Wälder in all ihrer Vielfalt werden von den Menschen seit jeher mannigfaltig genutzt und geschätzt. Einerseits liefern sie wichtige Ressourcen (vor allem Holz), erfüllen eine Schutzfunktion und sind eine Einkommensquelle. Andererseits gelten die österreichischen Wälder per Gesetz als "frei zugängliche Attraktionen" (jeder darf den privaten und öffentlichen Wald zu Erholungszwecken betreten (§ 33 ff. öst. ForstG). Infolgedessen ist das Spektrum der im Wald ausgeübten Aktivitäten breit gefächert, was eine Herausforderung für die Bewirtschaftung der Wälder darstellen kann. Eine nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder ist von großer Bedeutung für die nachhaltige Entwicklung ländlicher Regionen. Neben den ökologischen und ökonomischen Vorteilen gewinnen auch die sozialen und kulturellen Vorteile für die Menschen zunehmend an Bedeutung.

Etwa 48 % des österreichischen Bundesgebiets sind von Wäldern bedeckt, die zahlreiche Natur- und Erholungsgebiete umfassen. Wälder bieten im Allgemeinen einen idealen Raum für Erholung und Entspannung und tragen somit zur menschlichen Gesundheit bei. Die Bandbreite möglicher Freizeitaktivitäten im Wald ist groß: Spazierengehen, sich entspannen oder die Natur genießen sowie Skifahren, Mountainbiken und vieles mehr. Die Erholungsfunktion des Waldes kommt nicht nur der lokalen Bevölkerung zugute, sondern wird auch von Touristen stark nachgefragt. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der hohe ästhetische Wert der Wälder für Erholungszwecke, da die Ästhetik einer Landschaft das Besuchererlebnis beeinflusst und darüber entscheidet, ob und wie oft die Menschen wiederkommen.

Im Gegensatz dazu kann die intensive Nutzung der Wälder zu Erholungszwecken aufgrund von Interessenkonflikten schnell zu einer Belastung werden (z.B. zwischen Mountainbikerinnen und Mountainbikern, Wanderern, Waldarbeiterinnen und Waldarbeitern). Der Wald selbst und die Wildtiere sind durch eine zunehmende Zahl von Besucherinnen und Besuchern einem ökologischen Druck ausgesetzt.  Darüber hinaus sehen die Eigentümerinnen und Eigentümer der Wälder oft keinen wirtschaftlichen Vorteil durch Touristen. Um mögliche Konflikte zu vermeiden oder zumindest zu vermindern, ist es wichtig, die Erholungswirkung in der Waldbewirtschaftung anzuerkennen. Insbesondere in Jagdgebieten und Wäldern, die intensiv für die Holzproduktion genutzt werden, sollte die Erholungsinfrastruktur des Waldes angemessen verwaltet sein. Konflikte entstehen, wenn Erholungssuchende markierte Wanderwege und Straßen verlassen.

In den letzten Jahren haben sich viele Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer dazu entschlossen, von einer intensiven Waldnutzung zu einer multifunktionalen Waldbewirtschaftung überzugehen, die die steigende Nachfrage von Erholungssuchenden und Touristen nach "Natürlichkeit" unterstützt. Zum einen wird der Klimawandel in den kommenden Jahrzehnten die Baumartenzusammensetzung im Wald verändern und dies wird zu neuen Waldmustern führen. Eine Möglichkeit, dem vorausschauend entgegenzuwirken, ist es, auf eine standortgerechte Baumartenzusammensetzung, Naturverjüngung und unterschiedliche Waldstrukturen zu setzen.

Zum anderen erkennen immer mehr Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer, dass die Umstellung von Reinbeständen auf Mischwälder viele Vorteile hat (höhere Wachstumsraten, ökologisch wertvollere Lebensräume und eine höhere biologische Vielfalt). Mischwälder verfügen über einen höheren Erholungswert für Touristen. Wald dient vielmehr als Hintergrundkulisse für Freizeitaktivitäten wie Wandern, Mountainbiken oder andere Sportarten. Außerdem schätzen Waldbesucherinnen und Waldbesucher die Ruhe, die gute Luft und die beruhigende Umgebung des Waldes. Touristen sind in erster Linie am Wald als Erholungsort interessiert und betrachten den Wald nicht aus forstwirtschaftlicher Sicht.

Ein Beispiel für ein dicht bewaldetes Gebiet ist die Holzwelt Murau mit einem Waldanteil von etwa 70 %. Die dominierenden Baumarten sind Fichte (Picea abies), Lärche (Larix decidua) und Zirbe (Pinus cembra), wobei die Lärche etwa 19 % der Fläche einnimmt. Die aktuellen waldbaulichen Bewirtschaftungsempfehlungen prognostizieren eine Erhöhung des Lärchenanteils in Mischbeständen auf bis zu 30 %. Daraus wird eine Veränderung der Baum- und Strukturvielfalt resultieren. Daher ist es von besonderem Interesse, wie diese Veränderung touristisch bewertet wird.

