Die Echte Mehlbeere ist gegenwärtig eine Rarität in unseren Wäldern und eine der vier wichtigen heimischen Sorbus-Arten neben Elsbeere, Vogelbeere und Speierling. Nach den Ergebnissen der BWI3 für Bayern wurde für sie eine Anteilsfläche von 0,2 % an unseren Wäldern ermittelt. Grund dafür ist die geringe Konkurrenzkraft durch ihren sehr hohen Lichtbedarf verbunden mit ihrer Langsamwüchsigkeit. Daher konzentriert sich die Verbreitung der Mehlbeere in Bayern insbesondere auf lichte Waldstrukturen und Waldrandlagen. Ihr Vorteil ist jedoch ihre Fähigkeit, Standorte mit extrem ungünstigen Wachstumsbedingungen zu besiedeln. So ist beispielsweise ihre bedeutende Rolle bei der Sanierung von Schutzwäldern in den Bayerischen Alpen zu erklären. Dort kann sie auch in Steillagen mit sehr widrigen Bodenverhältnissen eingesetzt werden.

Eine Beteiligung der Mehlbeere am Waldaufbau im Klimawandel ist auch im Flachland zu befürworten, da diese Baumart aufgrund ihres Verdunstungsschutzes auf den Blattunterseiten (Haarfilz) sehr gut mit Trockenheit und extremen Strahlungsverhältnissen (auf Freiflächen) zurechtkommt. Sie wird nicht zuletzt deshalb den Pionierbaumarten zugerechnet. Eine Beteiligung in Zukunftswäldern als bereicherndes Mischungselement wäre daher anzustreben.

Die Einbringung der Mehlbeere kann aber auch eine ökologische Anreicherung darstellen. Die Mehlbeere ist zur Blütezeit im April/ Mai eines jeden Jahres eine wertvolle Nahrungsquelle für Insekten. Zudem bieten ihre rotbraunen Apfelfrüchte eine wertvolle Nahrungsquelle für Vögel. Darüber hinaus hat das Laub der Mehlbeere nach dem herbstlichen Laubfall eine bodenverbessernde Wirkung. Mehlbeeren werden von Natur aus durch Vögel verbreitet, die die roten Früchte aufnehmen und die Samen, oft mehrere Kilometer vom Samenbaum entfernt, unverdaut wieder ausscheiden.

Um Mehlbeeren dauerhaft in unseren Wäldern zu erhalten bzw. um sie verstärkt aktiv in unseren Wäldern zu beteiligen, ist eine dauerhafte Begleitung seitens des Waldbesitzers notwendig! Dies beginnt bereits mit der richtigen Auswahl der Herkunft.

Als Mischungselement wird die Mehlbeere hauptsächlich durch aktive Pflanzung eingebracht. Pflanzmaterial wird seitens der Baumschulen angeboten. Da die Mehlbeere jedoch mit allen anderen Sorbus-Arten Hybride bildet, gibt es in Bayern eine Vielzahl von regionalen Kleinarten (z.B. Kordigast-Mehlbeere, Donau-Mehlbeere). Die Beschaffung von Pflanzen sollte deshalb in Absprache mit den Fachleuten (Förstern) vor Ort erfolgen.

Die besonderen ökologischen Eigenschaften der Baumart wie der hohe Lichtbedarf und das langsame Wachstum erfordern darüber hinaus eine dauerhafte waldbauliche Unterstützung durch die Waldbesitzer. So ist es notwendig, die Mehlbeere in allen Wachstumsphasen von Konkurrenzdruck zu entlasten.

Nach erfolgreichem Anwuchs muss regelmäßig kontrolliert werden, ob Konkurrenzbaumarten das Überleben und die Vitalität der Mehlbeere bedrohen. Ist dies der Fall, sind Konkurrenten frühzeitig im Umgriff von ca. 2 m zu entnehmen, in späteren Wachstumsphasen ist auf eine freie Krone bzw. eine ungestörte Kronenentwicklung zu achten. Nur so kann es gelingen, die Baumart als bereicherndes Mischelement in den Klimawäldern der Zukunft zu beteiligen. In Waldrandlagen sowie auf Störungsflächen und Sonderstandorten kann sich die Mehlbeere nach Pflanzung oder Vogelsaat anfänglich erfolgreich etablieren. Aber auch dort benötigt sie Hilfe seitens des Waldbesitzers, um nicht im Konkurrenzkampf mit anderen Baumarten unterzugehen. 

Zusammenfassend betrachtet sind die Mehlbeeren wertvolle Mischbaumarten im Klimawandel. Sie brauchen jedoch dauerhaft waldbauliche Unterstützung, um im Bestand oder am Waldrand erhalten zu bleiben. Die Einbringung und Förderung der Mehlbeere stellt jedoch einen wichtigen Beitrag zur Begründung klimastabiler Wälder, zur Risikostreuung und zur Förderung der Artenvielfalt dar.