Die traditionelle Bindung von Waldeigentum an landwirtschaftliche Betriebe scheint auch in Österreich seit Jahrzehnten zu schwinden. Von 1960 bis 1999 ist die Zahl land- und forstwirtschaftlicher Betriebe von rund 400.000 auf knapp 220.000 gesunken. Das bedeutet im langjährigen Durchschnitt rund 4.700 Betriebsaufgaben pro Jahr, 13 pro Tag.

Zu rund 80% der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe gehört Wald. Im Fall von Betriebsaufgaben kann dieser an andere landwirtschaftliche Betriebe verkauft oder verpachtet werden oder aus dem landwirtschaftlichen Betriebszusammenhang fallen, sei es durch Verkauf an Nicht-Landwirte, durch Übergabe an Erben oder eben, weil die EigentümerInnen selbst nicht mehr in der Landwirtschaft tätig sind. In diesen drei Fällen haben wir es mit "neuen WaldeigentümerInnen" zu tun. Diese WaldeigentümerInnen verbinden mit ihrem Wald andere Werte und Einstellungen als bäuerliche WaldbesitzerInnen, verfolgen andere Ziele und verhalten sich dementsprechend anders.

Wissen damit die Akteure der Waldpolitik noch, was die WaldeigentümerInnen als ihre Hauptklientel tun? Aus der Sicht der Forstpolitik ergeben sich aus der Zunahme "neuer WaldeigentümerInnen" viele offene Fragen, von Fragen der Erreichbarkeit für Behörden und Träger der Beratung bis hin zu möglichen Auswirkungen für Naturschutz, für Erholung im Wald sowie für die Holzwirtschaft. Ausgewählte Antworten auf diese Fragen liefert eine Studie der Universität für Bodenkultur, Wien.

In einer im Jahr 2001 durchgeführten Befragung von 1.000 österreichischen WaldeigentümerInnen konnten sieben unterscheidbare Typen identifiziert werden (Tabelle).

Kurzcharakterisierung der Waldeigentümertypen
Bäuerliche WaldeigentümerInnen (Typ 1)
  • sehr enger aktueller Bezug zur Landwirtschaft
  • vor allem VollerwerbslandwirtInnen
  • haben land- oder forstwirtschaftliche Berufsausbildung
  • wohnen in kleineren Gemeinden, nahe bei ihrem Wald
  • Wald bedeutet vor allem Einkommen und Arbeitsplatz
  • nutzen klassisch forstliche Informationsquellen
NebenerwerbslandwirtInnen (Typ 2)
  • enger Bezug zur Landwirtschaft
  • jedoch großer Anteil an NebenerwerbslandwirtInnen
  • haben keine land- oder forstwirtschaftliche Berufsausbildung
  • Wald bedeutet oft Familientradition
  • informieren sich häufiger über Bekannte und Familienangehörige
KleinstädterInnen mit landwirtschaftlichem Hintergrund (Typ 3)
  • leben vorwiegend in mittelgroßen Gemeinden, durchwegs nahe bei ihrem Wald
  • (immer noch) ausgeprägter Bezug zur Landwirtschaft
  • hohes Ausbildungsniveau
  • in ihren Einstellungen zwischen urbanen und bäuerlichen WaldeigentümerInnen
BerufsaussteigerInnen (Typ 4)
  • (noch) durchwegs enger Bezug zur Landwirtschaft
  • haben häufig eine land- oder forstwirtschaftliche Fachausbildung
  • sind heute nur noch selten in der Land- und Forstwirtschaft tätig
  • Wald dient teils wirtschaftlichen, teils außerwirtschaftlichen Zielen
  • nutzen eher klassisch forstliche Informationsquellen
HofaussteigerInnen (Typ 5)
  • sind in landwirtschaftlichem Betrieb aufgewachsen
  • heute ist Wald aber nicht mehr Teil einer Landwirtschaft
  • hoher Anteil an Angestellten, BeamtInnen und Gewerbetreibenden
  • Wald dient eher Erholungszwecken als wirtschaftlichen Zielen
  • stehen forstlichen Informationskanälen eher skeptisch gegenüber
Urbane WaldeigentümerInnen (Typ 6)
  • wohnen in größeren Städten, weit von ihrem Wald entfernt
  • geringer aktueller Bezug zur Landwirtschaft
  • hoher Anteil an Angestellten, BeamtInnen und freiberuflich Tätigen
  • hohes Ausbildungsniveau
  • Wald bedeutet selten Einkommensquelle
  • informieren sich wenig über waldbezogene Fragen, wenn dann eher über das Fernsehen
Landwirtschaftsferne WaldeigentümerInnen (Typ 7)
  • sind nicht in einer Landwirtschaft aufgewachsen
  • haben selten eine land- oder forstwirtschaftliche Berufsausbildung
  • Wald ist selten Teil eines landwirtschaftlichen Betriebes
  • hoher Anteil an Angestellten, BeamtInnen und Gewerbetreibenden
  • Wald bedeutet kaum Einkommen und Arbeitsplatz
  • häufig durch Kauf in den Besitz des Waldes gekommen
  • ein Viertel nutzt kein Holz

Flächenbereitstellung für Naturschutz und Tourismus

Eine bedeutende Frage, die in dieser Studie untersucht wurde, war, inwieweit unterschiedliche Typen von WaldeigentümerInnen bereit sind, ihre Waldflächen für andere Zwecke als für die Holzproduktion zur Verfügung zu stellen. Derzeit sind es vor allem der Naturschutz und der Tourismus, die Flächenansprüche an die Forstwirtschaft stellen.

