In den 1920er Jahren erlangte der Anbau von Maulbeerbäumen eine gewisse Bedeutung in Bayern. Gepflanzt wurde vorwiegend der Weiße Maulbeerbaum (Morus alba L.). Forstwirtschaftliche Interessen spielten dabei keine Rolle, auch die Nutzung der Früchte stand nicht im Vordergrund. Zum Verzehr geeignet sind eher die großen, leuchtend schwarzen Früchte von Morus nigraL., die Beeren des Weißen Maulbeerbaums sind klein und schmecken fad.
Tatsächlich versuchte man damals, die Herstellung von Seide in Bayern zu etablieren: Die Blätter des Weißen Maulbeerbaumes sind sehr gut zum Verfüttern an Seidenraupen geeignet. 1824 wurde deshalb die so genannte Seidenbau-Deputation eingerichtet, deren Ziel es war, die Pflanzung und Zucht von Maulbeerbäumen in allen Gegenden Bayerns einzuführen. Die Seidenbau-Deputation beschaffte hierfür Pflanzgut aus Italien, Ungarn und den Rheingegenden. Besitzern von Maulbeerbäumen wurden kostenlos Eier des Seidenspinners überlassen.
Die Resonanz auf die Bemühungen der Seidenbau-Deputation war offenbar groß. 1826 konnte berichtet werden, dass sich mehrere hundert private Interessenten, aber auch die Salinen-Administration um Abgabe von aus Italien importierten Maulbeerbäumen bemüht hätten.
Die Bayerischen Bemühungen zur Förderung der Seidenraupenzucht sind nicht isoliert zu sehen. Mehrere deutsche Länder unternahmen zu Beginn des 19. Jahrhunderts Versuche, eine einheimische Seidenherstellung aufzubauen. Zahlreiche Lehrbücher wurden verfasst, z. B. auch ein "Seidenbau-Katechismus". Allerdings war den Bemühungen kein dauerhafter Erfolg beschieden, ebenso wie bereits ein früherer Versuch unter Kurfürst Karl Theodor an zu geringer Seidenausbeute gescheitert war.
Als Relikte der Bemühungen zur Förderung der Seidenproduktion in Bayern sind heute noch hier und da alte Maulbeerbäume zu besichtigen, so z. B. drei stattliche Exemplare von Morus alba L. in der Hollandau bei Unterwössen. Möglicherweise handelt es sich um Nachkommen oder sogar Restexemplare einer schon 1831 aktenkundigen Anpflanzung unter Regie der Salinenforstverwaltung.
Heute bemüht sich in Unterfranken eine Projektgruppe des Weinbauverbandes namens "Erlebnislandschaft Mainfranken" aus landeskulturellen Gründen den Anbau von Maulbeerbäumen zu fördern. So wurde im Jahr 2002 die Maulbeere zum "Baum des Jahres für Frankens Weinberge" gekürt.