Vom Mensch häufig unbemerkt leben 22 Fledermausarten in Bayern. Etwa zwei Drittel davon sind eng an den Wald gebunden. Für diese einzigartigen und bedrohten Säugetiere stellen unsere heimischen Wälder einen unverzichtbaren Lebensraum dar. Hier finden sie ein ergiebiges Nahrungsangebot und eine Vielzahl an potenziellen Quartieren. Doch nicht jeder Wald bietet die notwendigen Strukturen für das Überleben dieser Arten. Mit wenigen und einfachen Maßnahmen können wir bei der Waldbewirtschaftung auf die Fledermauspopulationen Rücksicht nehmen und deren Vorkommen gezielt erhalten und fördern.

Fledermäuse – ganz besonders

Fledermäuse sind die einzigen aktiv fliegenden Säugetiere. Den Tag verbringen sie ruhend und häufig mit dem Kopf nach unten hängend in verschiedensten Quartieren wie Hohlräumen und Spalten. Als einzige Landlebewesen orientieren sich Fledermäuse über Ultraschallrufe und Echoortung. Die einzelnen Fledermausarten haben je nach Beutespektrum verschiedene Jagdstrategien entwickelt (Abb. 2). In einer Jagdnacht frisst eine Fledermaus zwischen einem Viertel und einem Drittel ihres Körpergewichts, darunter auch forstliche Schadinsekten.

Lebenszyklus

Ab dem Spätsommer suchen Fledermäuse frostfreie Winterquartiere mit konstanten mikroklimatischen Bedingungen auf. Das können Felshöhlen, Gewölbe, Keller oder Mauerspalten sein. Manche Arten überwintern auch in Baumhöhlen. Im Winterquartier senken sie ihre Körpertemperatur, um Energie zu sparen und halten Winterschlaf.

Im Frühjahr suchen die Fledermäuse die Sommerquartiere auf. Manche Arten legen hierfür weite Strecken über viele hundert Kilometer zurück. Die Weibchen bilden Wochenstuben, in denen die Jungtiere geboren und gemeinsam aufgezogen werden. Die Männchen leben in dieser Phase meist als Einzelgänger. Im Spätsommer verlassen die Weibchen ihre Wochenstuben und suchen die Männchen in den Paarungsquartieren auf.

Waldfledermäuse

Fledermäuse nutzen unterschiedliche Lebensräume als Quartier- und Jagdgebiete (Abb. 4): Sie besiedeln Bäume oder Gebäude und jagen im Wald oder im Offenland. Daher werden sie oft in "Offenland- und Waldfledermäuse" bzw. "Gebäude- und Baumfledermäuse" unterteilt. Keine Art hält sich jedoch ausschließlich nur in einem Lebensraum auf, es gibt viele Übergänge.

Ursprünglich hatten die meisten Fledermäuse ihre Quartiere vorwiegend im Wald. Doch viele Arten sind als Kulturfolger in den Siedlungsbereich gewandert, denn auch dort sind geeignete Quartiermöglichkeiten entstanden. Die Nutzung des Waldes ist bei den meisten Arten vermutlich höher als derzeit bekannt.

Im Wald: Quartiere, Jagdhabitate, Vernetzung

Fledermäuse nutzen vor allem an alten Bäumen natürlich auftretende Strukturen als Quartiere. Diese bieten als Tagesversteck Schutz vor Witterungseinflüssen und Räubern. Außerdem gewähren sie in der Regel ein stabiles Mikroklima und liefern den notwendigen Raum für beispielsweise die Aufzucht der Jungen. Wichtig ist eine ausreichende Anzahl an Quartieren, da sie von den Fledermäusen regelmäßig, manchmal täglich, gewechselt werden. Das dient vor allem der Feind- und Parasitenvermeidung. Geeignete Fledermausquartiere im Wald sind abstehende Rinde (Abb. 5), Zwieselbildungen, Baumhöhlen oder Stammrisse.

Bestimmte Waldstrukturen zeichnen sich durch einen besonderen Insektenreichtum aus. Fledermäuse gehen hier bevorzugt auf die Jagd. Dazu gehören Lichtschächte, Forstwege, Waldränder und Gewässer.

Fließgewässer, Hecken, Feldgehölze und Alleen sind für viele Tierarten wichtige Vernetzungselemente in der Landschaft. Vor allem Fledermausarten mit Quartieren im Siedlungsbereich nutzen sie als Leitlinien auf ihren Flügen zu den Jagdgebieten. Hinter einer Hecke beispielsweise können sie nicht nur energiesparender im Windschatten fliegen, sondern finden auch mehr Nahrung sowie Schutz vor Feinden. Weit wandernde Fledermausarten ziehen oft entlang von Flussläufen.

Schutzmaßnahmen

Entscheidend für die Fledermäuse im Wald ist die Strukturvielfalt. Waldbesitzer und Förster können mit vergleichsweise einfachen Maßnahmen attraktive Fledermauslebensräume schaffen bzw. erhalten.

Durch die Förderung und Erhaltung von Bäumen mit Höhlen bzw. Spaltenquartieren in älteren Beständen und den Aufbau eines Nachfolgeverbundes aus Biotopbaumanwärtern in jüngeren Beständen kann langfristig ein Netz aus geeigneten Quartieren entstehen. Vor allem stehende abgestorbene Bäume weisen oft zahlreiche Quartierstrukturen auf und sollten belassen werden. Insbesondere Höhlenbäume verdienen besondere Beachtung. In strukturarmen Wäldern ist es sinnvoll, um die Quartierarmut zu überbrücken, künstliche Quartiere in Form von Fledermauskästen zu schaffen.

Laubbäume weisen ein höheres Insektenvorkommen auf als Nadelbäume und sollten deshalb gezielt gefördert werden. Förderlich für das Nahrungsangebot sind zudem blütenreiche Waldinnenränder und strauchreiche Waldaußenränder sowie Waldwiesen oder stehendes wie liegendes Totholz. Mit der Wiedervernässung feuchter Standorte oder der Anlage von Feuchtbiotopen können ebenfalls ergiebige Jagdhabitate geschaffen werden. Auf Pestizide (vor allem Insektizide) sollten Waldbewirtschafter möglichst verzichten.

Fledermäuse jagen bevorzugt in Beständen, die sie gut durchfliegen können, beispielsweise hallenartige Bestände oder lockere mehrschichtige Wälder. Lücken und Lichtschächte fördern die Attraktivität noch.