Waldbesitz ist faktisch keine Männerdomäne mehr. Durch den Strukturwandel in der Landwirtschaft, wonach Wald paritätisch an Söhne und Töchter übergeben wird, und dem wachsenden Selbstbewusstsein von (jungen) Frauen, sich um die Waldbewirtschaftung zu kümmern, werden Waldbesitzerinnen weiter an Bedeutung gewinnen. Sie besuchen Fortbildungsveranstaltungen und eignen sich Waldwissen und Fertigkeiten an. Mütter und Väter nehmen zunehmend ihre Töchter zu Waldbegängen mit und beziehen sie bei Fragen zur Waldbewirtschaftung auch langfristig mit ein. Frauen wollen kompetent über den Wald mitreden und aktiv werden. Sie nutzen entsprechende Angebote, wenn sie gezielt angesprochen werden.
Waldbesitzerinnen in Zahlen
In Bayern gibt es laut 3. Bundeswaldinventur (BWI 3) gut 2,6 Mio. ha Wald. Das entspricht ca. einem Drittel der Landesfläche. 1,42 Mio. ha gelten als Privatwald. Dies schließt Frauen und Männer (1,24 Mio ha) sowie Kirchen und Stiftungen als Eigentümerinnen (179.000ha) mit ein. Darüber hinaus gibt es Körperschaftswald im Eigentum von Kommunen und Städten (ca. 322.000ha), den Staatswald (ca. 778.000ha) und den Bundeswald (ca. 54.000ha).
Der Privatwaldbesitz in Bayern verteilt sich auf insgesamt 700.000 Waldbesitzende. Gut 40 % der natürlichen Personen, die Wald besitzen, sind weiblich, fast 60 % sind männlich. Knapp ein Drittel des Privatwaldbesitzes ist in alleinigem oder im Miteigentum von Frauen (ca. 442.000ha). Der durchschnittliche Waldbesitz von Frauen liegt bei knapp 2ha und damit etwas unterhalb des durchschnittlichen Waldbesitzes von Männern. Waldbesitzerinnen sind überwiegend zwischen 40 und 70 Jahre alt und leben eher im ländlichen Raum. Wenn sie in (Groß-)Städten leben, gibt es meist familiäre Bezüge zum Waldbesitz auf dem Land.
Motive und Interessen von Waldbesitzerinnen
Frauen sehen Waldbesitz häufig als generationenübegreifendes Familienprojekt. Ergebnisse aus dem Interreg Projekt "Fem4Forest – Wald in Frauenhänden", das Mitte 2020 bis Ende 2022 an der LWF durchgeführt wurde, machen dies deutlich. Waldbesitzerinnen aus Bayern und aus anderen Ländern des Donauraums (DR) wurden Anfang 2021 nach ihren Zielen und Interessen gefragt. Insgesamt haben 185 Frauen an der Befragung teilgenommen, davon 33 aus Bayern. Grundlage der vorliegenden Erkenntnisse über Waldbesitzerinnen sind außerdem Interviews und Gespräche.
Im Donauraum ist weiblicher Privatwaldbesitz vor allem in Bayern, Österreich, Slowenien und in Tschechien verbreitet.
Die mit der Fragebogenaktion erreichten Waldbesitzerinnen in Bayern arbeiten gerne in ihrem Wald und sind vergleichsweise stark heimatverbunden. Waldbesitz bedeutet Heimat und wird häufig als Familientradition gelebt. Der Waldbesitz wird oft als langfristige Investition gesehen. Ein unmittelbarer monetärer Wert aus dem Holzverkauf spielt als Motiv eine nachgeordnete Rolle, was angesichts der eher kleinen Besitzgrößen wenig überraschend ist.
Motive und Nutzen bzw. Ziele der Waldbewirtschaftung unterscheiden sich. Die Holzgewinnung stellt den wichtigsten Nutzen dar. Wenn die Mengen es hergeben und kein Eigenbedarf besteht, suchen Waldbesitzerinnen nach Möglichkeiten das geerntete Holz zu verkaufen. Andere Untersuchungen der LWF kommen zu ähnlichen Ergebnissen. Waldbesitzende mit Flächen unter 50 ha nutzen das eingeschlagene Holz überwiegend für den Eigenverbrauch als Energieholz. Bei kleiner Betriebsgröße geht nur ein geringer Anteil des eingeschlagenen Holzes als Stammholz in den Verkauf. Naturschutz und Erholung sind ebenfalls wichtige Ziele.
