LWF aktuell: Sie sind als Industrie-Berater tätig und viel unterwegs. Wie sind Sie zum Waldkindergarten gekommen?
F. Huber: Als die Frage anstand, wohin unser Sohn Patrick in den Kindergarten gehen sollte, begleitete ich meine Frau zu einem Info-Abend eines Waldkindergartens. Im Laufe dieses Abends erkannte ich, wie wichtig die Frühpädagogik für die Persönlichkeitsentwicklung ist. Denn in den ersten sieben Lebensjahren werden die Grundlagen dafür gelegt. Von den Vorzügen der Waldkindergartenpädagogik überzeugt, war schnell klar, dass ich mich hier engagieren wollte.
LWF aktuell:Sie ziehen oft Parallelen zwischen der Wirtschaft und dem Kindergarten. Was hat das Eine mit dem Anderen zu tun?
F. Huber: In der Wirtschaft werden Persönlichkeiten gesucht, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Klappt das in den Teams nicht, so werden wir als Berater angefordert, das Versäumte nachzuholen. Wie allzu oft in unserer Gesellschaft wird an Symptomen herumgeflickt anstatt Ursachen zu beseitigen. Dabei kann die Frühpädagogik einen wichtigen Beitrag leisten: weg von der Defizitorientierung hin zur Potenzialerweiterung d. h. zu fördern was in dem einzelnen Menschen steckt und ihn nicht mit Daten und Fakten abfüllen.
LWF aktuell: Welche Vorteile bieten Waldkindergärten?
F. Huber: Der Wald bietet ideale Bedingungen zum Lernen aus erster Hand. Durch Greifen "begreifen" Kinder - erst muss ein Mensch das Konkrete (Fassbare) kennen, bevor er das Abstrakte verstehen kann. Lernen mit allen Sinnen wird im Wald groß geschrieben. Ganz nebenbei lernen die Kinder den Wald, den sie lieben und schätzen, zu achten, um ihn zu bewahren. Arten- und Formenkenntnisse erwerben sie sich "im Vorbeigehen".
LWF aktuell: Können Sie uns noch weitere Vorteile nennen?
F. Huber: Ja, Waldkindergärten sind für die Gemeinden eine recht preiswerte Art der Kinderbetreuung, da sich die Kinder die ganze Zeit in der Natur aufhalten und kein festes Gebäude benötigt wird.
LWF aktuell: Wie viele Waldkindergärten gibt es in Bayern und welche Aufgaben übernimmt der Landesverband?
F. Huber: 2006 gab es ca. 120 Waldkindergärten in Bayern. Als ich 1997 anfing, waren es etwa 20 und bei jeder Gründung wurde das Rad neu erfunden. Hier will der Landesverband helfen. So entwickelten wir z. B. ein "Starterpaket" mit wichtigen Tipps für die Neugründung eines Waldkindergartens. Ein wichtiger Punkt ist auch die politische Vertretung gegenüber dem Landtag, das haben die Beratungen zum neuen Kindergartengesetz in Bayern gezeigt.
LWF aktuell: Wie sieht es auf Bundesebene aus?
F. Huber: Auf Bundesebene beginnen die Landesverbände zusammen zu arbeiten. Denn nur gemeinsam sind wir stark genug, um den einzelnen Initiativen den Rücken zu stärken und in der Öffentlichkeit adäquat wahrgenommen zu werden. Gemacht wird aber die Arbeit vor Ort und hier gilt mein Dank den vielen Förstern für ihre unbürokratische Zusammenarbeit.