Unser Forschungsvorhaben war es, die Populationsstruktur von Prunus africana (Afrikanische Wildkirsche) im gesamten Vorkommensgebiet in Ost- und Westafrika, sowie Populationen von Parkia biglobosa (Néré) und Prosopis africana (Eisenbaum) in Burkina Faso zu untersuchen. Zuletzt durfte ich ein Projekt zur Bedeutung von Juniperus procera (Ostafrikanischer Wacholder) für die Wiederbewaldungsbemühungen in Äthiopien leiten.
In mehreren Reisen nach Kenia, Burkina Faso und Äthiopien hat sich für mich die Gelegenheit ergeben, nicht nur etwas Positives für die Forstwirtschaft in diesen Ländern zu bewirken, sondern auch Einblicke in Land und Leute zu bekommen. Gleich vorweg – die Unterschiede zur Arbeit in Europa sind generell gering. Tatsächlich ist die Forschungslandschaft ebenso von den positiven und negativen Effekten der Globalisierung und des Klimawandels betroffen.
Natürlich muss bedacht werden, dass der Großteil der Bevölkerung in Afrika nach unseren Maßstäben bitterarm ist. Bei der Fahrt durch ländliche Gebiete dominieren Wellblech-Siedlungen mit Geschäften und Betrieben jeglicher Art. Das geht von Buben, die Telefonwertkarten verkaufen, über das Feilbieten von ungekühltem Fleisch mit Fliegenbesatz bis hin zum Anbieten von lokalem Kunsthandwerk.
Negativ wirkt sich die Globalisierung auf die Landwirtschaft aus – so ist etwa auf den Märkten in Ouagadougou der Verkauf von europäischem Gemüse und Geflügel gang und gäbe – mit fatalen Auswirkungen auf die lokalen Produzenten, denn die Überproduktion aus Europa wird weit unter dem Preis verkauft. Daher ist etwa der Kauf von african chicken so etwas wie ein politischer Protest und Teil der lokalen Slow Food-Bewegung.
Forschung leben und betreiben
Die Forschungslandschaft in Afrika kämpft wie fast überall auf der Welt mit den mangelhaften finanziellen Mitteln. Ohne internationale Kooperationen ist es dort kaum möglich, Forschung zu betreiben. Erschwerend kommt häufig hinzu, dass im Ausland bestens ausgebildete Wissenschafter*innen mit der Struktur und der Bürokratie in den Heimatländern zu kämpfen haben und meist ist auch der wissenschaftliche Diskurs innerhalb der Institutionen dadurch behindert. Oft kommen vielfältige Verpflichtungen innerhalb der eigenen Familie hinzu. Es wird als normal angesehen, dass gut ausgebildete und verdienende Familienmitglieder auch für die finanziell weniger erfolgreiche Verwandtschaft sorgen müssen.
Insgesamt fiel die Zusammenarbeit meist sehr professionell und für alle zufriedenstellend aus. Wenn Kolleginnen auf Augenhöhe behandelt werden und gegenseitiger Respekt herrscht, ist mit keinen Problemen zu rechnen. Eine Tatsache, die allerdings gelegentlich zu Verstimmungen führen könnte, ist die Tradition an Teilnehmer*innen von Workshops bzw. Tagungen Tagesdiäten auszubezahlen, die vom Veranstalter getragen werden müssen. Hier ist es gelegentlich zu Unstimmigkeiten gekommen – insbesondere wenn europäischer Sparwille auf afrikanische Traditionen trifft. Bei Konflikten ist es wichtig, kompromissbereit zu sein, nie sollte man in Diskussionen „das Gesicht verlieren“ bzw. womöglich gar mit Vorwürfen kommen.
Abb. 2: Heino Konrad mit seinen ADA-Forschungskolleginnen und -kollegen in Ouagadougou. Foto: BFW
Ein schattiger Wald in Afrika
Afrika ist ein Kontinent mit unendlich großem Potenzial, dessen Entwicklung wir unterstützen sollten. Die Aufforstung ist nötig, um die Effekte des Klimawandels ausgleichen zu können. Eindrücklich ist mir der Besuch des Waldparks in Ouagadougou in Erinnerung: Hier wurde die natürliche Waldentwicklung ermöglicht, es gibt keine Haltung von Weidevieh, keine Holznutzung. Was sich eingestellt hat, ist ein für Westafrika ungewohntes Bild: ein geschlossener, angenehm kühl und schattiger (Trocken-)Wald, den trockenen Laubwäldern im Pannon nicht ähnlich. Mit der Savanne, die dort vorherrscht, ist er nicht zu vergleichen.
Leider ist es politisch kaum durchzusetzen, mehr solcher Wälder anzulegen oder diese zu schützen, da die Bevölkerung auf die Bewirtschaftung der Wälder angewiesen ist. In Äthiopien sind solche Wälder nur in Siedlungsgebieten in Form von Kirchenwäldern zu finden. Dann respektieren die Menschen den Wald. Jegliche Nutzung ist verboten. Dies gilt dann auch für österreichische Forscher*innen, die dort botanisieren und von den Einheimischen gerügt werden, wenn ein Blatt abgerissen wurde.
Abb. 3: Baumbeschulbetrieb in Äthiopien. Hier wird noch sehr viel per Handarbeit erledigt, Baumschulen sind wichtige Arbeitgeber in der ländlichen Region. Foto: BFW, Heino Konrad
Ein Besuch beim alternativen Nobelpreisträger
Ein Höhepunkt meiner Reisen in diesem Zusammenhang war sicher auch unser Treffen mit Yacouba Sawadogo, einem Bauern in Burkina Faso, der mit einfachen Mitteln (was man im Westen Permakultur-Methoden bezeichnen würde) sehr viele wichtige Innovationen für eine zukunftsträchtige Land- und Forstwirtschaft umgesetzt hat. Beispiele sind die Fermentierung von Viehfutter, um es lagerfähig zu machen, das Anlegen von Gräben für die Wasserleitung in die Beete und der Humusaufbau im Boden als CO2-Speicher.
Wenig später hat er für sein Tun den Alternativen Nobelpreis erhalten. Mit weiteren Projekten in Afrika müssen wir die politische Umsetzung von zielgerichteten Maßnahmen im Auge haben – nur so hat unser Tun einen langfristigen positiven Effekt auf die nachhaltige Entwicklung in der Region.