Der Zitronenfalter als Frühlingsbote
An sonnigen Tagen kann man bereits im Februar bis März entlang von Waldwegen, an Waldrändern oder in Gärten leuchtend zitronengelbe Schmetterlinge beobachten (Abb. 1). Es sind die Männchen des Zitronenfalters (Gonepteryx rhamni), die im Zick-Zack-Flug die blasseren, grünlich-weiß gefärbten Weibchen suchen, um sich zu paaren. Die wärmenden Sonnenstrahlen an den ersten Vorfrühlingstagen haben die Falter aus ihrer Winterruhe geweckt. Sie gelten daher bei vielen Menschen als erwünschte und erhoffte Frühlingsboten. Nun beginnen die Zitronenfalter-Männchen ihre Paarungsflüge, die sich bis Mitte April hinziehen können.
Faulbaum und Zitronenfalter
Nach der Paarung beginnen die Zitronenfalter-Weibchen im April - Mai ihre Eier einzeln an den Knospen von Faulbaum (Frangula alnus) oder Kreuzdorn (Rhamnus carthatica) abzulegen (Abb. 2). Es besteht eine enge Bindung des Zitronenfalters an diese Straucharten der Gattung Rhamnus, denn nur auf diesen können sich die Raupen entwickeln. Die aus den Eiern schlüpfenden Raupen sind grün gefärbt und auf den Faulbaumblättern gut getarnt (Abb. 3). Die Raupen ruhen nach dem Fressen meist längs der Mittelrippe auf der Oberseite des Blattes. Die enge Beziehung des Zitronenfalters an diese eher unbeachteten Straucharten zeigt die ökologische Bedeutung, die auch unscheinbare Pflanzen für die Artenvielfalt unserer Wälder besitzen. – ohne Faulbaum gäbe es keine Zitronenfalter!
Das Raupenstadium dauert etwa drei bis fünf Wochen, danach verpuppt sich die Raupe am Strauch. Die grün gefärbte Gürtelpuppe besitzt eine blattähnliche Form, hängt abgesichert mit einem von der Raupe gesponnenen Faden an einem Zweig und ist durch Farbe und Gestalt gut getarnt. Das Puppenstadium dauert etwa 10 – 14 Tage. Die ersten Zitronenfalter schlüpfen meist Anfang Juli. Sie fliegen oft nur ein bis zwei Wochen lang, um dann an den heißen Tagen in eine sogenannte "Sommerstarre" zu verfallen.
Frosthart und langlebig
Im September erscheinen die Falter wieder, um nochmal an spät blühenden Kräutern – wie z.B. an Disteln – die notwendige Energie für die lange Zeit der Überwinterung zu tanken. Die Falter überwintern dann frei, z.B. im trockenen Laub, in Mauerspalten oder in alten Efeuranken. In ihrer Körperflüssigkeit befindet sich Glyzerin und bestimmte Eiweiße, die als "Frostschutzmittel" zur Erhöhung der Zellsaftkonzentration dienen. Damit können die Zitronenfalter bis -20° Celsius ohne Schäden ertragen.
Der Zitronenfalter verbringt also mehr als 2/3 seines rund zehn- bis zwölfmonatigen Lebens in dieser Winterstarre. Er besitzt damit die höchste Lebenserwartung aller heimischen Schmetterlingsarten.