Die Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) und die Rolle des Waldes

Die Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) ist ein Zeichen dafür, dass sich die Wasserpolitik auf europäischer Ebene weiter entwickelt. Sie strebt die Wiederherstellung des "guten Zustands der Gewässer und der aquatischen Ökosysteme" bis 2015 an.

Die europäische Richtlinie aus dem Jahr 2000 wurde durch das Gesetz n° 2004-338 vom 21. April 2004 in französisches Recht überschrieben. Um die notwendigen Maßnahmen zur Bekämpfung der diagnostizierten Störungen durchführen zu können, empfiehlt die Richtlinie eine Bewirtschaftung in hydrogeographischen Einheiten. Im Gegensatz zu vorherigen Politiken, die eher auf die Wahl der Mittel ausgerichtet waren, fordert diese Richtlinie konkrete Ergebnisse.

Die Umsetzung der WRRL erfolgt in Frankreich im Rahmen der Wasserbewirtschaftungspläne (Schémas Directeurs d’Aménagement et de Gestion des Eaux), die die Leitlinien für den Erhalt und die nachhaltige Bewirtschaftung der Wasserressourcen jedes Einzugsgebiets festschreiben. Für diesen Artikel ist vor allem das "Thema 3: Wasser, Natur und Biodiversität" von Bedeutung.

Die Rolle des Waldes zum Erreichen eines guten Zustandes der Oberflächengewässer

Der gute Zustand eines Gewässers hängt in erster Linie vom physischen Zustand seiner Uferzone, seines Niedrigwasser- und Hochwasserbetts und seines Einzugsgebietes ab.

Es wird davon ausgegangen, dass der Wald, aufgrund seiner dauerhaften Beschirmung folgende Funktionen erfüllt:

  • er schützt die physisch-chemischen Wasserqualität,
  • ermöglicht ökologisch hochwertige Feuchtgebiete,
  • reguliert Hochwasser und verhindert Bodenerosion.

Je nach Bewirtschaftung oder forstwirtschaftlicher Konzeption kann der Waldbau diese natürlichen Funktionen jedoch beeinflussen. Verschiedene Störungen, hervorgerufen durch bestimmte waldbauliche Praktiken, können das Erreichen eines guten Zustands der Gewässer verhindern:

  • Störungen der Uferzone durch Anpflanzen nicht angemessener Baumarten (Fichte, Hybridpappel, etc…),
  • Störungen im Gewässerbett durch Ausräumen des Wasserlaufs, Gewässerausbau oder Begradigung,
  • Verschlammung des Gewässerbetts durch massive Ablagerung feiner Sedimente, hervorgerufen durch verstärkte Eingriffe (Bodenverdichtungen, Anlegen von Maschinenwegen, etc.),
  • Verschlechterung des Zustandes der Uferzone und des Gewässerbetts durch waldbauliche Arbeiten (wiederholte Querungen im Gewässerbett), Verschlechterung oder Zerstörung von Feuchtgebieten usw.

Im Allgemeinen hat der Wald einen sehr positiven Einfluss auf den Zustand der Fließgewässer und Feuchtgebiete, dieser wird jedoch zunehmend durch immer intensiver werdende Waldnutzung gestört.

INFO: "Der gute Zustand"

Der gute Zustand eines Gewässers wird nach mehreren Kriterien bewertet:

- für Oberflächengewässer nach chemischen Kriterien (Vorhandensein oder Nicht-Vorhandensein bestimmter Substanzen) und ökologischen Kriterien (Fischbestände, Vorkommen wirbelloser Fauna, Gewässerflora, physische Eigenschaften des Gewässers, …). Diese Kriterien werden in Abhängigkeit der Art des Gewässers bestimmt. Bezüglich der Hydromorphologie werden keine spezifischen Ziele festgesetzt. Ein guter Zustand ist jedoch nur dann zu erreichen, wenn die Hydromorphologie der jeweiligen Gewässer zufriedenstellend ist.

- für das Grundwasser nach chemischen und quantitativen Kriterien;

Der Bereich "Bekämpfung toxischer Schadstoffe" der WRRL sieht vor, dass die Gewässer innerhalb von 20 Jahren frei von gefährlichen Substanzen sein sollen (darunter Metalle, Pestizide, Kohlenwasserstoffe).

Auewald/ gewässerbegleitender Wald

Das Aufrechterhalten eines Auewaldes an den Gewässerrandflächen kann diese vor Schadstoffen aus dem Einzugsgebiet und vor lateralen Erosionserscheinungen schützen. Außerdem trägt der Auewald zur Säuberung des Wassers im Hochwasser- und Niedrigwasserbett bei; vorausgesetzt der gewässerbegleitende Wald befindet sich in einem guten Zustand, ist ausreichend diversifiziert (in Bezug auf Schichtung, Alter und Baumarten) und besteht aus angepassten Baumarten. (Anpflanzungen von Fichten und Pappeln am Gewässerrand sind zu vermeiden).