Im Interesse des Naturschutzes sind 54% der befragten WaldeigentümerInnen bereit, auf einem Teil ihrer Waldflächen kein Holz zu nutzen, selbst dann, wenn sie dafür kleine Einkommensverluste hinnehmen müssten. Weitere 24% würden nur dann Flächen bereitstellen, wenn dafür eine angemessene Bezahlung geleistet würde. 22% sind selbst bei finanzieller Abgeltung nicht bereit, Flächen zur Verfügung zu stellen.

Für die Errichtung touristischer Infrastruktur (wie etwa Bänke, Beschilderungen oder Fitness-Parcours) würden 57% einen Teil ihrer Waldflächen unentgeltlich zur Verfügung stellen. 8% wären nur gegen Entgelt dazu bereit. Bei 35% ist keine Bereitschaft vorhanden.

Wenn auch die Antworten auf solche Fragen hypothetischen Charakters nur sehr bedingt Rückschlüsse auf das tatsächliche Handeln der Befragten erlauben, sollten aus der Gegenüberstellung der Handlungsbereitschaft für Naturschutz und Tourismus einerseits und aus dem Vergleich der Waldeigentümertypen untereinander andererseits doch relevante Schlussfolgerungen gezogen werden können.

Finanzielle Entschädigungen erhöhen Bereitschaft zu Naturschutzleistungen

Vergleicht man die Bereitschaft zu Flächenbereitstellungen für Naturschutzzwecke mit jenen für Zwecke des Tourismus, fällt auf, dass für den (hypothetischen) Fall unentgeltlicher Flächenleistungen vergleichbare Zustimmung feststellbar ist. Im Fall des Naturschutzes lässt sich noch ein beträchtlicher Anteil an WaldeigentümerInnen durch finanzielle Kompensationsleistungen zur (hypothetischen) Bereitstellung bewegen. Demgegenüber bleiben im Fall des Tourismus monetäre Abgeltungen weitgehend wirkungslos.

"Neue WaldeigentümerInnen" sind auch gegenüber unentgeltlichen Naturschutzleistungen aufgeschlossen

Zwischen den verschiedenen Waldeigentümertypen zeigen sich deutliche Unterschiede. Am aufgeschlossensten gegenüber Naturschutzaktivitäten zeigt sich die Gruppe der urbanen WaldeigentümerInnen (Typ 6). Die Tatsache, dass vier von fünf Urbanen angaben bereit zu sein, einen Teil ihrer Waldflächen unentgeltlich außer Nutzung zu stellen, steht weitgehend in Einklang damit, dass Urbane mit ihrem Wald vorwiegend außerökonomische Interessen verbinden. Deutlich überdurchschnittliche Bereitschaften zeigen sich auch bei den HofaussteigerInnen (Typ 5) und bei den landwirtschaftsfernen WaldeigentümerInnen (Typ 7).

Je weiter man sich im Typenspektrum von den "neuen" in Richtung "traditioneller" WaldeigentümerInnen bewegt, desto geringer wird die Bereitschaft zu Naturschutzleistungen. Am anderen Ende der Skala findet sich die Gruppe der bäuerlichen WaldeigentümerInnen (Typ 1): Nur knapp ein Drittel zeigt sich bereit, Waldflächen im Interesse des Naturschutzes unentgeltlich außer Nutzung zu stellen. Immerhin 45% der bäuerlichen EigentümerInnen wären allerdings dann zu Nutzungsverzichten bereit, wenn dafür eine angemessene Entschädigung bezahlt würde. Hier kommt wiederum deutlich die ausgeprägt wirtschaftliche Orientierung dieser Gruppe von WaldeigentümerInnen zum Tragen.

Bei der Bereitschaft, Waldflächen für touristische Infrastruktur zur Verfügung zu stellen, zeigt sich ein leicht abgewandeltes Bild: Zwischen den einzelnen Typen von WaldeigentümerInnen sind kaum Unterschiede feststellbar. Einzig die bäuerlichen WaldeigentümerInnen (Typ 1) heben sich etwas von den anderen ab: Diese Gruppe zeigt sich deutlich seltener als der Rest bereit, Waldflächen für Erholungseinrichtungen unentgeltlich zur Verfügung zu stellen; ähnlich wie bei den Naturschutzflächen steigt die Zustimmung allerdings, sobald finanzielle Kompensationen angeboten werden.

Kontakt

  • Karl Hogl, Michael Pregernig, Gerhard Weiss,
    Institut für Wald-, Umwelt- und Ressourcenpolitik, Department für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Universität für Bodenkultur,
    Feistmantelstraße 4, 1180 Wien, Österreich