Abb. 2: Gleichmäßig über den Stamm verteilte Einbohrlöcher mit Schleimflussflecken.
Abb. 3: Sternförmiges Brutbild des Kleinen Buchenborkenkäfers.
Nach der extremen Trockenheit und Hitze in Verbindung mit hoher Sonneneinstrahlung während der Vegetationsperiode 2003 wurde in Baden-Württemberg vielerorts ein an stehenden Rotbuchen (Fagus sylvatica L.) bislang selten beobachteter Befall durch rindenbrütende Käfer festgestellt. Daran waren der Kleine Buchenborkenkäfer (Taphrorychus bicolor Hrbst.) und der Buchenprachtkäfer (Agrilus viridis L.) wesentlich beteiligt. Der Befall zeigte sich besonders oft an Bestandesrändern, die meist durch Sturmschäden wie z.B. durch den Orkan "LOTHAR" 1999 entstanden sind (Bild 1). Während der Befall durch Buchenborkenkäfer bereits im Herbst 2003 häufig beobachtet wurde, zeichnete sich der Buchenprachtkäfer-Befall mit wenigen Ausnahmen erst ab 2004 deutlich ab.
Kleiner Buchenborkenkäfer
Der Befall durch den Kleinen Buchenborkenkäfer zeigt sich auf der Rinde oft anhand zahlreicher Schleimflussflecken um die Einbohrlöcher, die einen Durchmesser von etwa 1 mm aufweisen. Die Flecken sind etwa so groß wie 1- oder 2-Cent-Münzen und verteilen sich mehr oder weniger gleichmäßig über den Stamm (Bild 2). Die zu Beginn des Befalls im Brutbild unter der Rinde anzutreffenden fünf bis acht Muttergänge sind unregelmäßig angeordnet und bilden oft eine Sternform (Bild 3), während die Larvengänge sich später oft überkreuzen.
Der Kleine Buchenborkenkäfer weist eine große ökologische Valenz auf, da er sowohl in angetrocknetem als auch in frischem Holz brütet. Er befällt stehende Buchen, wenn sie geschwächt sind. Bei Massenvermehrungen finden auch an gesunden Buchen Einbohrungen statt. Diese können allerdings den ersten Anflug durch erhöhten Saftfluss, der als kleine Schleimflussflecken sichtbar ist, abwehren und überwallen. Während einer Massenvermehrung in Folge des Trockenjahrs 1976 richtete der Käfer in verschiedenen oberhessischen Landesteilen bedeutende Schäden an. Jedoch kann er offensichtlich ohne eine erhöhte Disposition der Buchen, wie sie aktuell infolge der extremen Trockenheit und Hitze 2003 gegeben ist, keine nennenswerte forstwirtschaftliche Bedeutung erlangen. In diesen Fällen brütet er vorzugsweise in absterbenden Ästen und gefällten Stämmen.
Buchenprachtkäfer
Abb. 4: Schleimflussflecken um Einbohrlöcher des Prachtkäfers.
Abb. 5: Querovale Ausfluglöcher.
Abb. 6: Mit Bohrmehl verstopfte Fraßgänge.
Der Befall durch Prachtkäfer zeigt sich auf der Rinde vor allem anhand von Schleimflussflecken (Bild 4) und querovalen Ausfluglöchern (Bild 5). In und unter der Rinde schlängeln sich die immer breiter werdenden und mit festgepresstem Bohrmehl weitgehend gefüllten Larvenfraßgänge (Bild 6).
Der Buchenprachtkäfer tritt nach Trocken- und Hitzejahren bekanntermaßen in Massenvermehrungen auf, da dann die Bestände auf großer Fläche geschwächt sind. Um das Jahr 1950 kam es in Mitteleuropa zu einer ausgedehnten Massenvermehrung, wovon hauptsächlich Altbuchen betroffen waren. Diese war durch die drei Trockenjahre 1945, 1947 und 1949 ausgelöst worden. Nach den damaligen Erfahrungen sind Buchen auf flachgründigen Standorten, an untersonnten Rändern, südexponierten Steilhängen und Kuppen aufgrund von Trockenheit besonders disponiert. Andere Faktoren, wie z.B. die Verlichtungen infolge von Sturmereignissen oder starken Nutzungs- oder Durchforstungseingriffen in älteren Buchenbeständen, fördern den Befall erheblich.
Prognose und Maßnahmen
Abb. 7: Disponierte Buche.
Die in der Buchenkrone (Bild 7) während der Vegetationsperiode äußerlich sichtbaren Anzeichen für eine Disposition oder den Beginn eines Rindenbrüterbefalls sind vorzeitiges Verfärben des Laubes in Trockenjahren mit anschließendem Laubabfall, Verdorren und Absterben einzelner Äste und Kronenteile, Zopftrocknis, schüttere Belaubung und Kleinblättrigkeit.
Auf der Rinde kann ein Befall durch Rindenbrüter bei sorgfältigen Kontrollen anhand von Eigelegen (nur Prachtkäfer), Einbohrlöchern und braunem Bohrmehl (nur Borkenkäfer), Schleimflussflecken bzw. Nassstellen, Ausbohrlöchern und Spechteinschlägen festgestellt werden.
Um einer Holzentwertung zuvorzukommen, sollten Buchen, die stark befallen und geschädigt sind, rechtzeitig genutzt werden. Vermutlich wird mit derartigen Sanitärhieben gleichzeitig ein wesentlicher Beitrag zur Eindämmung der Populationsdichte und des Stehendbefalls weiterer Buchen geleistet.
Hierzu werden die Buchenbestände im Spätsommer noch vor dem Einsetzen der ersten Laubverfärbung auf Vitalitätsverluste, die sich in der Krone zeigen, und äußerliche Befallsmerkmale auf der Rinde untersucht. Buchen mit Blattverlusten von über 80% (nach den Kriterien der Waldzustandserhebung), die gleichzeitig Befallsmerkmale von Rindenbrütern aufweisen, sollten dabei ausgezeichnet werden. In diesen Fällen ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Holz entwertet wird und die befallenen Buchen absterben, hoch. Die ausgezeichneten Buchen müssen zur Gewährleistung des Erfolges dieser Maßnahme im anschließenden Winter unbedingt eingeschlagen und abgefahren werden, noch bevor sich im Folgejahr die Holzentwertung fortsetzt und der Käferflug wieder einsetzt.
Da die ersten Holzbrüter und der Kleine Buchenborkenkäfer bereits früh im Jahr schwärmen, muss das Holz zumindest in den wärmeren Gebieten bis spätestens Ende Februar aus den Buchenwäldern gebracht werden.