Schweden in Waldzahlen
Der Golfstrom ist es, der die Wälder in Schweden in Breitengraden wachsen lässt, die in anderen Teilen der Erde durch baumlose Tundra gekennzeichnet sind. Schweden hat mit 279.000 km2 Waldfläche einen Waldanteil von 68,9 % (Forest Europe). Hauptbaumarten sind Fichte mit 40 %, Kiefer mit 39 %, Birke mit 12 %, der Rest sind verschiedene Laubbaumarten. Von der gesamten Landesfläche gelten 57 % als Wirtschaftswald, wobei die Altersgruppe 41 bis 60 Jahre am häufigsten vertreten ist. 35.000 km2 sind Waldflächen, die älter als 140 Jahre alt sind (12,7 %).
Dieser Waldtyp befindet sich vor allem im dünn besiedelten Norden des Landes, Norrland. In Südschweden oder Götaland gibt es hingegen nur wenige alte Wälder. Die Zivilgesellschaft protestiert regelmäßig gegen die Abholzung der alten Wälder im Norden, die in Schweden für erneuerbare Energien zum Einsatz kommen sollen. Es geht dabei auch um die Rechte des dort beheimateten indigenen Volks der Samen. 81 % der Wälder in Schweden sind in privater Hand und 19 % im öffentlichen Eigentum.
Forstgesetz im Wandel
Ab dem 13. Jahrhundert wurden Wälder vor allem in Mittelschweden (Svealand) intensiv für den Bergbau genutzt. Erst 1903 wurde die Notwendigkeit der Wiederaufforstung erstmals gesetzlich verankert. Das Schlagwort Regeneration läutete ein Umdenken ein: Die Etablierung von regionalen Außenstellen sollte dieses landesweite Vorhaben unterstützen. 1915 wurde das Forststudium an den Hochschulen eingeführt. Zwischen 1923 und 1929 fand die erste nationale Walderhebung statt mit dem Ziel, die Holzvorräte zu quantifizieren. Nach dem 2. Weltkrieg war das Konzept des Altersklassenwaldes, das die Endnutzung und die Aufforstung miteinschließt, die am weitesten verbreitete Praxis.
Die Waldweide verschwand wie in so vielen Ländern Europas. Später wurden Weiden und minderwertige Ackerböden entweder der natürlichen Regeneration überlassen oder mit Waldbäumen bepflanzt. Schwedens Walddefinition ist im Forstgesetz verankert und orientiert sich an jener der Food and Agriculture Organization of the United States (FAO). Wald wird dort anders als in Österreich als Land beschrieben mit Bäumen, die höher als fünf Meter sind und einen Überschirmungsgrad von über zehn Prozent aufweisen. Im Vergleich ist „Österreichs Wald“ mindestens 1000 m2 groß und hat eine durchschnittliche Breite von zehn Meter.
„Freiheit mit Verantwortung“
Sechs Jahre nach dem UN-Brundtland-Bericht, der erstmals den Begriff der ökologischen Gerechtigkeit postulierte, änderte Schweden 1993 seine Forstpolitik und integrierte ökologische Überlegungen in die forstwirtschaftliche Praxis. Diese Politik wird häufig als „Freiheit mit Verantwortung“ („frihet under ansvar“) bezeichnet, weil sie die Bereitschaft der Waldbesitzenden einfordert, den Wald nachhaltig zu bewirtschaften. Der Weg ging weiter in Richtung Dezentralisierung – es gibt momentan landesweit etwa 80 Standorte der schwedischen Forstbehörde („skogsstyrelsen“), mit Hauptsitz in Jönköping, östlich von Göteborg. Ab 2008 fand auch der soziale Aspekt des Waldes Resonanz im schwedischen Forstgesetz.
Wald auf der Welt
Im Juni dieses Jahres wird der 26. Kongress der IUFRO (International Union of Forest Research Organizations) in Schweden stattfinden. Der Schwerpunkt liegt auf „Forests and Society Towards 2050“. Auch das Bundesforschungszentrum für Wald (BFW), seit ihren Anfängen Mitglied der Organisation, wird mit Expertinnen und Experten vor Ort sein und seine forstlichen Projekte einem internationalem Fachpublikum präsentieren.