Waldbesitzerinnen entscheiden und handeln zusammen mit anderen
Waldbesitzerinnen holen sich Wissen und Erfahrungen ein, wenn sie über ihren Wald entscheiden. Die befragten Frauen haben angegeben, dass der forstliche Zusammenschluss ebenso wichtig ist wie der Mann/Partner, wenn Entscheidungen über den Wald getroffen werden müssen. Försterinnen und Förster werden auch zu Rate gezogen, aber weniger häufig als der Partner oder die örtliche WBV. In Gesprächen mit Waldbesitzerinnen zeigt sich, dass die Struktur der Forstverwaltung mit ihren Ämtern und Angeboten nicht immer bekannt ist.
Waldbesitzerinnen wurden danach gefragt, welche Unterstützung sie brauchen, um ihren Wald zu bewirtschaften. Im Ergebnis kristallisiert sich heraus, dass sie ihre Entscheidungen auf einer soliden Grundlage treffen und umsetzen wollen. Staatliche Förderprogramme und Informationen sind für zwei Drittel der Waldbesitzerinnen die wichtigsten Unterstützungsarten.
Die befragten Waldbesitzerinnen gaben außerdem an, dass sie konkrete Unterstützung bei der Waldarbeit brauchen – etwa in Form von Unternehmen, Arbeitskräften und Maschinen. Im konkreten Handeln beziehen Waldbesitzerinnen oft verschiedene Aspekte mit ein, um das Richtige für ihren Wald zu tun.
Wer unterstützt wobei?
- Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (ÄELF): Kostenlose Beratung zu Fragen der Waldbewirtschaftung und den Möglichkeiten der staatlichen Förderung gibt es beim zuständigen AELF. Finden Sie ihre Revierförsterin/ihren Revierförster über www.foersterfinder.de und nehmen Sie Kontakt auf. Siehe auch: www.waldbesitzer-portal.bayern.de
- Waldbesitzervereinigungen und Forstbetriebsgemeinschaften: Flächendeckend haben sich in Bayern Waldbesitzende in Selbsthilfeeinrichtungen zusammengeschlossen. Insgesamt gibt es ca. 130 WBVen und FBGen. Ihr Leistungsspektrum umfasst u.a. Holzernte, Waldpflege und Pflanzung. Eine Mitgliedschaft steht Waldbesitzenden offen.
- Datenbank Forstliche Unternehmen von LWF und StMELF: Der Informationsservice liefert Waldbesitzenden und Zusammenschlüssen Informationen über professionelle Unternehmen in ihrer Region. Das Spektrum ist umfassend und reicht von Baumpflege über Pferderückung bis Zaunbau. Link zur Datenbank: www.udb.bayern.de
- Die Bayerische Waldbauernschule in Kelheim bietet vielfältige Aus- und Fortbildungskurse an. Das Angebot für Waldbesitzende wird ständig überarbeitet und erweitert und reicht von Vorträgen und Schulungen bis hin zum Erlernen spezifischer Techniken. Beliebt ist das regelmäßig stattfindende Online Seminar "Grundkenntnisse für ›neue‹ Waldbesitzende in 100 Minuten". Bei den Kursen vor Ort wird Praxis großgeschrieben. U.a. gibt es Motorsägen-Kurse für Frauen. Der eintägige "Crash-Kurs für neue Waldbesitzende" ist ein bei Frauen beliebtes Format, um in das Thema Wald hineinzuschnuppern. 2023 wird erstmalig auch der 2-tägige Kurs "Frauenpower für den Wald" angeboten. Neben den von den Teilnehmerinnen gewünschten forstlichen Themen sollen Frauen auch ermuntert werden, sich aktiv bei den Selbsthilfeeinrichtungen einzubringen. Infos zum jährlich aktualisierten Kursprogramm und den Angeboten für Kurzentschlossene gibt es unter www.waldbauernschule.bayern.de.