UN-Weltdekade "Bildung für nachhaltige Entwicklung" (2005-2014)
Am 20. Dezember 2002 beschloss die Vollversammlung der Vereinten Nationen auf Empfehlung des Weltgipfels für nachhaltige Entwicklung in Johannesburg, für die Jahre 2005 bis 2014 eine Weltdekade "Bildung für nachhaltige Entwicklung" (Education for sustainable Development -ESD) auszurufen.
Ziel der Dekade war es, durch Bildungsmaßnahmen zur Umsetzung der in Rio beschlossenen und in Johannesburg bekräftigten Agenda 21, Kapitel 36, beizutragen und die Prinzipien nachhaltiger Entwicklung weltweit in den nationalen Bildungssystemen zu verankern.
Mehr unter: www.dekade.org
Die UN-Dekade in Deutschland
"Nachhaltigkeit muss zu einem Schwerpunkt in allen Bereichen der Bildung werden," heißt es im Nationalen Aktionsplan Deutschlands zur UN-Weltdekade "Bildung für nachhaltige Entwicklung". Das Prinzip Nachhaltigkeit zu leben ist für uns Forstleute nichts Neues. Auch wenn es im Kontext mit Wirtschaftlichkeit und ökonomischem Denken manchmal ins Hintertreffen gerät, erinnert uns doch die Natur, insbesondere der Wald, immer wieder selbst daran. Nachhaltigkeit als Bildungsprinzip wurde schon 1992 im Abschlussdokument des Umweltgipfels von Rio de Janeiro als Entwicklungsaufgabe formuliert. In den ersten zehn Jahren nach dem Gipfel hat sich jedoch weniger getan als gefordert und erwartet. Deshalb beschloss die Vollversammlung der Vereinten Nationen am 20. Dezember 2002, für die Jahre 2005 bis 2014 eine Weltdekade "Bildung für nachhaltige Entwicklung" (BNE) auszurufen.
Nationale Koordination
Die konkrete Umsetzung der Dekade in Deutschland koordinierten zwei Stellen: das Sekretariat für die UN-Dekade in Bonn und die Arbeitsstelle beim Vorsitzenden des Nationalkomitees in Berlin. Das Nationalkomitee bestand aus Expertinnen und Experten aus den Bereichen Bildung, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Politik. Die zuständige UNESCO-Kommission beauftragte dieses Gremium, zwischen Initiatoren und Akteuren zu vermitteln. Aufgabe des Nationalkomitees und der angeschlossenen Stellen war es, die in der "Hamburger Erklärung" (www.dekade.org) genannten Verantwortlichen, Institutionen und Einrichtungen zu einer "Allianz Nachhaltigkeit Lernen" zusammenzuführen sowie den Nationalen Aktionsplan zu entwickeln und fortzuschreiben.
Strategische Ziele der UN-Weltdekade in Deutschland
Im Nationalen Aktionsplan wurden vier strategische Ziele formuliert, mit denen BNE in Deutschland verankert werden sollte. Diese lauten:
- Weiterentwicklung und Bündelung der Aktivitäten sowie Transfer guter Praxis in die Breite;
- Vernetzung der Akteure der Bildung für nachhaltige Entwicklung;
- Verbesserung der öffentlichen Wahrnehmung von Bildung für nachhaltige Entwicklung;
- Verstärkung internationaler Kooperationen.
Im Nationalen Aktionsplan wurden zu jedem Ziel Teilziele formuliert und in einem Maßnahmenkatalog konkretisiert.
Allianz Nachhaltigkeit Lernen
Im November 2004 versammelten sich zum ersten Mal Akteure der Nachhaltigkeit aus ganz Deutschland zu einem "runden Tisch" in Berlin. Die "Allianz Nachhaltigkeit Lernen" wurde gegründet. Weitere Treffen fanden im jährlichen Turnus statt. Das Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz (StMUGV) vertrat die Verwaltung des Freistaats Bayern. Die aktive Beteiligung der Länder war für das Gelingen der UN-Dekade von großer Bedeutung. In Bayern koordinierte der Arbeitskreis "Bildung für nachhaltige Entwicklung" diese Beteiligung. Die Forstverwaltung war als aktives Mitglied in diesem Gremium vertreten.
