Gerade im Bereich der Forstwirtschaft ist der Klimawandel ein großes Thema. Die deutschsprachigen forstlichen Forschungs- und Versuchsanstalten haben ein gemeinsames Papier – die "20 Freisinger Punkte" – mit einer abgestimmten Haltung zu Klimawandel und Handlungsbedarf formuliert. Aber es werden auch Stimmen laut, die dem Klimawandel eher skeptisch gegenüber stehen oder ihn gar leugnen.
Der Klimaskeptiker
Klimaskeptiker bezweifeln nach einer Eigenauskunft, dass
- das Erdklima maßgeblich von einem sogenannten Treibhauseffekt bestimmt werde,
- der Mensch auf den Treibhauseffekt über die Emission sogenannter Treibhausgase Einfluss habe,
- menschliche Einflussnahme zu einer Erderwärmung führe und
- eine Erderwärmung zu einer dramatischen und katastrophalen Entwicklung führen werde.
Tatsächlich wird diese Skepsis nur von wenigen Menschen, noch weniger Wissenschaftlern und nur einer verschwindend geringen Minderheit an Fachleuten aus Meteorologie, Geografie und artverwandten Disziplinen geteilt. Nichts desto trotz kann man verschiedene Typen von Klimawandelskeptikern unterscheiden:
- Die Fundamentalskeptiker leugnen den Klimawandel generell und bestreiten, dass es überhaupt einen Trend zu höheren Temperaturen gibt.
- Die Ursachenskeptiker erkennen den Wandel an, bezweifeln aber den anthropogen verstärkten Treibhauseffekt als Hauptursache.
- Die Anfälligkeitsskeptiker akzeptieren sowohl den Wandel als auch seine Ursachen, bestreiten aber eine erhöhte Anfälligkeit der Wälder gegenüber veränderten Klimabedingungen.
- Die Schwellenwertskeptiker akzeptieren grundsätzlich die Anfälligkeit der Waldbäume, verneinen aber, dass wir genug wissen um ökologische Existenzbereiche und ihnen zugeordnete Schwellenbereiche der Risikovorsorge ableiten zu können.
- Die Anpassungsskeptiker erkennen die Schwellenwerte und die Notwendigkeit zu Anpassungsmaßnahmen generell an, sehen aber Probleme in der raschen Realisierung des Waldumbaus.
Viele der Argumente, die von Fundamental- und Ursachenskeptikern seit längerem vorgebracht werden, wurden von verschiedenen Seiten umfassend aufgegriffen und widerlegt. Die Aufgabe der forstlichen Forschung ist es nun, die Auswirkungen des Klimawandels auf die Wälder und die Forstwirtschaft zu erfassen, zu bewerten und Anpassungsmaßnahmen nach dem Stand von Wissenschaft und Technik zu entwickeln.
Parallelen zum Waldsterben?
Abb. 2: Vergilbte Nadeln wie bei dieser Fichte waren Anfang der 80er Anzeichen für das Waldsterben (Foto: Archiv LWF).
Oft wird beim Klimawandel auch die naheliegende Parallele zum Waldsterben der 1980er-Jahre gezogen. Allerdings gibt es zwischen diesen beiden Umweltproblemen gewaltige Unterschiede:
- Das Waldsterben war ein räumlich begrenztes Problem, der Klimawandel ist ein globales Problem, mit sowohl Verursachern als auch Opfern rund um den Erdball.
- Die eindeutige Ursache-Wirkungs-Erklärung von lokalen Waldschäden ist schwierig. Die Auswirkungen des Klimas auf Wälder sind dagegen viel eindeutiger.
- Das Waldsterben spielte sich auf einer Zeitskala von wenigen Jahren ab. Beim Klimawandel ziehen sich die Vorgänge über Jahrzehnte bis Jahrhunderte und sind wesentlich weniger offensichtlich. Der Handlungsbedarf liegt für viele nicht so deutlich auf der Hand.
Den Diskussionen von damals und heute wird Hysterie und Übertreibung vorgeworfen. Allerdings wird bei den scheinbar nicht eingetroffenen Prognosen zum Waldsterben meist übersehen, dass die Mahnungen der Wissenschaftler zu einer drastischen Reduktion der Luftverschmutzung durch Schwefeldioxid geführt und die Wälder so vor weiteren Schäden bewahrt haben. In den Schwerpunktregionen des Schwefeldioxideintrages sind Wälder dennoch schwer geschädigt worden oder abgestorben.
Folgen für den Umgang mit dem Klimawandel
Scheinbar falsche Prophezeiungen und vielleicht auch die eine oder andere Übertreibung beim Waldsterben haben zur Folge, dass man nun dem Klimawandel und den vorgeschlagenen Anpassungsmaßnahmen der Forstwirtschaft mit deutlich mehr Skepsis begegnet als es dem Ernst der Lage angemessen wäre. Wie bei allen langsam anwachsenden Problemen werden hier schnelle Lösungen vordergründig nicht verlangt. Skeptiker liefern wohlfeile Argumente für das bequeme Aussitzen des Problems. Gerade in der Forstwirtschaft mit ihren langen Produktionszyklen kann das fatale Folgen haben: Zukunftsfragen erweisen sich in dieser Branche als Gegenwartsproblem.
"Es kommt nicht darauf an, die Zukunft vorauszusagen, sondern darauf, auf die Zukunft vorbereitet zu sein." wusste schon der große athenische Staatsmann Perikles. Unsicherheit und Risiko gehören zu den Grundkonditionen der Forstwirtschaft, dürfen uns aber nicht vom Handeln abhalten. Die forstliche Ressortforschung wird durch objektive Untersuchungen und neutrale Aufklärung dazu beitragen, durch den Klimawandel neue Risiken in der Forstwirtschaft aufzudecken und Schäden am Waldeigentum zu vermeiden.