In diesem Marteloskop rücken besonders die ökologischen Aspekte verstärkt in den Fokus und es ist inzwischen Teil des Europäischen Netzwerks Integrate+. Das Marteloskop kann von interessierten Fachleuten für Waldbau-Übungen genutzt werden.

Auf den Spuren von Karl Dannecker

Langfristige Messungen des Wachstums von Waldbeständen und Einzelbäumen sind eines der Herzstücke waldbaulicher Erfahrungsquellen. Bereits im Jahre 1932 hatte Dr. Karl Dannecker (1883-1972, erster Landesvorsitzender der ANW Deutschland und Landesforstmeister) in Anlehnung an die Kontrollmethode des Schweizers Biolley in diesem Privatwald des Schwäbisch-Fränkischen Waldes zwei Plenterwald-Weiserflächen angelegt. Drei Jahre später wurde eine erste Inventur in den heute noch bestehenden Abteilungen Dicker Busch und Pulversee durchgeführt. Über Generationen hinweg hielten die Eigentümer am Gedanken der Einzelstammnutzung fest und bewirtschaften ihren Waldbesitz bis heute weiterhin entsprechend dem Plenterprinzip in Eigenregie. Diese frühen Messungen reihen sich in eine Serie von Aufnahmen von Dannecker in Beispielbetrieben zu Dauer- und Plenterwäldern ein (vgl. auch 90 Jahre Plenterprinzip in einem Dannecker-Beispielbetrieb). Sie stellen heute auch aufgrund der langen Zeitreihen zu Vorrats- und Bestandesstruktur hervorragende Lernobjekte dar.

An diesem fast schon historisch zu nennenden Ort wurde im Rahmen einer Bachelorarbeit ein Marteloskop speziell für waldbauliche Übungen in Plenterwäldern eingerichtet. In diesem Beispielbetrieb Danneckers ist damit ein Trainingsort geschaffen, an dem die Herausforderungen bei der Bewirtschaftung solcher Wälder gemäß dem Plenterprinzip vermittelt werden können.

Was ist ein Marteloskop?

Bei einem Marteloskop handelt es sich um eine definierte Waldfläche von meist einem Hektar, auf der eine Aufnahme verschiedener einzelbaumbezogener Baummessgrößen erfolgt und bei der diese Informationen speziell zum Waldbautraining aufbereitet werden. Dabei können Entnahmeentscheidungen schon unmittelbar nach Abschluss des Auszeichnens als Ergebnis den Übenden summarisch bzw. einzelbaumweise dargestellt und mit anderen Übenden verglichen und diskutiert werden. Durch diese Vorgehensweise können diese Übungen auf eine solide und einheitlich-vergleichbare Datenbasis gestellt werden. Mit der Nutzung der Plattform Integrate+ des European Forest Institute (EFI) können nun auch ökologische Aspekte verstärkt in den Fokus kommen. Auch im Dicken Busch wurden daher neben Baumart, BHD, Baumhöhe, Stammqualität (nach BWI2 und der Arbeitsanweisung Güteansprache am stehenden Stamm) und Baumkoordinaten insbesondere die Mikrohabitatstrukturen [6] erfasst: Dadurch werden unter anderem genaue Aussagen über Vorrat und Struktur aber auch über den ökonomischen und ökologischen Wert des vorliegenden Bestandes möglich. Bei der Einrichtung des Marteloskops wurde auf eine sinnvolle Abfolge der Arbeitsschritte geachtet, um auch für spätere Zeitpunkte die Aktualität der Bestandes- und Einzelbaumdaten bei Wiederholungsaufnahmen gewährleisten zu können. Änderungen der Baumdaten können dabei durch die Betreiber des Marteloskops digital leicht aktualisiert werden (s. http://iplus.efi.int/marteloscopes-data.html).

Bei Übungen in diesem Marteloskop sind demnach auch variable Zielsetzungen möglich, die jeweils Schwerpunkte in ökonomischen, ökologischen, waldbaulichen oder auch sozialen Aspekten haben können. Die Übenden legen ihre Ziele anhand wichtiger Bestandeskennzahlen fest und setzen sie anschließend beim Auszeichnen um. Die Auszeichnung erfolgt dabei gedanklich oder mit Platzhaltern an nummerierten Bäumen vor Ort. Die Entscheidungen werden in dem vom EFI dafür entwickelten Programm I+ Trainer vermerkt und am Ende der Übung sofort verfügbar gemacht. Die Ergebnisse können im Bestand besprochen und die Hiebsentscheidungen evaluiert werden (Kalibrierung waldbaulicher Entscheidungen und Arbeitsanweisung Güteansprache am stehenden Stamm). Dabei können die Auszeichnenden ihre Entscheidungen anhand der exakten Bestandesdaten überprüfen. Mit dieser Art von praktischen Waldbauübungen ist ein hoher Lerneffekt zu erwarten.

Lage und Standort

Das Marteloskop Dicker Busch befindet sich im Landkreis Schwäbisch Hall in Baden-Württemberg. Der Waldort liegt im Wuchsgebiet 08.04 Neckarland/Wuchsbezirk 08.04.24a Mainhardter und Murrhardter Wald.

Weitere Informationen zur Lage, Zielsetzung des Bestandes, zu historischen und aktuellen Daten können Sie im Originalartikel auf www.researchgate.net nachlesen.

Ausblick

Die Erprobung des Marteloskops (EFIIntegrate+ Nr. 113) im praktischen Übungsbetrieb läuft seit Ende des Jahres 2020. Die Fläche steht nach Anmeldung beim EFI zu Übungszwecken offen. Weiterführende Infos zu Marteloskopen in Deutschland und im europäischen Ausland finden sich auf der Website von Integrate+ oder bei der Fachstelle Waldbau (CH).