung und Belastung der Rückegassen sein, aber auch maschinentechnische Maßnahmen.
Entscheidend ist die Bodenfeuchte
Die Tragfähigkeit des Bodens hängt entscheidend von der Bodenfeuchte zum Zeitpunkt der Befahrung ab. Durch die Berücksichtigung der Standortskartierung und langjähriger Erfahrungen zum Jahresverlauf der Bodenfeuchte bei der Planung können Hiebsmaßnahmen auf empfindlichen Standorten in Zeiträume mit geringem Bodenwassergehalt gelegt werden. Als Beispiel für solch eine organisatorische Maßnahme zum Bodenschutz im Wald soll der saisonale Verlauf der Bodenfeuchte im Bereich von Freising betrachtet werden (Abb. 2). Dort sollten Hiebe auf empfindlichen Standorten möglichst direkt nach der Vegetationszeit durchgeführt werden, keinesfalls jedoch im Februar, weil es dann mit der größten Sicherheit am nassesten ist.
Druck- und Scherbelastung
Bei den maschinentechnischen Maßnahmen zum Bodenschutz muss sowohl auf die Druck- als auch die Scherbelastung des Bodens geachtet werden. Lag der Fokus früher mehr auf dem Bodendruck und den Beeinträchtigungen durch Verdichtung, wird heute mehr darauf geachtet, das Abscheren von Bodenmaterial durch übermäßigen Schlupf zu vermeiden. Eine Bodenverdichtung auf den Rückegassen wird allgemein in Kauf genommen. Allerdings sollen die Veränderungen der Bodenstruktur nicht die Befahrbarkeit der Rückegassen beeinträchtigen. Insbesondere sollen keine Spurgleise entstehen.
Sanierungs- und Renaturierungsmaßnahmen
Wird die forsttechnische Befahrbarkeit doch einmal beeinträchtigt, sollen Maßnahmen ergriffen werden, diese wiederherzustellen. Die Handlungsempfehlungen beschreiben auch Sanierungs- und Renaturierungsmaßnahmen, letztere für den Fall, dass Rückegassen wieder aufgelassen werden sollen. Unter der Koordination des KWF und der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung wurden die Handlungsempfehlungen in der Broschüre “Bodenschutz im Wald” der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe zusammengestellt.
Maschinengewichte
Die Gewichte der Forstmaschinen haben über die Jahre stetig zugenommen. Das lässt sich anhand der KWF-Prüfberichte dokumentieren (Abb. 3 und 4). Das KWF prüft den Gebrauchswert von Forstmaschinen, der von einem Prüfausschuss dann bewertet wird. Der Anstieg der Maschinengewichte war bei den Forwardern größer als bei den Harvestern. Nach der Steigung der Ausgleichsgeraden nahmen die Gewichte bei den Forwardern seit 1995 jährlich um 0,4 t und bei den Harvestern seit 2000 um jährlich 0,2 t zu. Selbstverständlich gibt es auch sehr viel schwerere Harvester als in Abb. 3 dargestellt. Dabei handelt es sich allerdings um Maschinen mit Raupenfahrwerken, bei denen die Last auf eine größere Fläche verteilt wird.
Schwere Maschinen sind nicht pauschal als schlecht zu bewerten: Je schwerer eine Maschine, desto besser ist der Kraftschluss zwischen Rad und Boden. Ein von Praktikern häufig vorgebrachtes Argument für große Forwarder ist, dass weniger Überfahrten erforderlich sind, wenn Maschinen mit größerer Zuladung eingesetzt werden. Wenn die Rückegassen allerdings permanent bestehen sollen, sollte die Häufigkeit der Überfahrten keine Rolle spielen. Der Boden kann nur in begrenztem Maß verdichtet werden. Entstehen tiefe Spurgleise, wurde entweder nasser Boden durch viskoses Fließen aus der Spur gedrückt oder Boden von den Reifen abgeschert.
Die Profile der Forstreifen sind so konstruiert, dass abgescherter Boden seitlich neben den Reifen abgelegt wird. Sowohl viskoses Fließen als auch das Abscheren von Boden sollte auf jeden Fall vermieden werden. Wer die Zahl der Überfahrten reduzieren will, sollte eher die Zahl der Holzsortimente reduzieren oder gemischte Sortimente rücken lassen, als größere Maschinen auszuwählen.
Wenn der Boden trocken genug ist, können auch schwerste Maschinen keinen Schaden anrichten. Allerdings sind die Zeitfenster ausreichend trockener Böden kurz. Matthies wies in diesem Zusammenhang bereits 2009 darauf hin, dass die Zeitfenster bei Forstmaschinen mit großer Radlast oft nicht ausreichen, um rentabel arbeiten zu können. Die Versuchung ist dann groß, diese Maschinen auch bei feuchten Bodenbedingungen einzusetzen.
Ziele für die Befahrung
Grundsätzlich ist es besser, Ziele vorzugeben und es der (Forst-)Wirtschaft zu überlassen, wie sie die Ziele realisiert. Die Ziele für die Befahrung abseits der Waldwege sind klar formuliert:
- Befahrung ausschließlich auf Rückegassen
- Erhalt der forsttechnischen Befahrbarkeit
Dabei gibt es durchaus auch heute noch Potenzial für technische Verbesserungen. Wird die Verbindung zwischen Reifen und Felge verbessert, kann der Reifeninnendruck erheblich reduziert und die Radlast auf eine größere Fläche verteilt werden. Prototypen im Praxiseinsatz belegen diese aussichtsreiche Möglichkeit. Andererseits kann es hier zum Rebound-Effekt kommen: Das Potenzial würde ausgenutzt, um noch schwerere Maschinen einzusetzen. Daher kann es hilfreich sein, bei den Maschinengewichten oder noch besser bei den Radlasten eine Grenze einzuführen. Dies wäre ein “Level Playing Field”, gleiche Wettbewerbsbedingungen für Forstunternehmen würden hergestellt. Technische Innovationen könnten dann dem Bodenschutz zugutekommen. Die Bayerischen Staatsforsten hatten bereits 2010 beschlossen, Radlasten über 4,5 t nach einer Übergangsfrist nicht mehr im Staatswald zuzulassen.
Es wäre sicher eine Chance für mehr Bodenschutz, wenn sich dieser Regelung weitere Forstbetriebe anschließen würden. Die Einhaltung von Gewichtsgrenzen wird allerdings auch nicht garantieren, dass es nicht mehr zu nachteiligen Bodenstrukturveränderungen auf den Rückegassen kommen wird. Wichtigste Maßnahmen sind weiter die Beachtung der aktuellen Bodenverhältnisse und das Ausschöpfen aller organisatorischen und maschinentechnischen Maßnahmen zur Vermeidung von Bodenschäden. Eine Gewichtsgrenze bzw. Radlastgrenze würde jedoch den Rahmen für einen fairen Wettbewerb der Unternehmen in der mechanisierten forstlichen Holzernte setzen.
Schneller Überblick
- Mit der Broschüre “Bodenschutz im Wald” geben Experten aus Wissenschaft und Praxis Empfehlungen für eine bodenschonende Holzernte.
- Die Gewichte der Forwarder und Harvester haben stetig zugenommen.
- Eine Gewichtsgrenze insbesondere bei den Radlasten könnte den Bodenschutz verbessern und den Rahmen für einen fairen Wettbewerb der Unternehmen setzen.