Projektgruppe "Forstliche Bildungsarbeit": Förster und Pädagogen setzen gemeinsam Impulse
Der Ordner "Forstliche Bildungsarbeit - Waldpädagogischer Leitfaden nicht nur für Förster" ist das wohl bekannteste Produkt der Projektgruppe. Mittlerweile in sieben Auflagen erschienen und in sechs Sprachen übersetzt, ist dieser Ordner inzwischen in 180 Ländern verbreitet. Materialienkoffer, Anregungen zur "Woche des Waldes", Trainerfortbildungen sowie die Entwicklung neuer waldpädagogischer Ideen sind weitere Aufgaben der derzeit aus elf Personen bestehenden Projektgruppe, die aus unterschiedlichen Ressorts stammen.
Mit einem Projektauftrag 1992 fing es an: Hilfsmittel für Waldführungen sollten erstellt werden. Ziel war es, den bayerischen Förstern Anregungen für attraktive Waldführungen zu geben und ihre Vorbereitung zu erleichtern. Sieben Forstleute und zwei Pädagogen wurden Mitglied der neuen Projektgruppe. Am Ende der Projektlaufzeit stellten wir den Forstbeamten unser Ergebnis vor, einen grauen Ordner mit konkreten Aktionsvorschlägen und einen dazugehörigen Materialienkoffer. Der Auftrag war erfüllt, die Gruppe wurde 1994 aufgelöst.
"Grau ist alle Theorie"...
Unser Anspruch war von Anfang an, alle Aktionen und Tipps vor Veröffentlichung selbst zu testen. Dies war bei Vorschlägen mit hohen Teilnehmerzahlen nur dadurch möglich, dass wir die Teilnehmer von zeitgleich zu unseren Treffen stattfindenden Veranstaltungen um ihre Mittags- und Abendpausen gebracht haben. Den pädagogischen Rat, Störer mit Sonderaufträgen zu beschäftigen, testeten wir in Form der Protokollpflicht für zu spät kommende Projektgruppenmitglieder so erfolgreich, dass wir bald einen neuen Modus zur Vergabe des Protokolls finden mussten, weil sich niemand mehr verspätete.
... "und grün des Lebens goldner Baum"
Dass die Arbeit der Projektgruppe nicht graue Theorie geblieben ist, verdanken wir insbesondere den bayerischen Forstbeamten. Sie setzten die Ideen der Projektgruppe engagiert um und schufen ein attraktives, stark nachgefragtes waldpädagogisches Angebot. Dessen Akzeptanz war so groß, dass die bayerischen Förster 1998 einen gesetzlichen Bildungsauftrag erhielten, der in Art. 28 Waldgesetz für Bayern verankert ist.
Grauer Behördenordner wird Exportschlager
Schon bald nach Einführung der neuen Materialien fragten auch Forstleute und Pädagogen außerhalb der damaligen Bayerischen Staatsforstverwaltung diese nach. So war die Startauflage aus dem Jahr 1994 rasch vergriffen, schon im Jahr darauf wurde sie unverändert nachgedruckt. Nachdem die Nachfrage weiter anhielt, beschloss das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten die Fortsetzung des Projektes. Die Gruppe wurde in fast gleicher Besetzung 1996 wieder eingesetzt und erstellte eine aktualisierte und erweiterte Fassung, die 1997 als 3. Auflage erschien. Zwischenzeitlich sind sieben deutschsprachige Ausgaben mit einer Auflage von über 20.000 Exemplaren sowie Übersetzungen in englischer, spanischer, portugiesischer, tschechischer, kroatischer und vietnamesicher Sprache erschienen. Eine mongolische Ausgabe ist in Arbeit. In vielen Forstverwaltungen ist der "Bayernordner" (so die inoffizielle Bezeichnung des Leitfadens bei Forstleuten außerhalb Bayerns) waldpädagogische Arbeitsgrundlage geworden. So ist er beispielsweise an den forstlichen Dienststellen in der Schweiz, des Bundes sowie der Länder Baden-Württemberg, Brandenburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz, Sachsen und Sachsen-Anhalt verbreitet.
Erweitertes Spektrum
Kernaufgabe der wieder eingesetzten Projektgruppe blieb die Fortentwicklung der Materialien zur forstlichen Bildungsarbeit. So wurde der Leitfaden - nicht zuletzt dank zahlreicher Anregungen aus der Praxis - um neue Aktivitäten und Themen erweitert. Zuletzt wurden die Themen "Nachhaltige Nutzung" und "Jagd" ergänzt. Mit Unterstützung vieler engagierter Trainer konnten diese im vergangenen Jahr trotz Organisationsreform landesweit bekannt gemacht werden. Weitere Aufgaben sind hinzugekommen: Die Projektgruppe bereitet aktuelle Themen (z. B. für die "Woche des Waldes") auf, konzipiert Fortbildungen, gibt Impulse für neue waldpädagogische Aktivitäten und vernetzt die zahlreicher gewordenen Anbieter forstlicher Bildungsarbeit. Dies spiegelt sich auch in der aktuellen Zusammensetzung der Gruppe wider. Sie umfasst Mitarbeiter aus den Bayerischen Staatsministerien für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz, für Wissenschaft und Kunst sowie Vertreter des Unternehmens Bayerische Staatsforsten. Die anhaltend hohe Nachfrage nach dem Leitfaden, seine sehr engagierte Umsetzung in der Praxis und viele ermutigende Zuschriften von Nutzern führen dazu, dass wir unserem Auftrag auch nach fast 15 Jahren noch voller Freude nachkommen.
Professor Robert Vogl leitet die Projektgruppe Forstliche Bildungsarbeit. Er lehrt an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf Forstliche Bildungsarbeit und Kommunikation und ist Lehrbeauftragter für Waldpädagogik an der Technischen Universität München.