Ende des 20. Jahrhunderts kamen Sprengungen im Wald noch regelmäßiger vor. Die Anwendung solcher Verfahren ist in den letzten Jahren sehr zurückgegangen, könnte aber in näherer Zukunft ein Comeback feiern, da das Sprengen vor allem in den Bereichen wie der Erhaltung von Habitatbäumen und Herstellung von Feuchtbiotopen und als Ersatz zur motormanuellen oder maschinellen Fällung von Bäumen, die die Sicherheit der Waldarbeitenden gefährden, ein hohes Potential aufweist.

Anwendungsbereiche

Die Herstellung von Feuchtbiotopen ist ein möglicher Anwendungsbereich für Sprengungen und bietet eine kostengünstige und effektive Alternative zur herkömmlichen Methode, für die der Einsatz von Maschinen notwendig ist, um das Erdreich auszuheben und abzutransportieren. Die Flächen, auf denen gearbeitet wurde, müssen renaturiert werden und der Boden in der entstandenen Grube verdichtet werden. Dieser Aufwand erübrigt sich bei Sprengungen, da keine Maschinen eingesetzt werden müssen und die Bodenverdichtung unter dem Biotop ein Nebeneffekt der Sprengung ist, wodurch auf künstliche Abdichtungsmaßnahmen wie z. B. Lehmauflagen verzichtet werden kann. Durch die Möglichkeit, die Ladungen in unterschiedlichen Tiefen anbringen zu können, können, je nach Bedarf der Lebewesen, die sich dort ansiedeln sollen, Tief- und Flachwasserzonen herausgearbeitet werden.

Abb. 1: Anlage einer Gewässerfläche in der Nähe von Hünxe. Bild 1: während der Sprengung. Bild 2: wenige Tage nach der Sprengung. (Quelle: THW)

Der Erhalt von Habitatbäumen ist ein weiterer Bereich, in dem Sprengungen zur Anwendung kommen können. Vor allem bei Laubbäumen brechen abgestorbene Bäume gerne aufgrund der schweren Kronen nahe am Boden ab und werden von Tieren nicht mehr im gewünschten Umfang als Lebensräume angenommen. Das Sprengen der Kronen führt dabei zum Erhalt von z. B. Spechthöhlen, Rissen im Baum für Fledermäuse und zusätzlich auch zu einer längeren Standzeit des Totholzes an sich.

Abb. 2: Beispiel für abgesprengte Kronen. Bild 1: Buchen nach der Sprengung. Bild 2: Eine Eiche nach der Sprengung. (Quelle: THW)

Abgesehen von Möglichkeiten im Natur- und Umweltschutz kann die Sprengung von Gefahrenbäumen die Arbeitssicherheit der Waldarbeitenden erhöhen, wenn die Anwendung von Maschinen, wie z. B. am Steilhang unmöglich ist. Das Sägen von Totholz kann durch die Erschütterungen, die bereits durch die Säge in den Baum kommen, tote Äste lösen und so Waldarbeitende gefährden. Ein Vorteil der Sprengung ist, dass sich kein Mensch in der unmittelbaren Nähe des Baumes auffällt, wenn dieser durch die Sprengung in Bewegung gesetzt wird. Dasselbe gilt für Bäume, die vom Sturm umgeknickt, geworfen oder angeschoben wurden und bei denen der Stamm unter so hoher Spannung steht, dass die motormanuelle Fällung oder Aufarbeitung ein zu hohes Gefährdungspotential für den Sägeführenden aufweist.

Abb. 3: Bild 1: Abgesprengter Ast. Bild 2: Hutebuche nach Sprengung eines Astes. (Quelle: THW)

Auch bei der Beseitigung von Baumstümpfen oder großen Wurzeln, beispielsweise für das Anlegen von Forstwegen oder Wanderpfaden, kann Sprengstoff eingesetzt werden.

Verfahren

Wie andere Sprengungen auch, dürfen die Einsätze nur durch ausgebildete und zertifizierte Sprengberechtigte durchgeführt werden. Hier kommt regelmäßig die Fachgruppe „Sprengen“ des THW zum Einsatz. Sprengungen, welche nicht zur direkten Gefahrenabwehr dienen, können auch von gewerblichen Unternehmen durchgeführt werden. Begleitet werden diese Einsätze teilweise von der Feuerwehr, der Polizei und natürlich den zuständigen Försterinnen und Förstern, Revierleitenden und Waldarbeitenden.

Je nachdem, für welchen Zweck der Baum gesprengt werden soll, werden in der entsprechenden Höhe Bohrlöcher in den Stamm eingebracht. Bei dem Erhalt von Habitatbäumen bietet sich meist eine Höhe von mindestens 4 bis 5 m an, um möglichst viel vom Stammtorso stehen zu lassen. In den Bohrlöchern wird der Sprengstoff, im Regelfall ein Gesteinssprengstoff, z. B. Eurodyn 2000, platziert. Durch die Anbringung des Sprengstoffs direkt im Baum – im Gegensatz zur Anbringung außen am Stamm – wird insgesamt weniger Sprengstoff benötigt und die Lärmbelästigung für Mensch und Tier sinkt. Straßen und Wege im Gefahrenbereich werden durch THW, Forstbehörde, Feuerwehr und/oder die Polizei gesperrt. Das THW weist alle Beteiligten vor Ort in die Gefahren und das richtige Verhalten an der Einsatzstelle ein. Danach müssen alle den Gefahrenbereich von mind. 300 m Radius um den Baum herum verlassen. Nach der Sprengung wird die Sprengstelle durch die Sprengberechtigten kontrolliert und danach wird der Gefahrenbereich wieder freigegeben. Der abgesprengte Teil des Baumes kann bei Bedarf geräumt und die Straßensperrung aufgehoben werden.

Ratgeber Forstliches Krisenmanagement

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