Forschungsrahmen

Die Studie wurde in Österreich in verschiedenen Wandergebieten des Bezirks Murau in der Steiermark im Rahmen eines Forschungsprojekts in der Holzwelt Region Murau durchgeführt. Nach den Windwurfkalamitäten 2007/2008 (Orkan Kyrill sowie die Stürme Emma und Paula) wurden vermehrt Lärchen gepflanzt mit dem Ziel, die Risiken in Lärchenmischbeständen für die nächsten Jahrzehnte zu mindern und die Bestände stabiler zu machen. Außerdem wurden verschiedene Aspekte der Biodiversität, der Samenproduktion und der Erholungsaspekte im Wald untersucht.

Für die vorliegende Studie wurde der Schwerpunkt auf Erholungsaspekte gelegt und wie die Waldbewirtschaftung unterstützen kann: wie etwa die Erholungswirkung, die Waldzusammensetzung und die Einschätzungen von Waldbesucherinnen und Waldbesucher sowie Touristen (Abb. 1) über den Wald ist. Weiters wurde untersucht, wie Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer den Wald unter den Aspekten des Klimawandels und der Erholungswirkung bewirtschaften können, um strukturierte und baumartenreiche Bestände zu erhalten.

Es wurde eine quantitative Erhebung anhand eines standardisierten Fragebogens durchgeführt. Ein zentrales Element dieses Fragebogens waren die Bilder in Abbildung 2. Die Bilder wurden mit dem Ziel ausgewählt, verschiedene Rein- und Mischbestände zu erfassen und herauszufinden, welcher Typ aus welchen Gründen von Erholungssuchenden bevorzugt wird. Bei den Reinbeständen handelte es sich um Bestände mit Lärche und bei den Mischbeständen um Bestände mit den drei Baumarten Fichte, Lärche und Zirbe. Die Bilder stellten entweder einen dichten oder einen offenen, einen artenreinen oder einen gemischten Bestand dar.

Abb. 2: Darstellung der verschiedenen Waldtypen und ihrer Eigenschaften; Bild 1 – Mischbestand und offenes Kronendach, Bild 2 – Mischbestand und geschlossenes Kronendach, Bild 3 – Reinbestand und geschlossenes Kronendach, Bild 4 – Reinbestand und offenes Kronendach.

Auszug zu den Ergebnissen

Freizeitaktivitäten und die Wahrnehmung des Waldes

In einem ersten Schritt wurden die Motive für einen Aufenthalt im Wald untersucht. Die beliebtesten Aktivitäten im Wald sind vor allem Erholungsaktivitäten mit geringer Intensität wie Wandern (97,6 %), Entspannen (72,4 %), die Natur genießen (68,5 %) oder Spazierengehen (43,6 %). Freizeitaktivitäten mit hoher Intensität sind zum Beispiel Mountainbiken, Klettern und Skifahren (Tab. 1). Die Daten zeigen, dass die Befragten den Wald aktiv zur Erholung nutzen und dass die Freizeitaktivitäten breit gefächert sind und von intensiven bis hin zu weniger intensiven Freizeitaktivitäten reichen.
Signifikante Unterschiede zwischen weiblichen und männlichen Befragten gibt es bei den folgenden Aktivitäten: Ruhe und Entspannung, Spazierengehen, Beerensammeln und Mountainbiken. Zwischen Einheimischen und Touristen besteht ein signifikanter Unterschied bei der Aktivität des Pilze Sammelns. Außerdem gibt es signifikante Unterschiede bei den Aktivitäten Wandern und Beerensammeln und hochsignifikante Unterschiede bei den Aktivitäten Skifahren und Jagen.

     
ErholungszweckAnzahl der Befragten, die diesen Zweck ausgewählt habenFrauenMännerp-WertEinheimischTouristp-Wert
Wandern32296%95%0.6690%98%0.00
Natur genießen23977%65%0.0267%72%0.39
Ruhe und Entspannung22674%61%0.0165%68%0.70
Spazieren14450%36%0.0154%38%0.06
Pilze sammeln12241%33%0.1149%31%0.02
Skifahren8828%23%0.3340%20%0.00
Beeren sammeln5925%12%0.0349%31%0.00
Mountainbiking4910%18%0.0419%13%0.10
Andere Aktivitäten369%12%0.4915%9%0.08
Klettern197%4%0.387%5%0.44
Jagen132%6%0.1012%0%0.00

Tabelle 2: Unterschiede in der Freizeitgestaltung zwischen Frauen und Männern sowie zwischen Einheimischen und Touristen [n=330]