Offizielle Dekade-Projekte
Abb. 1: Hans Carl von Carlowitz, ein früher Verfechter der Nachhaltigkeit
Alle Institutionen, Organisationen, Unternehmen und Projektträger, die Initiativen zur Bildung für nachhaltige Entwicklung ergriffen haben, waren aufgerufen, ihre Projekte von einer zwölfköpfigen Jury als offizielles Projekt für die "Allianz Nachhaltigkeit Lernen" auszeichnen zu lassen. Lohn für die Auszeichnung waren eine Flagge, ein Stempel und die Berechtigung, das Logo der Dekade für zwei Jahre nutzen zu dürfen. Ziel war es, möglichst viele Initiativen und Projekte in die "Allianz Nachhaltigkeit Lernen" aufzunehmen. Damit sollten das große Engagement und die an vielen Orten geleistete wertvolle Arbeit bekannt gemacht werden. Gleichzeitig entstand so ein dichtes öffentlichkeitswirksames Netz an guten Praxisbeispielen, die vielerorts als Vorbild dienen können.
Nachhaltigkeit - ein forstlicher Begriff?
Nachhaltigkeit hat in der Forstwirtschaft zentrale Bedeutung. Schließlich plant kaum ein anderer Wirtschaftszweig über so lange Zeiträume. Der Ursprung des Begriffes ist demnach auch hier zu finden: Hans Carl von Carlowitz, deutscher Kameralist und Oberberghauptmann, prägte 1713 in seinem Buch über Forstwirtschaft den Begriff der Nachhaltigkeit.
Der Nachhaltigkeitsbegriff erfreut sich steigenden Interesses. Mit der Studie "Die Grenzen des Wachstums" des Club of Rome 1972, dem "Brundtland-Bericht" 1987 und schließlich der Agenda 21 im Jahr 1992 erhielt der Begriff Nachhaltigkeit globale und übergreifende Wertigkeit. Nachhaltigkeit oder "Nachhaltige Entwicklung (sustainable development)" stehen für eine Entwicklung der Menschheit, die nicht mehr auf Raubbau an der Natur basiert. Nachfolgende Generationen sollen mindestens die gleichen Lebensgrundlagen wie die heute lebende Gesellschaft zur Verfügung haben und nicht mit den Langzeitwirkungen des heutigen Raubbaus kämpfen müssen.
Waldpädagogik und Bildung für nachhaltige Entwicklung
Umweltbildung in Bayern
Die Vielfalt an Umweltbildungseinrichtungen und Angeboten in Bayern ist mannigfaltig. Das waldpädagogische Programm der Bayerischen Forstverwaltung ist ein Teil davon. Träger umweltpädagogischer Angebote sind staatliche Organisationen genauso wie Umweltverbände, Vereine oder freiberufliche Umweltbildner.
Einen guten Überblick über Einrichtungen und Angebote in Bayern sowie über bestehende Netzwerke bietet das Umweltministerium auf seiner Internet-Plattform www.umweltbildung.bayern.de.
Aus dieser Entwicklung heraus wird klar: Wir Förster wirtschaften nachhaltig. Demnach sollte es uns leicht fallen, das Prinzip "Bildung für nachhaltige Entwicklung" in die Waldpädagogik zu integrieren. Wir müssen dafür das Rad nicht neu erfinden. Wir müssen auch nicht unsere erfolgreiche Arbeit ändern, nur um einer gesellschaftlichen Tendenz nachzulaufen. Viele unserer Programme und Aktivitäten erfüllen bereits jetzt die Kriterien und strategischen Ziele der UN-Dekade. Manches muss diese Anforderungen auch nicht erfüllen.
Für die Zukunft muss uns jedoch klar sein, welche Rolle Waldpädagogik im Zusammenhang mit Bildung für nachhaltige Entwicklung einnehmen soll. Die Bayerische Forstverwaltung hat forstliche Dekadenprojekte beigesteuert, beispielsweise ein Forschungsprojekt am Fachbereich Wald und Forstwirtschaft der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. Auftrag war es, aktuelle Ansätze der Bildung für nachhaltige Entwicklung zu analysieren und auf ihre Umsetzungsmöglichkeiten in der forstlichen Bildungsarbeit hin zu prüfen. Außerdem sollte festgestellt werden, wo Waldpädagogik bereits Kriterien einer Bildung für nachhaltige Entwicklung erfüllt.
Nach der Dekade
Mittlerweile ist die UN-Dekade vergangen. Um den Herausforderungen unserer Zeit zu begegnen ist transformative Bildung der Schlüssel. Deshalb hat die UNESCO von 2015 bis 2019 das Weltaktionsprogramm Bildung für nachhaltige Entwicklung ausgerufen.