Der bachbegleitende Wald kann, dank des Schattens, den er spendet, zur Verringerung der Wassertemperatur beitragen; dies verbessert die Bedingungen für zahlreiche, im Wasser lebende Lebewesen.

Uferzone und Niedrigwasserbett

Ein Fließgewässer in gutem Zustand weist verschiedene Strömungen auf, eine Uferzone, die durch die vorhandene Vegetation vor Erosion geschützt ist, ein Gewässerbett, dessen Breite der Strömung angemessen ist, usw. Wenn bestimmte Vorsichtsmaßnahmen nicht berücksichtigt werden, kann die forstliche Bewirtschaftung jedoch zu einer Verschlechterung des Zustandes des Fließgewässers führen.

Querungen des Fließgewässers mit schweren Forstmaschinen ohne besondere Vorsichtsmaßnahmen können zum Einbrechen der Uferzone führen oder zur Verschlammung und Verschmutzung durch Treibstoffe und Schmiermittel; mit schwerwiegenden Folgen für die Wasserqualität und die physischen Eigenschaften des Fließgewässers. Das Aufwirbeln von Feinsedimenten durch wiederholte Querungen führt zur Verschlammung von Ernährungs-, Schutz- und Fortpflanzungsgebieten der im Wasser lebenden Fische. Die in diesen Sedimenten lebenden Organismen, welche wichtige Funktionen vor allem für die Gewässerklärung erfüllen, sterben ab.

Schlecht angelegte Gewässerquerungen unter Maschinenwegen und Sperren können unüberwindbare Hürden für bestimmte Süßwasserfischarten darstellen. Außerdem können sie den Transport der Sedimentfracht behindern, der für die Dynamik und das Aufrechterhalten der natürlichen Funktionen des Gewässers von größter Bedeutung ist.

Auf angemessene Querbauwerke ist deshalb zu achten. Seien diese zeitlich begrenzt (PEHD-Rohre, provisorische Übergänge aus Schlagabraum…) oder langfristig (Brücken, Betonplatten, rechteckige Verdolungen …). Sie müssen dem Gewässer angemessen sein und die Anforderungen der Bewirtschaftung (z. B. regelmäßige Querungen über eine langen Zeitraum …) berücksichtigen und den Abfluss des Wassers und die Bewegungsfreiheit der Lebewesen gewährleisten. Es ist darauf zu achten, dass das Querbauwerk keine unüberwindbare Hürde für die Fische darstellt, dass es leicht im Gewässerbett einsinkt, damit die Bildung einer natürlichen Gewässersohle innerhalb des Bauwerks möglich ist. Es sollte ohne Gefälle, respektive mit einem Gegengefälle errichtet werden.

Ein weiteres Problem, auf das hingewiesen werden sollte, ist das Fehlen von Totholz im Gewässerbett. Dieses verschlechtert die physischen Eigenschaften des Standortes und führt zu einer minderwertigen Wasserqualität. Andererseits ist es für das Fließgewässer schädlich, wenn Holz darin gelagert oder wenn Schlagabraum im Gewässerbett liegen gelassen wird. Die Zersetzung der pflanzlichen Abfälle führt zu einer Verschlechterung der Wasserqualität durch das Einbringen von Tanninen und einer Verringerung des Sauerstoffgehalts.

Hochwasserbett und Einzugsgebiet

Eine der wichtigsten Schutzfunktionen des Waldes ist das Eindämmen einer durch das Wasser bedingten Erosion, die zur Verschlechterung der Wasserqualität führt. Die horizontale Schichtung (Stratifikation) des Waldes mit Krautschicht, Strauchschicht und Baumschicht und die entstehenden pflanzlichen Abfälle bilden eine pflanzliche Deckschicht, die einen Schutz vor oberflächlicher Erosion darstellt und somit das Einbringen von Sedimentablagerungen in das Gewässernetz verhindert. Zu starke Sedimentablagerungen können nämlich die Funktion eines Fließgewässers drastisch verändern und ihr Potential zur Entwicklung der Biodiversität einschränken.

In diesem Sinne ist auf den Erhalt des überschirmenden Kronendachs zu achten und Bodenverdichtungen sind zu vermeiden. Alle Eingriffe, die zu Bodenverdichtungen oder zu einem kahlen Boden führen – wie Kahlschlag, wiederholte Maschinenquerungen, usw. - sind zu unterlassen. Beim Anlegen von Rückelinienin der Nähe von Fließgewässern ist darauf zu achten, dass keine Schwebstoffe in das Fließgewässer gelangen können (Anzahl der Rückelinien verringen, diese nicht in Richtung des Gefälles anlegen, etc.)

Nadelholzreinbestände im Rahmen einer intensiven Waldbewirtschaftung können – durch Versauerung und zu starke Verschattung – negative Auswirkungen auf die Fließgewässer haben. Auch forstwirtschaftliche Arbeiten wie das Säubern von Gräben, der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln oder stickstoffhaltigen Düngemitteln, sowie das Entsorgen von Motorenöl können die Wasserqualität negativ beeinflussen.

