Viele Baumarten bilden alle paar Jahre massenhaft Früchte. Bei den Waldbäumen sind insbesondere die Zapfen der Fichte oder die Eicheln bekannt. Das Phänomen der starken Samen- respektive Fruchtbildung wird als Samenmast bezeichnet. Von einem Mastjahr kann allerdings nur dann gesprochen werden, wenn ganze Bestände in einem grösseren geografischen Raum starken Fruchtbehang aufweisen. Ein einzelner Baum mit zahlreichen Zapfen oder Früchten reicht dazu nicht aus.
Wenn mindestens vier von fünf Bäumen einer Art üpppig mit Samen oder Früchten behangen sind, so spricht man von einer Vollmast. Ebenso deutlich, aber weniger auffällig sind die Jahre, in welchen eine Baumart fast keine Früchte trägt: Analog zur Vollmast bei starkem Samenbehang spricht man dann von Fehlmast. Zwischenstufen heissen Sprengmast und Halbmast (Tab. 1).
Anteil Bäume im Bestand | Früchte/Zapfen am Einzelbaum | |
Fehlmast | 0 < 10% aller Bäume | keine oder wenige |
Sprengmast | 10‒50% aller Bäume | wenig bis reichlich |
Halbmast | 50‒80% aller Bäume | reichlich bis üppig |
Vollmast | > 80% aller Bäume | üppig bis ausladend |
Quelle: Rohmeder, E. (1972): Das Saatgut in der Forstwirtschaft. Paul Parey, Hamburg, Berlin.
Das Auftreten einer Samenmast wird von zahlreichen Faktoren wie Klima, Nährstoffen oder dem Baumalter beeinflusst. Zwei grundsätzlich unterschiedliche Theorien werden heute zur Erklärung diskutiert:
- Die massenhafte Bildung von Früchten in mehr oder weniger regelmässigen Abständen ist evolutiv vorteilhaft, weil die Bestäubung effizienter ist, wenn viele Baumindividuen gleichzeitig blühen und Pollenüberfluss herrscht. Bei einem Übermass an produzierten Früchten können zudem mehr Samen keimen und überleben, bevor sie beispielsweise von Mäusen aufgefressen werden.
- Die Menge der Früchte ist massgebend von äusseren Einflüssen bestimmt, unter welchen die saisonale Witterung (Wärme und Wasser) oder Nährstoffverfügbarkeit hervorzuheben sind.
Mastjahre dürften im Rahmen des Klimawandels an Bedeutung gewinnen, da die Fruchtbildung als einer von mehreren Faktoren für das Fortbestehen von Waldbäumen an ihrem Wuchsort gilt. Während eine neuere Studie keinen Einfluss von steigenden Temperaturen auf die Masthäufigkeit postuliert, warnt eine andere Publikation vor negativen Einflüssen häufiger auftretender Trockenheit im Sommer.
Helfen Sie mit, Daten zur Samenmast zusammenzutragen
Dass Bäume nicht alle Jahre gleich viele Früchte und Samen produzieren, ist altbekannt. Allerdings ist bis heute wenig erforscht, weshalb und wie die einzelnen Arten Ihre Samenproduktion periodisch verstärken und synchronisieren, sodass es zu einem Mastjahr kommt. Obwohl die Samenproduktion artspezifisch synchron stattfindet und insbesondere eine Samenmast äusserst auffällig ist, liegen zudem überraschend wenig lokale Daten über die Ausdehnung und über die Wiederkehrdauer der Mastjahre für verschiedene Baumarten vor.
Aus diesem Grund haben Wissenschaftler der Forschungsanstalt WSL die Website mastweb.ch entwickelt, um Daten über die Samenproduktion von Waldbäumen zu sammeln. Forstleute und Naturexperten sowie alle Interessierten sind aufgerufen, eigene Beobachtungen über die aktuelle Samenproduktion der sechs wichtigsten Baumarten direkt online zu melden. So helfen Sie mit, das Phänomen der Mastjahre besser zu verstehen. Die zusammengetragenen Daten werden durch das MastWeb-Team ausgewertet und die Resultate den Beobachtern sowie der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Zu folgenden Baumarten sind Ihre Beobachtungen gefragt:
- Buche (Fagus sylvatica)
- Esche (Fraxinus excelsior)
- Stieleiche (Quercus robur)
- Traubeneiche (Quercus petraea)
- Fichte/Rottanne (Picea abies)
- Weisstanne (Abies alba)
Durch Klick auf die Baumart öffnet sich ein Artenblatt mit Hinweisen zur Einschätzung der Mast. Der beste Zeitpunkt, um die Samenproduktion dieser sechs Waldbäume zu beurteilen, ist generell der Spätsommer und Frühherbst. Bei der Fichte ist es sehr wichtig, die diesjährigen Zapfen von den letztjährigen zu unterscheiden (Abb. 2 und 3).
Beobachtung melden (Registrierung erforderlich)
Abb. 2. Junge aufrechte und letztjährige hängende Fichtenzapfen. Foto: Ulrich Wasem (WSL)
Abb. 3. Achtung: Sobald die neuen Zapfen braun werden und herunterhängen, sind sie kaum mehr von den letztjährigen unterscheidbar. Foto: Ulrich Wasem (WSL)