Abbildung 3 veranschaulicht, welche Merkmale die Befragten dem Wald zuschreiben: Es gibt nur geringe Unterschiede zwischen Einheimischen und Touristen sowie zwischen weiblichen und männlichen Befragten, was daran zu erkennen ist, dass die einzelnen Icons nahe beieinander liegen. Bei der Auswahl der Attribute fällt auf, dass der Wald einerseits als ruhig, langsam und erholsam charakterisiert wird. Andererseits kann der Wald für Spaß, Spiel und Bewegung genutzt werden. Der Wald wird als etwas Spannendes, als Abenteuer charakterisiert. Der Wald wurde nicht mit negativen Attributen versehen. Diese vielfältige positive Charakterisierung spiegelt sich in der vielfältigen Nutzung des Waldes wider.

Präferenz des Waldbildes

In dieser Studie wurden vier Bilder mit unterschiedlichen Waldattributen verwendet, um den bevorzugten Waldtyp für Erholungszwecke zu ermitteln. Bild 1 ist dabei das Bild, das am häufigsten auf Platz 1 liegt. Bild 4 und Bild 2 liegen gemeinsam auf dem zweiten Platz. Bild 3 wird von den meisten Befragten an letzter Stelle genannt (Rangfolge siehe Abb. 4). Mit einem Mann-Whitney-U-Test konnte kein signifikanter Unterschied zwischen Frauen und Männern sowie zwischen Einheimischen und Touristen bei der Auswahl der Bilder ermittelt werden; beide Gruppen bevorzugen die gleiche Art von Wäldern für ihre Freizeitaktivitäten. Der bevorzugteste Waldtyp war der offene Mischbestand. Der geschlossene Reinbestand wurde am wenigsten geschätzt.

Auszug aus den Diskussionspunkten

Präferenz des Waldbildes

Mehrere Studien haben bereits gezeigt, dass Bestände mit verschiedenen Baumarten von Erholungssuchenden bevorzugt werden. Außerdem werden Laubwälder gegenüber Nadelwäldern bevorzugt. Die Baumart selbst hat keinen großen Einfluss auf die Auswahl der Wälder für Erholungszwecke. Der herbstliche Farbwechsel von Laubbäumen ist für Touristen sehr attraktiv. In der hier untersuchten Region kann dies ein positives Indiz für die Förderung von Lärche sein, da sie sich im Herbst goldgelb färbt. Des Weiteren werden mäßig bestockte, offenere Bestände von Erholungssuchenden bevorzugt. Darüber hinaus werden Wälder mit unregelmäßigen Baumabständen sowie ältere Bestände mit einer vertikalen Struktur bevorzugt.

Wie sollten jetzt die Wälder für Erholungszwecke aus waldbaulicher Sicht behandelt werden? Für Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer können angepasste waldbauliche Maßnahmen einen ästhetischen Waldtyp schaffen. Einerseits müssen verschiedene Baumarten verwendet werden. Andererseits sind Freiräume wichtig, damit das Erscheinungsbild eines Waldes nicht zu dicht und dunkel wirkt. Gerade im Hinblick auf den Klimawandel ist es wichtig, das Risiko auf verschiedene Baumarten zu verteilen. Außerdem ist es wichtig, den Bestand zu strukturieren. Es zeigt sich, dass viele dieser Maßnahmen den Wald für Erholungssuchende einladender machen. Wichtig ist es, dass forstliche Maßnahmen keine Schäden am Bestand oder am Boden verursachen. In intensiv bewirtschafteten Wäldern ist es entscheidend, auf eine durchdachte Gestaltung zu achten, zum Beispiel auf Holzpolter, Forststraßen und andere bewirtschaftete Einrichtungen.

Schlussfolgerungen

Bei der Interpretation der Ergebnisse ist zu beachten, dass es sich um eine regionale Studie handelt und sie einmalig in einem begrenzten Zeitraum durchgeführt wurde. Für eine tiefer gehende Studie wird daher vorgeschlagen, andere Regionen zu berücksichtigen, um eine breitere Besucherklientel und deren Interessen repräsentieren zu können. Die Waldbewirtschaftung sollte waldbauliche Strategien anpassen, die sich auf die Landschaftsebene und die Bestandesebene konzentrieren. Auf Landschaftsebene ist auf die räumliche Verteilung verschiedener Mischwald- und/oder Agroforsttypen zu achten. Auf Bestandesebene kann dies die Erhaltung und Förderung verschiedener Baumarten durch Durchforstung und/oder Verjüngungsmaßnahmen in verschiedenen Wachstumsstadien umfassen. Es sollte sich um Bestände handeln, die vor dem Hintergrund des Klimawandels stabil und gesund sind und somit auch eine ästhetische Wirkung auf Erholungssuchende haben.