Feuchtgebiete

Feuchtgebiete sind nicht direkt Gegenstand der Wasserrahmenrichtlinie, aber sie gelten für das Erreichens eines guten ökologischen Zustands als hilfreiches Instrument. Sie übernehmen Filter- und Reinigungsfunktionen und regulieren die Durchflussmenge der Fließgewässer (Zurückhalten des Wassers bei Hochwasser, Aufrechterhalten des Niedrigwasserstandes in Trockenperioden). Deshalb ist es wichtig, im Wald liegende Feuchtgebiete zu erhalten: die vorhandenen Flächen müssen erhalten und der gute Zustand muss bewahrt bleiben. Die Waldbewirtschaftung kann auf diese Gebiete jedoch große Auswirkungen haben; es gilt deshalb, folgende Vorsichtsmaßnahmen zu berücksichtigen:

  • den Feuchtgebieten kein Wasser entziehen und die natürliche Vegetation beibehalten (sowohl in der Baumschicht wie in der Krautschicht). Kein Anpflanzen von Hybridpappeln oder Fichten,
  • keine wiederholten Maschinenquerungen in diesen fragilen Gebieten, Eingriffe bevorzugt in Trockenperioden,
  • Holzlagerungen und Verbrennen von Schlagabraum vermeiden, keine Holzlagerplätze einrichten,
  • jede Art von Verschmutzung vermeiden, um die Wasserqualität nicht zu beinträchtigen.

INFO: Der Auewald - eine natürliche Infrastrukturmaßnahme

Auewälder können bis zu 95% der Stickstoffanreicherungen und 80% der Phosphoranreicherungen, die im Hochwasser enthalten sind, zurückhalten. Das Wasser wird somit vor dem Übergang in die Grundwasserschicht gereinigt.

Voraussetzung dafür ist, dass das betroffene Gebiet als Überschwemmungsgebiet erhalten bleibt. Der Erhalt der natürlichen Funktionen dieser Ökosysteme und der Überschwemmungsdynamik sind wichtige Voraussetzungen für diese Reinigungswirkung. Auewälder spielen außerdem eine wichtige Funktion beim Rückhalt von Hochwasser und bieten somit Schutz vor Überschwemmungen. Sie können – als Pufferzonen – große Wassermengen zurückhalten und somit dazu beitragen, dass der Wasserstand im Unterlauf reduziert wird. Auewälder sind – in diesem Sinne – wahre natürliche Infrastrukturmaßnahmen, die zum Erreichen der von der WRRL gesetzten Ziele beitragen. Aufgrund ihrer spezifischen Fauna und Flora sind sie des weiteren von besonderem Interesse für das Naturerbe.

Die verstärkt intensiven waldbaulichen Maßnahmen haben jedoch negative Auswirkungen auf den Auewald; sie stören seine natürliche Funktion und behindern die Entwicklung der Biodiversität. Um diese bedrohten Lebensräume zu schützen, muss auf eine extensive Bewirtschaftung geachtet – oder wenn möglich, jeder Eingriff vermieden werden.

Die Rolle des Waldes zum Erreichen eines guten Zustandes des Grundwassers

Der Wald stellt einen pflanzlichen Filter zur Reinigung und Filtrierung des Wassers dar, bevor dieses in die Grundwasser- und Schwemmlandschichten eindringt. Wenn darauf geachtet wird, dass das überschirmende Kronendach nicht zerstört und angemessen bewirtschaftet wird, kann der Waldbau zum guten Zustand des Grundwasserkörpers beitragen.
Dazu ist es jedoch wichtig, die ähnlichen Vorgaben wie bei den Fließgewässern zu berücksichtigen, nämlich:

  • das überschirmende Kronendach ist zu erhalten und seine Verjüngung zu unterstützen,
  • der Baumbestand ist extensiv zu bewirtschaften, der Einsatz von schadstoffhaltigen Produkten ist zu unterlassen.

Die gleichen Vorgaben gelten für Feuchtgebiete. Auch diese spielen durch ihre Reinigungsfunktion eine wichtige Rolle für den guten Zustand des Grundwasserkörpers.

Zusammenfassend gilt:

durch eine vernünftige Waldbewirtschaftung unter Berücksichtigung der o. g. Maßnahmen kann der Wald eine positive Rolle zum Erreichen des guten Zustandes von Oberflächengewässern und des Grundwassers, gemäß Vorgaben der WWRL, spielen. Bei waldbaulichen Praktiken sind immer die möglichen Folgen für Fließgewässer und Feuchtgebiete zu bedenken; es muss verhindert werden, dass diese Praktiken zu einer Verschlechterung der physischen Eigenschaften dieser Lebensräume oder zu einer Verschlechterung der Wasserqualität führen. Außerdem darf die Entwicklung einer gesunden Biodiversität nicht behindert werden.

Übersetzung

  • dialogos GbR
  • 79100 Freiburg

Hinweis

Dieser Beitrag ist Teil des Ratgebers "Handbuch Wald & Wasser".
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